Atriva: Corona-Medikament mit deutschem Wirkstoff? Das kann Zapnometinib

Zapnometinib: Der Wirkstoff aus Tübingen bringt überraschende Daten für alle Corona-Varianten.
Aktuell wartet das Unternehmen Pfizer für sein Corona-Medikament Paxlovid noch auf die Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA). Und auch in Tübingen ist man dabei ein wirksames Medikament gegen das Virus zu entwickeln. Der entscheidende Bestandteil dabei ist ATR-002. Der offizielle Wirkstoff-Name lautet Zapnometinib.
Wie unter anderem der MDR schreibt, haben deutsche Forscher „im Rahmen der Entwicklung eines Wirkstoffs gegen Sars-CoV-2-Viren“ die „duale Wirkweise“ von Zapnometinib bestätigt. In einem Bericht der Medizinischen Fakultät Münster vom Dezember 2020 heißt es dazu bereits: „Ein entsprechender Wirkstoff mit der Bezeichnung „ATR-002“ zeige vielversprechende Ansätze.“
Wirkstoff aus Tübingen: ATR-002 eigentlich gegen Grippe
Dem Artikel zur Folge, wurde der Wirkstoff von der Firma Atriva Therapeutics GmbH für die klinische Anwendung weiterentwickelt. Zum damaligen Zeitpunkt hatte sich Zapnometinib bislang „als sicher und gut verträglich gezeigt“. Für den Januar 2021 war eine weitere Studie mit Unterstützung von Covid-19-Patienten angekündigt.
Wie der MDR schreibt sieht die Universität einen großen Vorteil des Wirkstoffs aus Tübingen in der doppelten Wirkungsweise. Das Medikament könne „sowohl die Vermehrung von Sars-CoV-2-Viren hemmen als auch die überschießende Immunantwort reduzieren, die bei schweren Covid-Fällen ein großes Problem darstellt.“ Ursprünglich wurde dieser Wirkstoff allerdings von der Tübinger Firma Atriva als Mittel gegen Grippe entwickelt.
Wirkstoff Zapnometinib mit guten Ergebnissen gegen Corona-Varianten
Wie die Fachzeitschrift Cellular and Molecular Life Sciences dann am 10. Januar 2022 dazu schreibt, blockiert der MEK1/2-Inhibitor ATR-002 „effizient die Ausbreitung von SARS-CoV-2 und lindert entzündungsfördernde Reaktionen“. Laut dem MDR-Bericht wird der Wirkstoff Zapnometinib seit April 2021 „in den Forschungen der Firma zusammen mit der Charité klinisch gegen Covid-19 getestet“. Abschließende Daten sollen im April 2022 vorliegen. Die Analysen in Münster haben in jedem Fall gezeigt, dass er in verschiedenen Zellkulturmodellen wirksam war – auch gegen alle getesteten Varianten von Sars-CoV-2.
Inhibitoren
Ein Inhibitor ist laut Definition ein Hemmstoff, also ein Stoff, der eine oder mehrere Reaktionen – chemischer, biologischer oder physikalischer Natur – beeinflussen kann, diese dann verlangsamt, hemmt oder verhindert.
Im wissenschaftlichen Beitrag bei Cellular and Molecular Life Sciences heißt es dazu wörtlich: „Wir zeigen, dass ATR-002, ein spezifischer Inhibitor der Upstream-MEK1/2-Kinasen, der derzeit in klinischen Studien als Anti-Influenza-Medikament evaluiert wird, eine starke Anti-SARS-CoV-2-Aktivität in Zelllinien sowie in der Primärluft zeigt -Flüssig-Interphase-Epithelzellkulturen (ALI) mit einem sicheren und selektiven Behandlungsfenster“.
Phase II-Studie mit Zapnometinib: Erste Patienten erhalten Medikament
Wie das Unternehmen Atriva zu seinen Forschungen mitteilte, wurde um den 13. April 2021 herum, „der erste Patient in seine klinische Phase II-Studie RESPIRE gegen COVID-19 eingeschlossen“. Dabei erfolgte demnach die „erste Verabreichung der Studienmedikation (MEK-Inhibitor ATR-002 bzw. Placebo) an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin unter Leitung des Stellvertretenden Klinikdirektors Univ.-Prof. Dr. med. Martin Witzenrath“.
RESPIRE
RESPIRE ist laut dem Unternehmen eine Placebo-kontrollierte, internationale, multizentrische klinische Studie bei Patienten mit mittelschwerem bis schwerem COVID-19.
Bei der Studie handelt es sich laut Atriva um eine randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte, internationale, multizentrische klinische Phase II-Studie bei 220 erwachsenen Patienten. Die Teilnehmer sollen dabei eine „moderate bis schwere COVID-19-Erkrankung“ aufweisen, welche im Krankenhaus behandelt werden muss. Allerdings darf dabei keine „intensivmedizinische Behandlung oder Beatmung“ benötigt werden.
Positive Aussichten für Studie zu Zapnometinib
Dr. Rainer Lichtenberger, CEO von Atriva Therapeutics zeigte sich zufrieden mit der aktuellen Entwicklung: „Wir sind erfreut, nun die Wirksamkeit von ATR-002 in der Behandlung von COVID‑19 prüfen zu können und sind gespannt auf die Ergebnisse der klinischen Studie.“
Lichtenberger erklärte, der „pharmakologischer Angriffspunkt“ sei „ein zellulärer Mechanismus, den RNA-Viren nutzen“. Der Wirkstoff Zapnometinib (ATR-002) greife dabei das Virus selbst nicht an, „blockiert aber einen zellulären Faktor, den es für seine Replikation benötigt“. Lichtenberger: „Wirtszell-basierte Ansätze erhalten ihre Wirksamkeit auch gegenüber mutierten Viren – ein Problem, das wir häufig beim Influenza-Virus und leider auch bei SARS-CoV-2 beobachten. Sollten die erhofften positiven Studienergebnisse eintreten, könnte ATR-002 unabhängig vom genetischen Subtyp der zugrundeliegenden Virusvariante ein wirksames Mittel gegen COVID-19 sein.“
Wirkstoff ATR-002 mit starken Daten gegen alle Corona-Varianten
Im November 2021 veröffentlichte das Unternehmen Atriva außerdem einen Beitrag zu einer präklinische Studie mit Wirkstoff ATR-002. Dabei wurde „die antivirale Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 im Vergleich zu arzneimittelfreien Kontrollen in einem etablierten präklinischen Infektionsmodell auf der Basis von Syrischen Hamstern“ untersucht. Die Ergebnisse zeigten: „Die behandelten Gruppen zeigten eine Verringerung der Viruslast in den Atemwegen und eine beträchtliche Abschwächung der Lungenentzündung und der Lungenschädigung“.

Die Wirkung von ATR-002 gegen unterschiedliche Corona-Varianten - „die Wildtyp-, Alpha- und Beta-Varianten von SARS-CoV-2 sowie SARS-CoV-1 und MERS-CoV“ - bestätigte sich zudem. Die Replikation der Viren konnte konnte in allen Fällen um 90-Prozent gehemmt werden. Zu der Studie erklärte Prof. Dr. Oliver Planz, CSO von Atriva Therapeutics: „Von der Wirkungsweise her haben wir erwartet, dass unser Spitzenkandidat auch gegen Coronavirus-Varianten wirksam ist und sind sehr zufrieden, dies bestätigt zu sehen.“
Nach Rücksprache mit dem Unternehmen Atriva wurde der Ursprungsartikel am 18. Januar inhaltlich überarbeitet.