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Heimliches Weglassen des Kondoms kann Vergewaltigung sein

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Von: Michaela Ebert

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Weglassen eines Kondoms oder auch „Stealthing“ kann Vergewaltigung sein. © picture alliance / Zoonar | Yelizaveta Tomashevska

Aus einvernehmlichem Sex kann ein Verbrechen – mitunter sogar Vergewaltigung – werden. Gerade dann, wenn das Kondom gegen den Willen des Partners heimlich weggelassen wird. Das hat der Bundesgerichtshof nun beschlossen.

Dass das sogenannte „Stealthing“, also das heimliche Weglassen eines Kondoms gegen den Willen des Partners, eine Straftat ist, steht bereits seit 2016 fest. Nun aber hat sich auch der Bundesgerichtshof (BGH) in einem aktuellen Beschluss (Az.: 3 StR 372/22) erstmals ausführlich zu dem Phänomen geäußert.

Was ist „Stealthing“?

Der Begriff „Stealthing“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „Heimlichkeit“. Gemeint ist damit ein Sexualdelikt: Dabei täuschen Männer ihrer Sexpartnerin oder ihrem Sexpartner vor, ein Kondom zu nutzen.

In einem konkreten Fall hatte ein IT-Fachmann in seinem Schlafzimmer ein Kondom aus der Verpackung geholt und so getan, als würde er es benutzen. Die Frau drehte sich um und sah deswegen nicht, dass er es doch nicht übergestreift hatte. Ungeschützter Geschlechtsverkehr wäre für sie aber nicht infrage gekommen, gab sie später glaubhaft zu Protokoll.

Straftat „Stealthing“ – Auch Urteil einer Vergewaltigung möglich

Das Düsseldorfer Landgericht habe dies zu Recht als sexuellen Übergriff gewertet, befand der BGH. Es spiele dabei auch keine Rolle, dass die Frau unmittelbar davor ungeschützten Oralverkehr mit dem Mann hatte. Es wäre sogar eine Verurteilung wegen Vergewaltigung infrage gekommen, erläuterte ein BGH-Sprecher am Mittwoch.

Der Bundesgerichtshof hob das Urteil des Landgerichts trotzdem auf, aber wegen eines Formfehlers an anderer Stelle: Das Landgericht habe es versäumt, dem Mann einen notwendigen rechtlichen Hinweis zu erteilen. Das Landgericht hatte den intensiven Nutzer von Dating-Portalen wegen mehrerer Sexualdelikte zu drei Jahren Haft verurteilt. Nun muss der Fall in Düsseldorf neu verhandelt werden.

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