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„Können Macron besiegen“: Streiks gegen Rentenreform in Frankreich gehen weiter

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Von: Alexander Eser-Ruperti

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Die Arbeitskämpfe gegen die geplante Rentenreform in Frankreich verschärfen sich. Einschränkungen des öffentlichen Lebens sind deutlich spürbar – und das wohl länger.

Paris – Eine Protestwelle rollt durch Frankreich, nur einer gibt sich davon unbeeindruckt: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Die Gewerkschaften zeigen sich kämpferisch und siegessicher, ihre Protestaktionen erfahren rege Beteiligung. Die geplante Rentenreform der Macron-Administration hatte bereits Mitte Januar über eine Million Französinnen und Franzosen auf die Straßen getrieben. Seitdem ist der Ärger über die Pläne der Regierung nicht gesunken – im Gegenteil. Wie geht es weiter?

Streiks gegen Macrons Rentenreform: Proteste in Frankreich halten an

Am Dienstag (7. März) waren erneut tausende Menschen zu Protesten gegen die Regierung von Emmanuel Macron und dessen geplante Rentenreform auf die Straßen des Landes gezogen. Streiks verschiedener Sektoren sorgten für massive Einschränkungen in Frankreichs öffentlichem Leben. So hatten zum Beispiel Transportarbeiter und Raffineriepersonal ihre Arbeit niedergelegt. Es war bereits das sechste Mal in diesem Jahr, dass Gewerkschaften zu Streiks aufgerufen hatten. In manchen Städten schlossen Schulen wegen Lehrerstreiks, insgesamt gab es 265 angemeldete Proteste in Frankreich.

Proteste in Frankreich
Gegen die geplante Rentenreform von Präsident Macron regt sich weiter erbitterter Widerstand. (Archivbild) © Christophe Ena/AP/dpa

Betroffen von Arbeitsniederlegungen im Transportwesen waren unter anderem das Bus- und U-Bahn-System in Großstädten wie Paris, doch auch Fluggesellschaften bekamen die Arbeitskämpfe zu spüren: Für den Dienstag und Mittwoch wurden bis zu 30 Prozent der geplanten Flügel gestrichen, da die Fluglotsen in den Ausstand getreten sind. Auch Clément Beaune, beigeordneter Minister für den Verkehrsbereich im Umweltministerium, musste zugestehen, dass der Dienstag „einer der schwierigsten“ Tage für Reisende seit Protestbeginn gewesen sei. Es könnten noch einige folgen.

Demonstrationen gegen Macrons Rentenreform: Wie lange gestreikt wird, ist offen

Die Proteste in Frankreich setzen den französischen Präsidenten unter Druck, doch Emmanuel Macron hält an der Rentenreform als seinem Leuchtturmprojekt fest. Unter anderem will der Präsident das Renteneintrittsalter in Frankreich von 62 auf 64 Jahre anheben. Die Regierung plant zudem die Beschleunigung der bereits länger beschlossenen Anhebung der Einzahldauer für einen vollen Rentenbezug.

Arbeitnehmerverbände kündigten zuletzt weitere, unbefristete Streiks an. Verschiedene Gewerkschaften haben sich dazu entschlossen, am Ende eines jeden Streiktags über die Fortführung am nächsten Tag abzustimmen. In anderen Worten: Es gibt kein festgelegtes Enddatum der Arbeitsniederlegungen.

Rentenreform in Frankreich: „Eine geschlossene Front französischer Frauen kann sie besiegen“

In der Debatte um die Rentenreform in Frankreich spielt auch das Thema geschlechtsbezogener Benachteiligung eine besondere Rolle. Die Regierung versucht, die ungeliebten Pläne erfolglos an die Bevölkerung zu verkaufen. Zuletzt hatte einer von Macrons Ministern selbst einräumen müssen, dass die Reform „Frauen ein wenig benachteiligen“ würde. Das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern in Frankreich setzt sich in Unterschieden zwischen den durchschnittlichen Renten für Frauen und Männer fort. Hinzu kommt: Vorschriften benachteiligen diejenigen, die in Teilzeit arbeiten müssen oder deren Karriere durch Kinderbetreuung unterbrochen wurde, so France 24.

Eine Teilnehmerin der Demonstrationen vom Dienstag erklärte gegenüber France 24: „Macron und seine Regierung haben gelogen, indem sie behaupteten, dass es Frauen dank dieser Reform besser gehen würde.“ Die Demonstrantin weiter: „Diese Ungerechtigkeit gegenüber Frauen ist die Achillesferse der Reform: Eine geschlossene Front französischer Frauen kann sie besiegen.“

In einer Ifpo-Umfrage für das Journal de Dimanche erklärten nur 32 Prozent der Befragten ihre Unterstützung für Macrons Pläne – sollte er mit ihnen scheitern, schwächt ihn das auch persönlich. (ales)

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