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„Müssen uns anschnallen“ – Experten erwarten 2023 ungewöhnliches El-Niño-Phänomen

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Von: Carolin Gehrmann

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2023 könnte das Wetterphänomen El Niño in extremer Form zurückkehren, warnen Experten. In Kombination mit der Klimaerwärmung könnten neue Hitzerekorde erreicht werden.

Die Anzeichen für die Rückkehr eines Extremwetter-Phänomens mehren sich: Im Jahr 2023 könnte eine Wiederkehr von El Niño bevorstehen – mit Folgen, die dann auch in Deutschland zu spüren wären, wie merkur.de berichtet. Einige Forschende warnen bereits vor einem bevorstehenden „Super-El-Niño“-Ereignis, das die Temperaturen 2023 und 2024 in neue Rekordhöhen treiben könnte – darunter Dr. Mike McPhaden von der US National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) auf dem Onlineportal The Inertia.

2023 könnte ein Super-El-Niño-Jahr werden – mit weltweiten Auswirkungen

Auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) sieht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass 2023 ein El Niño-Jahr wird. „Alle Modelle deuten darauf hin“, sagt Dr. Kristina Fröhlich auf Anfrage von merkur.de von IPPEN.MEDIA. Von einem Super-El-Niño möchte sie aber noch nicht sprechen. „Da wäre ich noch vorsichtig, auch wenn es in unserem System grundsätzlich danach aussieht, dass im Herbst ein El Niño kommen wird.“ Genaue Vorhersagen diesbezüglich seien im Frühjahr allerdings noch schwierig, erklärt sie. Im Juni werde man mehr Klarheit haben.

Was bedeutet El Niño?

Der Name El Niño (spanisch für ‚Kind‘) ist vom Christuskind abgeleitet, denn das Phänomen tritt in Südamerika meist um die Weihnachtszeit auf. Was zunächst harmlos klingt, kann aber schwere klimatische Folgen nach sich ziehen. Für Fischer bedeuten El Niño-Jahre auch vor allem wirtschaftliche Probleme, da wegen der hohen Wassertemperaturen vor der Küste Perus ihre Existenzgrundlage, die Fischschwärme, ausbleiben. Fischer waren es auch, denen die zyklisch auftretende Wetterabweichung zuerst auffiel und die ihr den biblisch inspirierten Namen gaben.

El Niño kommt in regelmäßigen Abständen von durchschnittlich vier Jahren

Etwa alle drei bis fünf Jahre verändern sich durch El Niño die Meeresströmungen im Pazifik. Kältere Wassermassen werden von wärmeren verdrängt, wodurch sich das Oberflächenwasser erwärmt. Dieses Wasser gibt dann auch Wärme an die Atmosphäre ab – mit gravierenden Folgen für die globale Wetterlage. Selbst an ganz anderen Winkeln der Erde macht sich El Niño durch Starkregen, Überschwemmungen oder extreme Trockenheit bemerkbar. Auch 2016, das bisher heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, wurde von einem besonders starken El Niño angetrieben, erklärt die Expertin.

Laut Deutschem Wetterdienst sprechen alle Modelle für ein El Niño 2023

Die Wassertemperaturen vor der peruanischen Küste hätten zwar schon jetzt Rekordwärme erreicht, doch in der eigentlichen El-Niño-Region, die sich eher im zentralen tropischen Pazifik befindet, herrschten derzeit laut Fröhlich noch neutrale Bedingungen. Erst wenn über mehrere aufeinanderfolgende Monate durchgehend Temperaturen gemessen werden, die mindestens 0,5 Grad Celsius über dem Klimamittel liegen, hat man es aus wissenschaftlicher Sicht mit einem echten El Niño zu tun.

Durch El Niño 2023 könnte es zu noch extremeren Hitzewellen kommen als 2022

Die Wahrscheinlichkeit, dass es zwischen Juni und August 2023 dazu kommt, beträgt laut Weltwetterorganisation (WMO) derzeit 55 Prozent. Tritt das tatsächlich ein, dann könnte sich das auch auf Mitteleuropa und Deutschland auswirken. Einige Experten warnen schon davor, dass es 2023 und 2034 zu noch extremeren Hitzewellen kommt als im Sommer 2022, als in etlichen Orten die höchste Warnstufe galt und Hitzerekorde gebrochen wurden. Teilweise kam es dadurch zu Bränden und extremer Dürre.

Die letzten drei Jahre waren eigentlich „Kaltjahre“ durch La Niña – trotzdem kam es zu Hitzerekorden

Die letzten drei Jahre waren in Bezug auf El Niño eigentlich Kaltjahre, erklärt Wetterexpertin Fröhlich. Denn da hatten wir es mit El Niños kühlerem Gegenstück „La Niña“ zu tun, einer kalten Meeresströmung, durch die sich der Pazifik abkühlt. Dass es trotz dieser natürlichen Kühlung des Ozeans zuletzt zu Temperaturrekorden und schweren Unwettern kam, könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich das weltweite Hitzeproblem durch die Kombination aus Klimaerwärmung und zusätzlichem El Niño noch verschärfen werde, so auch die Vermutung von Fröhlich.

Dürren, Überschwemmungen, Stürme durch El Niño 2023 – „Wir müssen uns anschnallen“

Ein weiteres kühlendes La-Niña-Jahr ist laut James Hansen von der Columbia University in New York sehr unwahrscheinlich, wie er bereits im vergangenen Herbst schrieb. „Wir sind fällig“, warnt auch McPhaden und bezieht sich dabei vor allem auf den Turnus von durchschnittlich vier Jahren, in dem ein El Niño auftritt. „Wenn das passiert, müssen wir uns anschnallen“, sagt er. Denn die absehbaren Folgen – extreme Dürren, Überschwemmungen, Hitzewellen, Stürme – werden seiner Ansicht nach weltweit zu spüren sein. Dafür muss sich allerdings zunächst bestätigen, dass es im Herbst oder Winter 2023 tatsächlich zu einem El Niño kommt.

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