Immer krassere Wetterlagen: Bedeutender Klimawert fast überschritten

Extreme Wetterlagen gibt es aufgrund der Erderwärmung immer häufiger – auch in Deutschland. Der Klimawandel scheint schneller voranzuschreiten als angenommen.
Der Klimawandel ist weltweit, aber auch in Deutschland immer deutlicher spürbar. Das Wetter verändert sich, die extremen Wetterlagen nehmen zu: Hitzewellen, Dürre, Starkregen, Überschwemmungen, schwere Stürme und enorme Schneemassen sind alles Folgen des Klimawandels. Experten warnen in Deutschland aktuell vor extremer Trockenheit, wie echo24.de bereits berichtete. Während vor einigen Jahren Extremwetter oftmals nicht in direkten Zusammenhang mit dem Klimawandel gebracht wurde, sieht es heute ganz anders aus.
Wissenschaftler sind inzwischen überzeugt: Extreme Wetterlagen und der Klimawandel hängen zusammen. Die menschengemachte Erderwärmung verändert das Klima unserer Erde – und sie scheint schneller voranzuschreiten als angenommen. Die globale Durchschnittstemperatur eines Jahres könnte laut Weltwetterorganisation (WMO) bis 2026 erstmals mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegen.
Extrem-Wetter in Deutschland nehmen zu: Erderwärmung schreitet voran
„Wenn die Durchschnittstemperatur steigt, nehmen auch die Extremwetter-Ereignisse zu, und es gibt mehr Hitzewellen. Wir wissen auch: Eine wärmere Atmosphäre enthält mehr Wasserdampf, weshalb stärkere Regenfälle zu erwarten sind“, erklärte Wissenschaftskommunikatorin Susan Joy Hassol bereits 2017 in einem Interview mit klimafakten.de. Beobachtungen von extremen Wetterlagen häufen sich. Die Wetter-Bilanz für 2021 ist schockierend.
Zu welchen Katastrophen Starkregen führen können, hat Deutschland 2021 durch die Flutkatastrophe schmerzlich lernen müssen. Eine App soll künftig vor Sturzfluten warnen. Generell sind Wassermassen ein großes Problem: Durch den Anstieg des Meeresspiegels verschwinden immer mehr Küstenregionen im Wasser.
Für dieses Jahr rechnen die Meteorologen damit, dass es in Südwesteuropa und im Südwesten Nordamerikas trockener ist als im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. Der Sommer 2022 soll auch in Deutschland heiß und trocken werden. In Nordeuropa, der Sahel-Zone, Nordostbrasilien und Australien dürfte es dagegen feuchter werden, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet.
Erderwärmung schreitet voran: 1,5-Grad-Schwelle könnte bis 2026 überschritten werden
Die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens ein Jahr in den nächsten fünf Jahren – von 2022 bis 2026 – eine Temperatur von über 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau erreiche, liegt laut Weltwetterorganisation (WMO) bei fast 50 Prozent. Das heißt aber nicht, dass die 1,5-Grad-Marke in diesem Fall dauerhaft überschritten wird: In den Folgejahren könne der Wert auch wieder niedriger liegen, so die WMO. Im Schnitt rechnen Experten für die kommenden Jahre aber mit weiter steigenden Temperaturen.
2015 galt es noch als praktisch ausgeschlossen, dass die Marke von 1,5 Grad innerhalb von fünf Jahren erreicht wird, wie die dpa berichtet. In dem Jahr einigte sich die Weltgemeinschaft im Pariser Klimaabkommen, die dauerhafte Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad und möglichst unter 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Letzteres Ziel scheint somit schon mal verfehlt.
Es wird immer wärmer – bis zu 1,7 Grad über vorindustriellem Niveau erwartet
Weltweit gesehen war das heißeste Jahr bislang 2016, als die globale Durchschnittstemperatur etwa 1,2 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900) lag. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Rekord bis 2026 gebrochen wird, liege laut WMO bei 93 Prozent. Genauso wahrscheinlich sei es, dass die durchschnittliche Temperatur über den Fünf-Jahres-Zeitraum 2022 bis 2026 höher liege als in den fünf Jahren davor. Die Berechnungen hat die britische Meteorologiebehörde für die Weltwetterorganisation vorgenommen.
Im vergangenen Jahr lag die globale Durchschnittstemperatur nach dem vorläufigen Klimabericht der WMO 1,1 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Den endgültigen Wert veröffentlicht die WMO am 18. Mai. Die britischen Meteorologen gehen davon aus, dass die Durchschnittstemperatur in diesem und den kommenden vier Jahren zwischen 1,1 und 1,7 Grad über vorindustriellem Niveau liegen wird.
Wetter wird immer extremer – auch in Deutschland
„Schauen wir auf die globale Temperatur, zeigen neueste Auswertungen, dass auch das Jahr 2021 mit einem Plus von gut einem Grad im Vergleich zum Mittel der vorindustriellen Referenzperiode 1850-1900 deutlich zu warm war. Damit haben wir nun hintereinander die sieben wärmsten Jahre erlebt, seit es instrumentelle Aufzeichnungen auf globaler Skala gibt“, sagte Prof. Dr. Gerhard Adrian, Präsident der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in einer Rede am 29. März 2022 in Berlin.
Der Klima-Experte erklärt außerdem, „dass es weltweit seit Ende des 19. Jahrhunderts etwa 1,1 Grad wärmer geworden ist. In Deutschland sind es sogar 1,6 Grad.“ Das Fazit: „Unser Wetter und damit auch das Klima wird extremer – weltweit, in Europa und in Deutschland. Darauf müssen wir uns einstellen.“