Paxlovid: Warnung vor Wechselwirkung – diese Tabletten-Liste sollten Sie kennen

Paxlovid von Pfizer gilt als große Hoffnung. Doch bei dem Corona-Medikament ist durchaus Vorsicht geboten. Diese Wirkstoffe sorgen für Probleme.
Am 23. Februar 2022 hat der US-Hersteller Pfizer mit der Auslieferung von Paxlovid in Deutschland begonnen. Das Corona-Medikament hatte im Januar 2022 die „bedingte Zulassung“ durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) erhalten. Insgesamt gab es positive Studien zu dem neuen Präparat. Doch es gibt durchaus Probleme mit Wechselwirkungen.
Grundsätzlich konnte Paxlovid auch im Vergleich mit Molnupiravir (Lagevrio/Handelsnanme) überzeugen. Beide sind in einer Reihe von Corona-Medikamenten im Kampf gegen Corona, die aktuell hoffungsvollsten Kandidaten in Europa. Doch zuletzt wurden kritische Töne gegenüber einem Wirkstoff lauter.
Paxlovid: So funktionieren die beiden Wirkstoffe
Unter anderem schreibt die Deutsche Apothekerzeitung (DAZ) über mögliche Probleme durch Ritonavir. Zusammen mit Nirmatrelvir bildet es das Wirkstoff-Duo in Paxlovid. Laut dem Beitrag wirkt dabei aber nur Nirmatrelvir gegen das Coronavirus. Ritonavir ist hingegen nur als Booster für seinen Wirkstoff-Partner zu verstehen.
Es hemmt demnach den Abbau von Nirmatrelvir und trägt somit „zur besseren Verfügbarkeit des Anti-Corona-Wirkstoffes im Körper“ bei. Bekannt ist dieses Wirkstoff-Prinzip laut der Deutschen Apothekerzeitung aus „früheren Arzneimittelkombinationen, die bei der Behandlung von HIV zur Anwendung kommen“. Doch es birgt Probleme.
Das Problem bei Paxlovid: Wechselwirkung mit Medikamenten
Mit dem Wirkstoff Ritonavir wird ein wichtiger „Abbauweg in der Leber (CYP3A4) und P-Glykoprotein“ gehemmt. Es drohen damit Wechselwirkungsprobleme. Bei apotheke-adhoc heißt es dazu, Paxlovid sei mit Vorsicht zu genießen: „Denn es gibt zahlreiche Wechselwirkungen, die unbedingt beachtet werden müssen. Davor warnt aktuell auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ): „Ritonavir besitzt ein hohes Interaktionspotenzial, unter anderem als Inhibitor von CYP3A4 und P-Glykoprotein.“ Apotheken-ADHOC ist das größte Fachportal für Nachrichten, Reportagen & News aus dem Pharma- & Apothekenmarkt.
Rhabdomyolyse / Myopathien
Laut gesund.bund.de ist eine Rhabdomyolyse ein Zerfall von Muskelfasern. Mögliche Gründe sind zum Beispiel Muskelquetschungen und die Einnahme von Medikamenten. Der Zerfall kann mild verlaufen, aber auch zu schweren Komplikationen führen. Mitunter ist eine Intensivbehandlung im Krankenhaus nötig.
Myopathien wird laut dem Universitätsklinikum Würzburg als Muskel-Erkrankung definiert. Mögliche Symptome sind Muskelschwund und Muskelschmerzen. Die Ursachen sind sehr unterschiedlich. Bei einigen Erkrankungen liegt die Ursache in der Muskulatur selbst. In anderen Fällen liegt eine Entzündungsreaktion oder eine andere Grunderkrankung vor. Auch Medikamente, Alkohol oder andere Giftstoffe können eine Myopathie verursachen.
Bei der Einnahme von Paxlovid sind dem DAZ-Beitrag zur Folge unterschiedliche Effekte möglich. Es könne sich der „Wirkspiegel von anderen Arzneimitteln erhöhen und diese unter Umständen toxisch werden lassen“. So könnte es Probleme geben, wenn man das Corona-Medikament von Pfizer mit dem Cholesterinsenker Simvastatin kombiniert, der über CYP3A4 verstoffwechselt wird. Höhere Wirkspiegel können bei Simvastatin zu Myopathie und Rhabdomyolyse (Zerfall der quergestreiften Muskulatur) führen.
Einnahme von Paxlovid: Gefahr bei „roten“ Arzneimittel
Wie Apotheken-ADHOC schreibt, hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zusammen mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) durch die Arbeitsgruppe „Covriin“ eine entsprechende Tabelle erarbeitet, die einen Überblick über betroffene Medikamente geben soll - sie könnte bei Einnahme von Paxlovid zu Wechselwirkungen führen.
Bei den „roten“ Arzneimitteln wird von einer Behandlung mit Paxlovid abgeraten. Bei „gelben“ Arzneimitteln soll eine Behandlung nur unter „besonderer Vorsicht“ durchgeführt werden. Rote Arzneimittel:
- Antiarrhythmika: Amiodaron, Propafenon
- Herzinsuffizienz-Medikamente: Ivabradin
- Statine: Simvastatin, Lovastatin
- Thrombozytenaggregationshemmer: Clopidogrel, Ticagrelor, Prasugrel
- Antikoagulantien: Rivaroxaban, Endoxaban, Apixaban, Dabigatran
- PAH-Medikamente: Bosentan, Sildenafil, Tadalafil, Avanafil, Vardenafil
- Antirheumatika: Colchicin, Piroxicam
- Alpha-Blocker: Alfuzosin
- Erektile Dysfunktion: Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil
- Antibiotika: Rifampicin, Fusidinsäure
- Virostatika: Glecaprevir/Pibrentasvir
- Antiepileptika/Sedativa: Phenytoin, Phenobarbital, Carbamazepin, Diazepam,
Estazolam, Flurazepam, Midazolam (oral), Clorazepat, Triazolam
Antipsychotika/Antidepressiva/Anxiolytika: Clozapin, Quetiapin - Migräne: Ergotamin (-derivate)
- Chemotherapeutika: Neratinib, Venetoclax, Apalutamid
- Analgetika: Pethidin, Norpethidin, Piroxicam, Propoxyphen
- Antihistaminika: Astemizol, Terfenadin
- Pflanzliche Arzneimittel: Johanniskraut
- Drogen: Amphetamin, Ketamin
Paxlovid: „Gelbe“ Arzneimittel - Gefahr der Wechselwirkung
- Antiarrhythmika: Digoxin, Diltiazem
- Statine: Atorvastatin, Rosuvastatin
- Antihypertensiva: Amlodipin, Nifedipin
- Antikoagulantien: Phenprocoumon
- Asthma: Theophyllin
- Bronchodilatatoren: Salmeterol
- Inhalative Kortikosteroide: Fluticason, Budesonid, Triamcinolon
- Alpha-Blocker: Tamsulosin
- Antibiotika: Erythromycin, Clarithromycin, Trimethoprim/Sulfamethoxazol, Rifabutin
- Antimykotika: Voriconazol, Ketoconazol, Itraconazol
- Antiepileptika: Lamotrigin
- Antipsychotika/Antidepressiva/Anxiolytika: Haloperidol, Risperidon,
Amitriptylin, Fluoxetin, Paroxetin, Sertralin, Imipramin, Nortriptylin,
Alprazolam, Buspiron, Thioridazine, Desipramin - Schlafmittel: Zolpidem
- Chemotherapeutika: Vincristin, Vinblastin, Afatinib,
Ceritinib, Dasatinib, Nilotinib, Encorafenib, Fostamatinib,
Ibrutinib, Abemaciclib - Immusuppressiva: Cyclosporin, Tacrolimus, Everolimus
- Analgetika: Fentanyl, Morphin, Hydrocodon, Codein, Tramadol,
Buprenorphin, Norbuprenorphin, Methadon - Antihistaminika: Loratadin, Fexofenadin
- Systemische Kortikosteroide: Dexamethason, Prednisolon
- Kontrazeptiva: Ethinylestradiol (reduzierte Effektivität der Kontrazeptiva)
- Schilddrüsenhormone: Levothyroxin
- Tabakentwöhnung: Bupropion
Für eine Einnahme von Paxlovid: Diese Optionen müssen überprüft werden
Patienten bei denen es bei einer Einnahme von Paxlovid zu Wechselwirkungen kommen könnte, gibt es verschiedene Schritte zu beachten. Hier eine Übersicht*:
- Pausieren: Medikamente, die bei einer Einnahme mit Paxlovid von Hersteller Pfizer zu einer Wechselwirkung führen könnten, sollten „für die Dauer der Therapie unterbrochen werden“. Möglich ist dies aber nicht bei allen Medikamenten.
- Dosisanpassung: Apotheken-ADHOC schreibt dazu - „Bei den übrigen Arzneimitteln, deren Wirksamkeit und Sicherheit durch die veränderten Plasmaspiegel maßgeblich beeinflusst werden, sollte eine Dosisanpassung erfolgen (bevorzugt unter Serumspiegel-Kontrolle, z.B. bei Immunsuppressiva oder Voriconazol).
- Substanzwechsel: Bei Arzneimitteln, die nicht pausiert werden können, die aber durchaus durch ein ähnliches Medikament mit derselben Gruppe mit geringerem Interaktionspotenzial ersetzt werden könnten, sollte der Wechsel der Substanz erwogen werden.
- Alternativen: Ist bei einer Einnahme von Paxlovid kein pausieren möglich und auch ein Substanzwechseln keine Option, dann sollte eine andere Corona-Therapie gefunden werden.
*eine Rücksprache mit dem Facharzt ist bei allen Überlegungen zwingend notwendig und wird auch von apotheke-adhaoc.de dringend angeraten