Sanofi: Fast vergessener Impfstoff Vidprevtyn – alle Infos

Vidprevtyn (VAT00002) vom französischen Hersteller Sanofi weiter im Rolling-Review-Verfahren der Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA). Booster-Studie mit guten Werten.
Novavax ist aktuell der Impfstoff, der eine Zulassung der Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) erhalten hat. Anders als die mRNA-Impfstoffen von Biontech, Moderna und dem Vektorimpfstoff AstraZeneca gilt dieser als proteinbasierter Impfstoff. Ein weiteres Vakzin dieser Kategorie ist in den vergangene Monaten fast in Vergessenheit geraten – Sanofi.
Der französischen Hersteller machte bereits im Mai 2021 zusammen mit dem britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) erste gute Fortschritte bei der Entwicklung des Impfstoffs Vidprevtyn (VAT00002). Auch dieses Vakzin wird unter anderem vom Paul-Ehrlich-Institut als proteinbasierter Impfstoff geführt.
Paul-Ehrlich-Institut
Laut eigenen Angaben ist das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, für folgende Arzneimittel für Mensch und Tier zuständig. Unter anderem für Allergene, Arzneimittel für neuartige Therapien und Impfstoffe. Außerdem für Immunologische Tierarzneimittel wie Sera, Impfstoffe und Immunmodulatoren. Das PEI ist zudem zum Beispiel verantwortlich für die Genehmigung der klinischen Prüfung von Humanarzneimitteln, für Arzneimittelsicherheit, für die Beratung von nationalen, europäischen und internationalen Gremien bei der Beurteilung von Risiken und der Entwicklung von Leitfäden und für die Forschung auf den Gebieten der Allergologie, Bakteriologie, Biotechnologie, Immunologie, Hämatologie, Transfusionsmedizin, Veterinärmedizin und Virologie.
Anders als Valneva zählt er damit, wie auch Novavax vom gleichnamigen US-Hersteller, nicht als klassischer Totimpfstoff. Die EMA hat Ende Juli mit dem sogenannten Rolling-Review-Verfahren begonnen. Dieses Vorgehen dient der Beschleunigung auf dem Weg zur COVID-19-Impfstoffzulassung, indem die Bewertung von Datenpaketen der nicht-klinischen und klinischen Entwicklung eines Impfstoffkandidaten bereits begonnen wird, bevor alle erforderlichen Daten für einen Zulassungsantrag erhoben sind. Noch gibt es kein Datum für eine Freigabe.
Sanofi: So ist der Impfstoff aufgebaut
Das Paul-Ehrlich-Institut beschreibt Vidprevtyn als Protein-basierter Subunit-Impfstoff, der aus einer in Zellkultur hergestellten Version des Spikeproteins des SARS-CoV-2 besteht und mit einem Wirkverstärker (Adjuvans) versehen ist. Das Spikeprotein wird in Insektenzellen hergestellt. Wie andere Impfstoffe soll auch Vidprevtyn von Sanofi vor COVID-19 schützen und insbesondere schwere oder gar tödliche Krankheitsverläufe verhindern.
Wirkverstärker/Adjuvantien
Laut einer Definition des Paul-Ehrlich-Instituts, Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, sind Adjuvantien Bestandteile vieler inaktivierter und Subunit- Impfstoffe. Sie werden als Hilfsmittel eingesetzt, um im Körper der geimpften Person die Immunantwort auf Antigene zu verstärken (Wirkverstärker). Antigene sind Bestandteile des Erregers, die bei einem Impfstoff vom Immunsystem erkannt und Schutz vor der Infektionskrankheit erzeugen sollen. Das Immunsystem bildet nach der Impfung schützende Antikörper und spezifische Immunzellen (T-Zellen) gegen diese Antigene, sodass das Immunsystem bei Kontakt mit dem „echten“ Erreger diesen erkennt und bekämpft.
Bei der Herstellung des Vakzins hat laut einem Bericht der Pharmazeutischen Zeitung das Unternehmen Sanofi das Antigen (das Spike-Protein von SARS-CoV-2) hergestellt und GSK sein Adjuvanziensystem AS03 beigesteuert.
Schutz vor Corona: Studie I zu Sanofi enttäuscht
Einem Bericht der Pharmazeutischen Zeitung aus dem Dezember 2020 zufolge, gab es bei der Studien-Phase I/II von Sanofi einen unerwünschten Rückschlag für das Vakzin gegen Corona. Demnach gab es „unzureichende Ergebnisse zur Wirksamkeit bei älteren Erwachsenen“. Gegenüber dem Nachrichtenportal statnews.com erklärte die medizinische Leiterin Su-Peing Ng damals: „Die Arbeiten an dem Impfstoff sollen zügig fortgesetzt werden und für den Februar ist der Beginn eine Phase-IIb-Studie geplant.“
Die Daten der ersten Studie zu Vidprevtyn hatten gezeigt, „dass Probanden im Alter von 18 bis 49 Jahren Antikörpertiter entwickelten, die denen von Covid-19-Genesenen entsprachen. Erwachsene ab 60 Jahren hingegen wiesen Mengen an neutralisierenden Antikörpern auf, die unter den Werten in Seren von Rekovalezenten lagen. Für diese Teilnehmer war offensichtlich die verabreichte Impfdosis zu gering“. Ziel war es danach laut dem Beitrag, die Antigen-Konzentration zu überarbeiten, um über alle Altersstufen hinweg eine starke Immunantwort zu induzieren.
Positive Booster-Daten: Sanofi in Phase-III-Studie (VAT0008)
Im Dezember 2021 gab es sowohl von Sanofi, als auch von GSK positive Meldungen zur Entwicklung des Impfstoffs Vidprevtyn. In der Pressemitteilung war besonders von guten Booster-Daten die Rede: „Positive Booster-Daten zeigen, dass neutralisierende Antikörper durch den Protein-Impfstoff nach Gabe unterschiedlicher primärer Impfstoffe (mRNA oder Adenovirus) in allen untersuchten Altersgruppen um das 9- bis 43-fache ansteigen und ein gutes Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil aufweisen“.
Bei der klinischen Studie zu VAT0002 wurde „die Sicherheit und Immunogenität des Boosters untersucht“. Unabhängig vom Primärimpfstoff (AstraZeneca, Johnson & Johnson, Moderna, Pfizer/BioNTech) zeigte sich bei allen getesteten Altersgruppen, dass die neutralisierenden Antikörper um das 9- bis 43-fache ansteigen. Wie das Unternehmen schreibt, ist dies „die bisher umfangreichste Booster-Studie, in der die Auffrischung mit verschiedenen Impfstofftechnologien in Bezug auf die Erstimpfungen untersucht wurde“.

Thomas Triomphe, Executive Vice President von Sanofi Pasteur erklärte dazu: „Die vorläufigen Daten zeigen, dass wir einen starken Booster-Impfstoff haben, unabhängig davon, welcher Primärimpfstoff gegeben wird. Dies steht im Einklang mit unseren Bemühungen, relevante Antworten auf die sich entwickelnden Bedürfnisse der öffentlichen Gesundheitsversorgung zu geben.“
Sanofi: Details zur Phase-III-Wirksamkeitsstudie (VAT0008)
Wie das Unternehmen aus Frankreich zu seiner Studie mitteilt, wird in der ersten Phase „die Wirksamkeit einer Impfstoffformulierung mit dem Spike-Protein gegen das ursprüngliche D614-Virus (Wuhan) bei mehr als 10 000 Teilnehmern im Alter von über 18 Jahren untersucht“. Dabei bekommen die Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip zwei Dosen von 10 µg Impfstoff oder Placebo am ersten Tag und an Tag 22.
Stattgefunden hat die Studie an Standorten in den USA, Asien, Afrika und Lateinamerika. In Phase Zwei wird dann der Meldung zur Folge eine zweite bivalente Formulierung untersucht, die zusätzlich das Spike-Protein der Variante B.1.351 (Beta) enthält.
EMA-Entscheidung für Rolling-Review-Verfahren bei Sanofi (Vidprevtyn)
Wie das Paul-Ehrlich-Institut schreibt, hatte sich der Ausschuss für Humanarzneimittel (Committee for Medicinal Products for Human Use, CHMP) bei der Europäischen Arzneimittelagentur für das Rolling-Review-Verfahren entschieden, basierend auf „vorläufigen Ergebnissen aus Laborstudien (nicht-klinische Untersuchungen) und frühen klinischen Prüfungen an Erwachsenen“. Die Ergebnisse zeigten, „dass der Impfstoff immunogen ist; die Produktion von Antikörpern und Immunzellen gegen SARS-CoV-2 wurde nachgewiesen“. Erst wenn über das Verfahren ausreichend Daten gesammelt wurden, kann über einen Zulassungsantrag entschieden werden.