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CureVac: Nach erster Impfstoff-Pleite - Hersteller spricht über zweiten Versuch

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Von: Dominik Jahn

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Curevac in Tübingen
CureVac: Exklusive Einblicke - neuer Impfstoff-Versuch, Vorteile, Aussichten © dpa/Bernd Weissbrod

CureVac startet einen zweiten Versuch: Die Verantwortlichen erklären was der neue Impfstoff alles können soll.

Seit einigen Tagen ist es klar: CureVac startet einen zweiten Anlauf bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Corona. Das biopharmazeutische Unternehmen mit Hauptsitz in Tübingen hatte im ersten Versuch, nach schwachen Ergebnissen bei der Wirksamkeit, im Oktober 2021 einen Rückzieher aus dem Zulassungsverfahren gemacht.

Auf Nachfrage von echo24.de gab es jetzt von CureVac Einblicke zu den Gründen für den erneuten Versuch, einen wirksamen Impfstoff zu entwickeln, ob das Scheitern ein Vorteil sein kann und was man sich von dem neuen Vakzin erwartet.

CureVac: Darum ist das neue Vakzin eigentlich kein zweiter Versuch

Einer der Hauptgründe für den zweiten Anlauf sei ganz grundsätzlich der „Kampf gegen Infektionskrankheiten und die Entwicklung von COVID-Impfstoffen“. Laut einer Sprecherin des Unternehmens sei dies das „langfristige Ziel“ von CureVac. Und ein echter zweiter Anlauf ist es demnach auch nicht.

Schon 2021 liefen die Forschungen auf dem aktuellen Gebiet der Impfstoffe der zweiten Generation an: „Unsere mehr als 20-jährige Erfahrung in der Impfstoffentwicklung lehrt uns, nicht alles auf eine Karte zu setzen. Deshalb haben wir mit unserem Partner GSK parallel zur Entwicklung des Impfstoffes der ersten Generation (CVnCoV) bereits letztes Jahr mit der Entwicklung des breit angelegten Programms für Impfstoffe der zweiten Generation begonnen.“

GlaxoSmithKline (GSK)

Mit dem britischen Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK) hat CureVac einen erfahrenen Partner an der Seite. GSK ist aktuell auch an der Entwicklung des proteinbasierten Impfstoffs Sanofi beteiligt. Das französische Vakzin befindet sich noch im Rolling-Review-Verfahren bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA). Die Zulassung wird fürs erste Quartal 2022 erwartet.

Die ersten Studien-Ergebnisse mit dem ersten Impfstoff-Kandidaten CV2CoV, aus der Reihe des neuen Vakzins brachten auch gleich bessere Daten, als sein Vorgänger. Laut CureVac zeigte er „in präklinischen Studien eine frühere und stärkere Immunantwort“. Die Werte seien dabei „durchaus vergleichbar mit einem zugelassenen mRNA-Impfstoff“. Die Sprecherin erklärt: „In diesen präklinischen Studien schützte er im Vergleich zu CVnCoV auch besser gegen alle getesteten Varianten, inklusive der Beta-, Delta- und Lambda-Variante.“

CureVac sieht durchaus Vorteile im Scheitern des ersten Impfstoffs

Mit dem Scheitern des ersten Impfstoffs, hat das Unternehmen aus Tübingen durchaus auch Vorteile erkannt für die Forschung bei der zweiten Impfstoffgeneration: „Unser erster COVID-19 Kandidat, den wir bis kurz vor die Marktreife führten, zeigte uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Erkenntnisse und die bereits aufgebaute Infrastruktur nutzen wir jetzt natürlich.“

Für das neue Vakzin sieht sich CureVac gut aufgestellt. Die Chancen auf einen Erfolg sind demnach gut: „Wir sind damit in einer entsprechend guten Ausgangslage. Das macht uns optimistisch.“

Gegen welche Corona-Varianten schützt der neue CureVac-Impfstoff?

Aktuell konzentrieren sich fast alle Hersteller darauf, die Wirksamkeit gegen die Omikron-Variante des Coronavirus weiterzuentwickeln. Laut der Sprecherin des Unternehmens ist CV2CoV „zum jetzigen Zeitpunkt als monovalenter Impfstoffkandidat gegen die ursprüngliche Virus Variante konzipiert“.

Monovalente Impfstoffe

Laut Definition kommen Monovalente Impfstoffe immer zum Einsatz bei einer Erkrankung, deren Ursache einem speziellen Erreger zuzuordnen ist. Beispiele für solche Vakzine sind bei Impfungen gegen FSME, Masern oder Hepatitis A zu finden.

Allerdings ging der Blick der Wissenschaftler durchaus auch auf die Corona-Varianten: „Bei seiner Entwicklung hatten wir aber auch alle bis dahin bekannten Varianten im Blick, inklusive Beta-, Delta und Lambda. Gegen diese Varianten zeigte CV2CoV in der Präklinik, dass er im Vergleich zur ersten Impfstoffgeneration einen verbesserten Schutz bietet.“

Außerdem werden im Rahmen des COVID-19-Programms zusammen mit GSK auch so genannte multivalente Formen von CV2CoV getestet, „womit der Impfstoffkandidat dann potentiell auch einen wirksamen und gleichzeitigen Schutz gegen verschiedene Stämme des COVID-19-Virus bieten würde“. 

CureVac forscht an Omikron-spezifischen Impfstoff

Und Omikron? Auch hier versucht CureVac einen Durchbruch mit der Wirksamkeit zu erzielen. Gegegnüber echo24.de heißt es dazu: „Wir sind mit GSK derzeit mit Hochdruck dabei, die Immunantwort von CV2CoV auf die Omikron-Variante zu testen.“ Grundsätzlich läge der Vorteil der mRNA-Impfstoffe in der ureigenen Charakteristik. Die zu adressierende Variante könne „prinzipiell schnell und flexibel ausgetauscht werden“.

Außerdem hat man in Tübingen mit „präklinischen Untersuchungen des Wirkstoffs“ begonnen, um herauszufinden, ob es einen speziell auf die Omikron-Variante zugeschnittenen mRNA-Impfstoff geben muss. Die Sprecherin erklärt: „Wir bereiten uns klinisch und produktionstechnisch darauf vor, möglichst schnell auf Omikron reagieren zu können. Und - falls erforderlich - einen Omikron-spezifischen Impfstoffkandidaten in unsere bereits geplanten klinischen Studien aufzunehmen.“

Kampf gegen Corona: CureVac will entscheidender Faktor sein

Neben den mRNA-Impfstoffen von Biontech, Moderna und dem Vektorimpfstoff AstraZeneca stehen bald wohl auch zwei proteinbasierte Vakzine Novavax und Sanofi zur Verfügung. Außerdem könnte der Totimpfstoff von Valneva bald eine Zulassung erhalten. Bei CureVac spricht man von einer guten und positiven Entwicklung: „Wir begrüßen, dass im gemeinsamen Kampf gegen COVID-19 in dieser Geschwindigkeit erste Maßnahmen eingeleitet wurden. Die mRNA-Technologie steht noch am Anfang ihrer Entwicklung und wir schöpfen das Potenzial zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ansatzweise aus.“

Gerade die Verbreitung der Alpha-, Delta- und zuletzt der Omikron-Variante hätten gezeigt, dass „der Virus und die Pandemie noch nicht besiegt sind“. Bei CureVac hat man dabei durchaus den Anspruch im Kampf gegen Corona ein entscheidender Faktor zu sein: „Wir möchten eine wichtige Rolle dabei spielen, einen Impfstoff auf Basis der mRNA-Technologie zu entwickeln, der langanhaltend und umfänglich gegen COVID-19 schützt.“

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