Twitter: Elon Musk ließ Deal aus Angst vor drittem Weltkrieg platzen

Wegen angeblich falscher Angaben will Elon Musk Twitter nicht mehr kaufen. Brisante Textnachrichten mit seinem Banker deuten in eine andere Richtung.
Delaware – Im Rechtsstreit um die Übernahme von Twitter durch den milliardenschweren US-Unternehmer Elon Musk hat es eine unerwartete Entwicklung gegeben. So will das Anwaltsteam des Social-Media-Konzerns das zuständige Gericht in Delaware (USA) davon überzeugen, dass Musk den Deal nicht aufgrund einer großen Anzahl Fake-Accounts auf der Plattform platzen ließ – sondern weil er angeblich Angst vor dem dritten Weltkrieg hatte.
Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge brachte Bill Savitt, ein Anwalt von Twitter, am Dienstag (06.09.2022) eine pikante Textnachricht zwischen Elon Musk und einem seiner Banker als Beweismittel vor. In der Nachricht vom 8. Mai hatte der Tesla- und SpaceX-Gründer den Banker demnach aufgefordert, den Prozess der Übernahme zu verlangsamen, um die Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin abzuwarten, in der dieser seine Entscheidung zum Krieg gegen die Ukraine verteidigte.
Elon Musk: Sorge vor Putin und dem Weltkrieg
Am 9. Mai dann blickte nicht nur Musk, sondern die ganze Welt gespannt auf Moskau. Politik und Medien rechneten im Vorfeld mit einer martialischen Kriegsrede des Kreml-Herrschers – gespickt mit Atom-Drohungen gegen die internationale Staatengemeinschaft und der Verkündung einer Generalmobilmachung in Russland, um im miserabel laufenden Feldzug gegen die Ukraine die Oberhand zu gewinnen. Die Befürchtungen bewahrheiteten sich allerdings nicht. Wladimir Putin hielt sich bei seiner Ansprache an die Nation eher zurück, wirkte fast schon kleinlaut.
Tags zuvor soll sich Elon Musk Sorgen gemacht haben, dass die Situation auch über die Grenzen der Ukraine und Russlands eskalieren könnte. „Es macht keinen Sinn, Twitter zu kaufen, wenn wir auf den dritten Weltkrieg zusteuern“, schrieb der mittlerweile 51-Jährige laut den Anwälten, die Bloomberg zitiert. Mit den Textnachrichten versucht Twitter, die Argumente des Unternehmers zu entkräften, der angegeben hatte, die Plattform wegen falscher Angaben des Konzerns zu Scheinkonten nicht mehr kaufen zu wollen.
Twitter-Gebot von Elon Musk war sehr hoch angesetzt
Zuvor war bekannt geworden, dass Musk auch Anschuldigungen eines Whistleblowers ins Spiel gebracht hatte, um von dem Deal zurückzutreten. In einem Schreiben an Twitter erklärte das Anwaltsteam des E-Auto-Pioniers, wegen der Vorwürfe, bei Twitter gebe es „ungeheuerliche“ Mängel bei der Sicherheit und dem Schutz von Nutzerdaten, sei das Übernahmeangebot nicht mehr gültig.
Musk versucht bereits seit Mitte Mai, angeblich falsche Schätzungen von Twitter zur Zahl der Spam- und Fake-Accounts zum Thema zu machen. Deswegen habe er den Übernahmeprozess gestoppt, sagte er immer wieder. Kritiker:innen des Milliardärs gehen davon aus, dass Musk diese Taktik anwandte, um den Preis zu drücken. Sein Gebot lag bei 44 Milliarden Dollar (54,20 Dollar pro Aktie), der Börsenwert von Twitter derzeit nur bei rund 31,5 Milliarden Dollar – und damit deutlich darunter. Twitter fordert jedoch, dass Musk sein Angebot wahr werden lässt und das Unternehmen für 44 Milliarden übernimmt. (tvd)