Zugausfälle und Verspätungen am Freitag – Bahn-Chaos wegen Streik vorprogrammiert
Wieder einmal brauchen Bahnreisende starke Nerven: Am Freitag kommt es zu einem bundesweiten Warnstreik bei der Deutschen Bahn und weiteren Bahnunternehmen – die Gewerkschaft EVG ruft zu Arbeitsniederlegungen auf.
Zugausfälle und Verspätungen – das kommt wohl am Freitag (21. April) auf viele Bahnreisende zu. Von morgens um drei 3 Uhr bis 11 Uhr legen die Beschäftigten der Deutschen Bahn und von weiteren Bahnunternehmen für mehrere Stunden die Arbeit nieder. Sowohl Nah- als auch Fernverkehr in Deutschland sind betroffen.
Nach dem Mega-Streik vor rund drei Wochen steht somit nun die nächste Arbeitsniederlegung im Zugverkehr an, wie am Dienstag aus Gewerkschaftskreisen hervorgeht. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn und 50 weiteren Unternehmen den Druck erhöhen will. Die Deutsche Bahn konnte die Folgen des Warnstreiks im Südwesten am Mittwochmittag zunächst nicht abschätzen.
Warnstreik legt auch den Bahnverkehr im Südwesten am Freitag lahm
Für den Regional- und Fernverkehr in Baden-Württemberg rechnet EVG-Landeschef Kurt Amberger mit ähnlichen Folgen wie beim ersten Warnstreik Ende März. „Nur ohne die Beteiligung von Verdi“, sagte er am Mittwoch, wie die „Deutsche Presse-Agentur“ (dpa) berichtet.
Zu erheblichen Auswirkungen wird es etwa in Stuttgart und Karlsruhe kommen. Dort werden auch die S-Bahnen weitgehend stillstehen. In der Fächerstadt sollen nur die Linien S1, S11 und S12 regulär fahren, wie die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mitteilte. Nach dem Ende des Warnstreiks soll der Betrieb wieder hochgefahren werden. Verspätungen und Fahrtausfälle seien jedoch den gesamten Tag über möglich.
Im Südwesten könnte der Ausstand auch Auswirkungen auf den Betrieb von Bahnunternehmen wie SWEG oder Go-Ahead haben. Sie werden nicht direkt bestreikt – dafür aber unter anderem Stellwerke. Und wenn ein Signal nicht auf Grün springe, könne der Betrieb generell nicht stattfinden, sagte EVG-Landeschef Amberger.
Streik am Freitag: Arbeitsniederlegungen der EVG mit weitreichenden Folgen im Bahnverkehr
Im Fernverkehr würde auch ein halbtägiger Warnstreik sehr wahrscheinlich zu einem kompletten Stillstand führen, weil viele Züge sonst am darauffolgenden Tag nicht am richtigen Ort wären. Die Verbraucherzentrale gibt bereits Tipps, wie sich Betroffene verhalten können.
Doch auch Flugreisende müssen sich auf Behinderungen einstellen: Für Donnerstag und Freitag hat die Gewerkschaft Verdi an den Flughäfen Düsseldorf, Hamburg und Köln/Bonn zu ganztägigen Warnstreiks im Sicherheitsbereich aufgerufen. Es sei mit längeren Wartezeiten bis hin zu Ausfällen oder Streichungen zu rechnen, warnte Verdi.
Was die EVG fordert
Es müsse kurzfristig mehr Druck auf jene Arbeitgeber ausgeübt werden, „die immer noch meinen, die Forderungen der Beschäftigten ignorieren zu können“, hieß es in der Einladung. „Einige Arbeitgeber weigern sich nach wie vor, auf die von den Tarifkommissionen der EVG beschlossenen zentralen Forderungen einzugehen, andere legen Angebote vor, die weit von dem entfernt sind, was wir fordern.“

Die EVG fordert bei einer Laufzeit von einem Jahr mindestens 650 Euro mehr im Monat oder zwölf Prozent mehr bei den oberen Einkommen. Derzeit verhandelt die Gewerkschaft in zweiter Runde nach und nach mit den rund 50 Unternehmen. Am Mittwoch trifft sich die Gewerkschaft mit dem Unternehmen Transdev. Mit der Deutschen Bahn ist die nächste Runde für die kommende Woche angesetzt. Bei dem Konzern betreffen die Tarifverhandlungen gut 180.000 Beschäftigte.
Was die Bahn anbietet
Die Deutsche Bahn zeigte sich zuletzt offen, den Schlichtervorschlag bei den Verhandlungen für den öffentlichen Dienst als Grundlage für die eigenen Gespräche zu übernehmen. Dieser sieht zunächst steuer- und abgabenfreie Sonderzahlungen von 3000 Euro in mehreren Stufen vor.
Ab März 2024 soll es dann einen Sockelbetrag von 200 Euro sowie anschließend ein Lohnplus von 5,5 Prozent geben. Wird dabei keine Erhöhung um 340 Euro erreicht, soll der betreffende Erhöhungsbetrag auf diese Summe gesetzt werden. Die EVG bewertete den Vorstoß als Provokation.
Wie die Verhandlungen bisher verliefen
Die Stimmung zwischen EVG und Bahn ist angespannt. Die Verhandlungen verliefen bisher recht konfrontativ. Sie begannen Ende Februar in Fulda. Da Personalvorstand Martin Seiler bei diesem Termin kein Angebot vorlegte, beendete die Gewerkschaft die Gespräche nach rund zwei Stunden.
Zur zweiten Runde Mitte März legte der Konzern ein Angebot vor. Die Gewerkschaft sah darin aber keine Grundlage, um in Verhandlungen einzutreten. Entsprechend scheiterte auch diese Verhandlungen vorzeitig – bereits da waren neue Streiks absehbar.
Es folgte Ende März ein großer Warnstreik-Tag, für den die EVG und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gemeinsam zu Arbeitsniederlegungen im Nah-, Regional- und Fernverkehr sowie an den Flughäfen aufriefen. Der Warnstreik legte den Fernverkehr der Bahn komplett lahm. Auch im Nah- und Regionalverkehr fuhr stundenlang kaum ein Zug. Chaos etwa auf den Autobahnen gab es nicht - weil vermutlich viele von zu Hause aus arbeiteten.