Dramatische Lage in Madrid: Regierung fordert Militär und Ärzte an - und härtere Maßnahmen
Spanien versucht die Corona-Fallzahlen auf unter 10.000 pro Tag zu senken - vergebens. In Madrid spitzt sich die Lage zu. Seit Montagmorgen gelten Ausgangsbeschränkungen für mehr als eine Million Menschen.
- Die Corona-Lage* in der spanischen Hauptstadt Madrid ist angesichts der steigenden Neuinfektionen prekär.
- Die Regierung hat nun Ärzte, Polizisten und Soldaten nach Madrid beordert und eine Ausgangsbeschränkung verhängt.
- Eine komplette Abriegelung der Region gilt „als letzte Möglichkeit“, die Situation in den Griff zu bekommen.
Update vom 28. September, 20.30 Uhr: In Spanien ist die Zahl der bestätigten Neuinfektionen von Freitag bis Montag um 31.785 auf jetzt 748.266 gestiegen. Das geht aus Daten des Gesundheitsministeriums hervor. Fast die Hälfte der neuen Corona-Fälle - 13.449 Infektionen - wurden in Madrid registriert. Die Zahl der Toten stieg von 31.232 auf 31.411. Die Zahl der Todesopfer ist damit seit Anfang Mai wieder stark angestiegen - jedoch erheblich niedriger als Ende März, als fast 900 Corona-Opfer pro Tag gezählt wurden.
Coronavirus in Spanien: Madrid kämpft gegen die zweite Corona-Welle
Update vom 28. September 2020: Spaniens Hauptstadt Madrid kämpft mit einer zweiten Corona-Infektionswelle. In keinem Land in Europa sind die Fälle derzeit so hoch. Pro Tag werden in der Hauptstadtregion mehr als 700 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner verzeichnen. In Deutschland gelten 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner als kritische Marke. Landesweit wurden in Spanien seit Beginn der Pandemie 700.000 Infektions- und 31.000 Covid-19-Todesfälle registriert.
Ausgangsbeschränkungen in Madrid für eine Million Menschen
Die Regionalregierung von Madrid hat die Maßnahmen zur Eindämmung einer neuen Corona-Infektionswelle weiter ausgedehnt: Seit Montagmorgen gelten die neuen Ausgangsbeschränkungen für 167.000 weitere Menschen. Insgesamt sind damit mehr als eine Million Einwohner des Großraums Madrid betroffen. Die betroffenen Bewohner der Metropolregion dürfen gemäß der vergangenen Woche erlassenen Bestimmungen ihre Viertel nur noch verlassen, um zur Arbeit, zur Schule oder zum Arzt zu gehen. Innerhalb ihrer Bezirke dürfen sich die Menschen aber frei bewegen. Die Polizei kontrolliert die Einhaltung der Beschränkungen stichprobenhaft. Betroffen sind besonders die einkommensschwächeren Vororte von Madrid. Seit Tagen gibt es Proteste gegen den erneuten Teil-Lockdown.
Der Zentralregierung gehen die Beschränkungen jedoch nicht weit genug, sie drängt auf noch drastischere Maßnahmen. Die Verpflichtung der Region sei es, die Ausbreitung des Coronavirus in Zusammenarbeit mit der Zentralregierung zu stoppen, sagte Außenministerin Arancha González Laya am Montag im Sender Antena 3. Gesundheitspolitik ist in Spanien Angelegenheit der Regionalregierungen.

Unsere Erstmeldung vom 24. September 2020: Dramatische Lage in Corona-Krisenregion Madrid: Regierung fordert Militär und Ärzte an
Madrid - Angesichts der dramatischen Zunahme der Corona-Infektionen in der spanischen Hauptstadt Madrid hat die Regionalregierung „dringend“ Soldaten sowie zusätzliche Polizisten und Ärzte von außerhalb angefordert. Das Militär werde für logistische Aufgaben benötigt, die Polizisten sollten bei der Durchsetzung von Beschränkungen der Bewegungsfreiheit helfen. Und die Ärzte würden für die Behandlung von Erkrankten gebraucht, berichtete die Zeitung El País am Donnerstag unter Berufung auf die Regionalregierung.
Corona-Krisenregion Madrid: Teile der spanischen Hauptstadt abgesperrt
Spanien ist mit knapp 700.000 Infizierten und mehr als 31.000 Corona*-Toten das am härtesten von der Pandemie getroffene Land Westeuropas. Ein Drittel aller Infektionen der zweiten Welle entfallen derzeit auf Madrid. Seit Montag sind bereits 37 Gebiete in sechs Stadtteilen sowie in sieben Kommunen im Umland mit insgesamt etwa 850.000 Einwohnern teilweise abgesperrt. Allerdings dürfen die Menschen ihre Wohngebiete weiter verlassen, um in oft überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit, zur Schule, zum Arzt oder etwa zu einer gerichtlichen Vorladung zu kommen, so dass Experten die Maßnahmen für wenig effizient halten.

Für Freitag hat Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso weitere nicht weiter erläuterte Beschränkungen angekündigt. Eine Abriegelung der ganzen Hauptstadtregion mit 6,6 Millionen Einwohnern bezeichnet sie wegen der wirtschaftlichen Folgen nur „als letzte Möglichkeit“. Die hält der spanische Professor für Epidemiologie an der Harvard Universität und Berater der Regierung, Miguel Hernán, jedoch für kaum noch vermeidbar.
Die Intensivstationen der Krankenhäuser seien schon wieder fast völlig belegt, warnte er. Ohne ausreichende Kapazitäten bei der Diagnose, der Nachverfolgung und der Überwachung von Isolation und Quarantäne blieben nur neue Ausgangssperren. „Wer heute in Madrid ist, sollte nicht nur eine Corona-Infektion* vermeiden, sondern auch versuchen, keinen Herzinfarkt oder Autounfall zu haben oder sonstige chirurgische Eingriffe zu benötigen. Die Intensivstationen sind voll“, warnte der Arzt. (dpa/fmü) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.