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Erdbeben in der Türkei und Syrien – warum das Krisengebiet so stark getroffen wurde

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Von: Julia Cuprakowa

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Mehrere Erdbeben erschüttern am Montag die Türkei und Syrien. Tausende Menschen sterben, werden verletzt und verschüttet. Warum waren die Beben so heftig? 

Nach einer der schwersten Erdbebenkatastrophen der vergangenen Jahrzehnte sind in der Südtürkei und Nordsyrien mindestens 5000 gestorben. Die ersten Hilfsorganisationen aus Baden-Württemberg rücken in das Katastrophengebiet aus. Für die Türkei sind Erderschütterungen aufgrund der Plattentektonik keine Seltenheit. Immer wieder bebt im östlichen Zipfel Europas und Vorderasien die Erde. Erst im Oktober 2020 kamen in Izmir bei einem Beben mehr als 100 Menschen ums Leben.

21 Jahre zuvor, also im Jahr 1999, war die Türkei zudem von einer der schwersten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte getroffen worden: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit kostete mehr als 17.000 Menschen das Leben. Für die größte türkische Stadt Istanbul erwarten Experten in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben. Doch wieso kommt es ausgerechnet in der Türkei zu solchen folgenschweren Erdbeben?

Erdbeben in der Türkei – warum bebt die Erde in dieser Region?

Der Grund für die ständige Erdbebengefahr in der Türkei ist die plattentektonische Bewegung. Konkret: Die Kollision der Arabischen Platte nach Norden in Eurasien zwingt die dazwischenliegende Anatolische Platte mit einer Geschwindigkeit von etwa zwei Zentimetern pro Jahr nach Westen.

Bewegung der tektonischen Platten um das Erdbebengebiet.
Bewegung der tektonischen Platten um das Erdbebengebiet. © dpa / dpa-infografik GmbH

Die Platten gleiten jedoch nicht reibungslos aneinander vorbei, sondern verkeilen sich. Dadurch bauen sich über Jahre oder Jahrzehnte Spannungen im Erdinneren auf. Mit der Zeit übersteigt die Spannung den Widerstand der Gesteinsmasse und die Platten schrammen mit einem plötzlichen Ruck aneinander vorbei. Es kommt zu einem Erdbeben.

Warum das Erdbeben in der Türkei und in Syrien so verheerend war

Die Bewegung der Platten ist zwar die grundlegende Ursache für das Beben in der Türkei und Syrien, die massive Zerstörung hängt jedoch von anderen Faktoren ab. Wie Dr. Stange vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau auf Nachfrage von echo24.de erklärt, kommt es vor allem auf die Stärke des Bebens an und auf die Entfernung des Epizentrums an.

Das Epizentrum des Bebens lag nach Angaben der US-Erdbebenwarte in der Nähe der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt Gaziantep, rund 60 Kilometer von der Grenze zu Syrien entfernt in 17,9 Kilometern Tiefe und hatte eine Stärke von 7,8, wie auch die „tagesschau.de“ berichtet. Die enorme Stärke des Bebens lag, nach Einschätzungen von Dr. Stange, an der großen Bruchfläche. Diese beträgt ersten Einschätzungen nach etwa 150 Kilometer.

Zerstörerisches Erdbeben in der Türkei – Dichte der Bevölkerung und Bauqualität spielen eine Rolle

Das heißt: Die Platten schrammten also fast zwei Meter plötzlich einander vorbei und das auf einer Länge von etwa 150 Kilometer. Dadurch entstanden extrem heftige Erdbebenwellen, die sich vom Epizentrum in alle Richtungen fortbewegten. Dadurch bebte die Erde an die zwei Minuten.

Alle diese geologischen Faktoren, aber auch die Dichte der Bevölkerung in dem betroffenen Gebiet und auch die Bauqualität sorgten im Endeffekt für die enorme Zahl an Todesopfern und die massive Zerstörung in der Türkei und Syrien. In den nächsten Tagen werden vermutlich noch Tausende weitere Tote dazu kommen. Denn die Wetterlage in der Türkei und Syrien wird vor allem für Verschüttete gefährlich: Bis zu minus zehn Grad und Neuschnee sind angekündigt.

 echo24.de berichtet, wo für die Menschen in der Türkei und Syrien gespendet werden kann. Die Anteilnahme und Hilfsbereitschaft ist groß, auch die islamische Gemeinde Neckarsulm trauert.

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