München - Der Ukraine-Krieg läuft nicht ganz in Linie mit der Vorstellung des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Diese Karte zeigt, wo der Ukraine-Krieg wütet. So kam in Charkiw nun der nächste Rückschlag - offenbar sind ukrainische Truppen bis zur russischen Grenze vorgestoßen.
Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj sieht die russische Invasion inzwischen vor einem Problem. Die von Moskau als solche bezeichnete „Spezialoperation“ in der Ukraine sei „Pleite“ gegangen. „Die Besatzer wollen immer noch nicht zugeben, dass sie sich in einer Sackgasse befinden“, wurde Selenskyj von der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian zitiert.
Außerdem kündigte Selenskyj an, den Druck weiter aufrechterhalten zu wollen und forderte eine Verschärfung der Sanktionen. Die EU könnte zwar an dieser Stelle noch am Montag (16. Mai) vorankommen. Im EU-Außenministertreffen wollen die Außenminister der EU-Staaten über ein neues Sanktionspaket einschließlich eines möglichen Öl-Embargos beraten. Doch es gibt Widerstand aus Ungarn.
Die diplomatischen Bemühungen Kiews im Hintergrund der Ukraine-Krise dauern an. Selenskyj kündigte in seiner mittlerweile traditionellen Videoansprache auch für diese Woche „viel internationale Aktivität“ an, wie Unian berichtete. „Die Schlüssel sind Waffen und finanzielle Unterstützung für die Ukraine“, sagte Selenskyj demnach. Dabei würden finanzielle Mittel nicht nur die aktuelle Lage stabil halten, sondern bei dem Wiederaufbau der Ukraine helfen.
Außerdem tue die ukrainische Regierung alles Mögliche, um die Aufmerksamkeit der Welt auf der Ukraine zu halten, wurde der ukrainische Präsident von Unian zitiert. Informationen zu den Forderungen der Ukraine müssten in allen relevanten Ländern in den Nachrichten erscheinen - „konstant und jeden Tag“, unterstrich Selenskyj. Hierfür werde er weiterhin etwa Reden in europäischen Parlamenten halten und versuchen, den Umfang dieser Ansprachen auf Asien und Afrika zu erweitern.
Darüber hinaus arbeite man daran, die Sanktionen gegen Russland zu verstärken. „Unsere Partner müssen wöchentlich Entscheidungen treffen, die Russlands Verbindungen mit der Welt beschränken“, forderte Selenskyj laut Unian und fügte hinzu: „Die Besatzer müssen den steigenden Preis des Krieges für sie konstant spüren.“ Im Rahmen der Bestrebungen sei ein mögliches Öl-Embargo nun die Priorität. Selenskyj gab an, die europäische Abhängigkeit vom russischen Gas komme nun zum Ende und dies werde sich nicht ändern: „Ganz egal, wie kräftig Moskau dies zu verhindern versucht.“
Im Zusammenhang mit Erwartungen eines Öl-Embargos dürfte die Ukraine heute gespannt nach Brüssel blicken. Dort wollen die Außenminister der EU-Staaten über den russischen Angriffskrieg beraten. Mit dabei ist auch ein spezieller Gast - der ukrainische Außenminister Dmitro Kuleba. Überschattet wird das Treffen aber vom Streit innerhalb der EU über ein Einfuhrverbot für russisches Öl.
Denn beim Thema Öl-Embargo befinden sich nicht alle Länder der Europäischen Union auf der selben Position. Die Pläne dafür stehen auf der Kippe, weil Ungarn nicht gewillt ist, sie zu unterstützen. Das Land will einem Embargo nur unter bestimmten Bedingungen zustimmen. Die ungarische Regierung fordert hier unter anderem eine längere Übergangsfrist und Milliardenhilfen für den Bau einer neuen Pipeline zur eigenen Versorgung. Indes könnte Deutschland einen Alleingang durchsetzen.
Zusätzlich dazu wird erwartet, dass die EU-Staaten weitere 500 Millionen Euro Militärhilfe für die Ukraine billigen. Mit dem Geld sollen neue Waffen und Munition für das ukrainische Militär gekauft werden. Der Vorschlag kam vom EU-Außenbeauftragten Josep Borrell am Rande des G7-Treffens in Schleswig-Holstein und dürfte Putin, über den einige Oligarchen Krebs-Gerüchte befeuern, nochmal verärgern. (bb)