Münchner Solar-Autobauer sammeln 53 Millionen Euro ein - und stellen nächsten kühnen Plan vor

Ein völlig neues Automobil wollen Mittzwanziger aus München auf die Straße bringen - ohne Großinvestoren. 50 Tage später steht ein erstes Ergebnis fest.
- Das Münchner Jung-Unternehmen Sono Motors will das erste Solar-Auto auf die Straßen bringen.
- Nach Meinungsverschiedenheiten soll das ohne Groß-Investoren klappen.
- Ein Crowdfunding hat nun einen Millionen-Betrag eingespielt. Alle Probleme gelöst sind damit aber noch nicht.
Update vom 21. Januar 2020: Jetzt ist es offiziell: Der Münchner Solar-Autobauer Sono Motors kann vorerst weitermachen. Nachdem den Jung-Unternehmern Ende 2019 das Aus gedroht hatte, zahlten die potenziellen Käufer des Elektroautos „Sion“ in einer Crowdfunding-Kampagne rund 40 Millionen Euro ein - das verkündete das Start-up-Unternehmen am Dienstag mit. Investoren und Spender überwiesen weitere 13 Millionen Euro.
Co-Gründer und Firmenchef Laurin Hahn betonte: „Gemeinsam mit der Community werden wir unseren Weg konsequent fortsetzen, um den Sion schnellstmöglich in die Produktion zu bringen.“ Allerdings müssten Unterstützer und nachhaltige Investoren auch bei der weiteren Unternehmensfinanzierung eine zentrale Rolle spielen.
Die Serienproduktion des Solar-Modells „Sion“ soll im September 2021 im ehemaligen Saab-Werk Trollhättan in Schweden anlaufen. Bis dahin braucht das Unternehmen weitere 205 Millionen Euro, wie eine Sprecherin erklärte. Bislang liegen laut Sono Motors rund 13.000 Reservierungen für das Elektroauto Sion zum Preis von 25.500 Euro vor. Mit Solarzellen in der schwarzen Karosserie soll es rund 30 Kilometer zusätzliche Reichweite schaffen. Jetzt werde die Produktion aufgebaut - bis Spätsommer sollen dann die ersten Serien-Prototypen fahren. In zwei Jahren dann will das Unternehmen die ersten Fahrzeuge an Kunden ausliefern.
Die Crowdfunding-Aktion hatte bundesweit aufsehen erregt. Zuletzt berichtete auch die „Tagesschau“ über das Projekt.
Münchner Jung-Autobauer wollten 50 Millionen in 30 Tagen - nun steht das Ergebnis fest
Update vom 19. Januar 2020: Es war ein ambitioniertes Ziel, dass sich drei junge Münchner gesetzt haben - 50 Millionen Euro innerhalb eines Monats wollten sie sammeln, um ihren Traum vom serientauglichen Solar-Auto wahr werden zu lassen. Tatsächlich können sie nun Erfolg vermelden. Wenn auch erst „nach Verlängerung“.
„We.Made.It“, „wir haben es geschafft“, twitterte das Jungunternehmen Sono Motors am Samstag vergleichsweise trocken. Bis Sonntag stieg der Zähler der aufgelaufenen Investitionen und Vorabbestellungen für das Modell „Sion“ sogar auf knapp 51 Millionen Euro.
Ursprünglich hatte die gigantische Crowdfunding-Aktion bereits zum Jahreswechsel enden sollen. Da die erforderliche Summe noch nicht erreicht worden war, verlängerte Sono Motors um die Mittzwanziger Jona Christians, Laurin Hahn und Navina Pernsteiner die Geld-Akquise nochmals um drei Wochen bis zum 21. Januar. Ermöglicht haben den Erfolg offenbar auch zwei „Altaktionäre“, die zehn Millionen Euro nachschossen.
In trockenen Tüchern ist die Zukunft des Solar-Auto-Projekts damit noch nicht. Eine weitere Anschlussfinanzierung über 205 Millionen Euro ist nötig, um die Serienfertigung 2021 im westschwedischen Trollhättan Wirklichkeit werden zu lassen. Erst dann ist auch gesichert, dass die in Vorleistung gegangen Besteller auch ihren „Sion“ erhalten. Bei Sono Motors gibt es jetzt jedoch großen Optimismus: Mit Banken stehe man nach dem geglückten Crowdfunding in vielversprechenden Gesprächen.
Sie brauchen 50 Millionen in 30 Tagen: Münchner Jung-Autobauer wagen heiklen Schritt für erstes Solar-Auto

Erstmeldung: München - Es ist wahrlich ein großes Stück Arbeit, das sich die jungen Gründer des Münchner Unternehmens Sono Motors vorgenommen haben: Die Mittzwanziger Jona Christians, Laurin Hahn und Navina Pernsteiner wollen das nach eigenen Angaben weltweit erste „SEV“ bauen. Dabei handelt es sich weder um eine Abart des schwer umstrittenen SUV, noch um eine neue Variante des Schienenersatzverkehrs. Sondern um ein serientaugliches Auto, das sich selbstständig über Solarmodule auf der Karosserie aufladen soll.
Potenziell könnte die Idee frischen Wind in die buchstäblich festgefahrene Debatte um Verbrennungsmotoren, E-Autos und die Klimaproblematik bringen - oder auch in die zuletzt krisengeplagte deutsche Auto-Industrie. Doch es gibt Probleme. Offenbar nach Meinungsverschiedenheiten mit potenziellen „Großinvestoren“ droht den Münchnern eine massive Finanzierungslücke bei der Entwicklung des Mobils mit dem Namen „Sion“.
Sono Motors: Münchner Jung-Autobauer wollen ersten „SEV“ bauen - nun muss es die „Crowd“ richten
Schließen sollen diese nun Privatleute per Crowdfunding. Und das in nur 30 Tagen. „Es braucht Überzeugungstäter“, schreiben die Macher. 50 Millionen Euro werden nach Angaben des Unternehmens benötigt. Am 1. Dezember hat Sono eine Crowdfunding-Kampagne online gestellt. Gut 3,4 Millionen standen am Nachmittag des 3. Dezember zu Buche. Die restlichen knapp 46 Millionen Euro sollen bis Jahresende zusammenkommen.
Die Aktion dürfte durch den schieren Geldbedarf getrieben sein - liest sich aber durchaus auch nach einem (wirtschafts-)politischen Statement. „Im Laufe zahlreicher Verhandlungen mit internationalen Investoren haben wir immer wieder feststellen müssen, dass sich die Erwartungen der klassischen Finanzwelt nur schwer mit unseren Zielen und Werten vereinbaren lassen“, schreibt Sono Motors auf seiner Homepage.

Schnelle Profite seien mit einem erschwinglichen, klimafreundlichen und sozial verträglich produzierten Mobil nicht zu machen. 25.000 Euro soll der „Sion“ später einmal kosten. 2021, so der Plan, werden die ersten Exemplare in einem ehemaligen Saab-Werk in Westschweden vom Band rollen.
Zuletzt habe man aber „die Abwanderung unserer Technologien“ fürchten müssen. Auch Spionage und Ausverkauf von hochentwickelter Technik war in den vergangenen Monaten immer wieder ein Thema in der deutschen und internationalen Handelspolitik.
Kommt der Sion trotzdem? Sono-Motors entscheidet sich gegen Großinvestoren
„Wir haben uns gegen den Ausverkauf von Sono Motors entschieden“, erklärt das Unternehmen weiter. Nun liege es in den Händen der „Community“ ob das Solar-Auto auf die Straße kommen werde. Ziel sei eine Welt, „in der Menschen die Dinge selbst in die Hand nehmen“.
Kritik üben die Sono-Motors-Gründer aber auch am Wirtschaftsstandort Deutschland. „Hätten wir uns nur auf Fördermaßnahmen oder das deutsche Marktumfeld verlassen, gäbe es Sono Motors in der heutigen Form wahrscheinlich nicht“, sagte Vorstandschef Laurin Hahn zum Start des Crowdfundings: „Hier besteht dringender Handlungsbedarf aufseiten der Politik.“
Drei Jahre später beantragt das Münchner Unternehmen ein Insolvenzverfahren.
Sono Motors aus München: Gewinne für die Förderer - doch es steht viel auf dem Spiel
Auch Vorteile will das Unternehmen seinen Förderern anbieten. Gewinne sollen in den „Community Pool“ zurückgegeben werden, heißt es - während die Stimmrechte im Unternehmen bleiben. Das würde bedeuten: Die Gründer verzichten auf über ihre Gehälter hinausgehende Gewinne, behalten aber das Sagen im Haus.
Das Mittel des Crowdfoundings ist für Sono Motors im Prinzip bereits erprobt - auf diesem Wege holten sich die Autobauer auch ein erstes Startkapital. Teils kommt es auch aus Vorbestellungen des Mobils. Für diese werden 500 Euro fällig.
Auf der Kehrseite heißt das allerdings auch: Wer bereits einen „Sion“ reserviert hat, könnte das angezahlte Geld in den Sand gesetzt haben - gut 10.000 Mobile wurden nach Angaben des Unternehmens bereits angefordert. Die Sion-Macher verpacken dieses Risiko in etwas wohlklingendere Worte. "Wir werden in jedem Fall weiterkämpfen. Für eine klimafreundliche Mobilität und für unsere Reservierer." Um viel geht es dabei freilich auch für die 400 Mitarbeiter des Münchner Projekts.
Breit aufstellen will sich offenbar die bayerische Staatsregierung: Markus Söder hat hunderte Millionen für die Autowirtschaft ausgelobt - und dabei eine Lanze für den SUV gebrochen.
fn