1. echo24
  2. Welt

Experten erklären, warum sich Eltern von ihren Kindern schlagen lassen

Erstellt:

Von: Isabel Wetzel

Kommentare

Viele Kinder tanzen ihren Eltern auf der Nase herum – und immer öfter kommt es dabei auch zu Gewalt. Experten geben Tipps, wie Sie das vermeiden können.

Gewalt in der Erziehung ist ein absolutes Tabu. Entgegen erster Gedanken sind mittlerweile auch immer mehr Eltern davon betroffen - Eltern, die sich von ihren Kindern schlagen lassen, wie Pädagogin Birgit Kärgel im Stern berichtet. Die Betroffenen melden sich bei der „Nummer gegen Kummer“ beim Landesverband des Deutschen Kinderschutzbundes in Hamburg – und zwar immer häufiger in den vergangenen Jahren.

Sie sind „verzweifelt, beschämt und hilflos“ – und aus Sicht der Pädagogin ein riesengroßes Problem. Doch woran liegt es, dass die Eltern sich nicht wehren und ihre Kleinen nicht bremsen können? Die Expertin gibt Antworten.

Zu streng oder zu lasch? Bei der Kindererziehung die richtige Balance zu finden, ist nicht leicht.
Zu streng oder zu lasch? Bei der Kindererziehung die richtige Balance zu finden, ist nicht leicht. (Symbolbild) © IMAGO / Shotshop

Kein Kontakt zu den Kindern: Betroffene Eltern geben nicht rechtzeitig Kontra

Das Problem beginnt nach Ansicht von Birigit Kärgel bereits in unserer Vorstellung von Erziehung. Nicht zu autoritär darf sie sein, das Kind muss eigene Entscheidungen treffen dürfen, möglichst früh möglichst selbstständig sein. All das, was viele Erwachsene von heute in ihrer Kindheit so noch nicht durften. Doch anti-autoritäre Erziehung ist auch nicht die Lösung, so Kärgel im Gespräch mit dem Stern. Schon im Kleinkindalter bräuchten Kinder eine klare Linie. Im Stern beschreibt die Pädagogin die Beziehung zwischen Eltern und Kind anhand eines Seils, das jeweils an einem Ende gehalten wird.

Damit man sich gegenseitig erleben kann, müsse das Seil zumindest etwas gespannt sein. Da viele Eltern heutzutage aber ständig nachgeben, bestehe keine Verbindung zwischen ihnen und ihrem Kind – das Seil hänge durch. Dabei bräuchten die Kinder jemanden, der ihnen den Weg zeigt, betont Birgit Kärgel, damit sie selbst irgendwann Grenzen setzen und jemandem den Weg weisen können.

Harmonie im Alltagsstress: Eltern sollten Kindern Grenzen aufzeigen – und dann allmählich lockern

Hinzu kommt, dass Familien heutzutage besonders strapaziert sind. Noch viel mehr in der Corona-Pandemie*, wenn Homeschooling, Homeoffice, Quarantäne und Freizeit auf engem Raum kollidieren*. Da ist kein Platz für Konflikte. Diplom-Sozialpädagogin Cordula Klaffs von einer Berliner Familienberatung beschreibt im Stern-Bericht vor allem den Kampf vieler Eltern gegen die Uhr sowie die Balance zwischen Arbeit und Familie. Doch auch das schlechte Gewissen, nicht alles unter einen Hut zu bekommen, sei ein Hemmnis. Komme es dann zu Auseinandersetzungen mit den Kindern, falle es Eltern schwer zu sagen, wann Schluss ist.

Man wünsche sich Harmonie in der kurzen gemeinsamen Zeit, wolle die Kinder nicht zu sehr bevormunden und sei vielleicht auch einfach zu erschöpft für Diskussionen. Die Expertinnen empfehlen Eltern daher vor allem, ehrlich und authentisch zu sein. Sie sollten den Kindern Grenzen setzen und diese dann allmählich lockern, wenn sie nicht mehr benötigt würden. Vor allem aber sollten sie keine Angst haben, Fehler zu machen, und sich auf ihre Kinder einlassen. (iwe) *hna.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

Auch interessant

Kommentare