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Corona-Medikamente: Studien, Arten, Zulassungen und Wirkungen

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Von: Dominik Jahn

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Virus Outbreak
Corona-Medikamente: Arten, Zulassungen, Wirkungen © dpa

Medikamente gegen Corona: Zahlreiche Produkte werden entwickelt und getestet. Es gibt fünf unterschiedliche Gruppen.

Zu Beginn der Pandemie lag der ganze Fokus der Forschung auf der Entwicklung wirkungsvoller Impfstoffe gegen das Coronavirus. Nach den mRNA-Impfstoffen wie Biontech oder Moderna stehen auch ein Vektorimpfstoff (AstraZeneca) sowie ein proteinbasierter Impfstoff Novavax und der Totimpfstoff Valneva bereits zur Verfügung. Jetzt geht die Forschung verstärkt auf Corona-Medikamente unterschiedlicher Art und Wirkung.

Corona-Medikamente: Molnupiravir und Paxlovid im Blickpunkt

Zuletzt standen gerade zwei Corona-Medikamente im Blickpunkt. Mit Molnupiravir (Handelsname Lagevrio) vom US-amerikanisches Pharmaunternehmen Merck & Co. steht ein Produkt den deutschen Ärzten bereits zur Verfügung. Die Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur fehlt allerdings noch. (Stand 24. Januar)

Auch steht Molnupiravir aufgrund einiger gravierender Nebenwirkungen bei Experten in der Kritik. Auf eine Freigabe wartet dagegen weiter Paxlovid. Das Medikament von Hersteller Pfizer konnte bisher in den Studien überzeugen.

Forscher sehen unterschiedliche Gruppen der Corona-Medikamente

Wie jetzt der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) in einem Beitrag schreibt, werden im Kampf gegen Corona Medikamente „unterschiedliche Art“ benötigt. Man müsse dabei nach „Krankheitsstadium und Komplikationen“ einteilen. Demnach gibt es fünf Hauptgruppen:

Die vfa weißt dabei ausdrücklich darauf hin, dass „Medikamente, die im Frühstadium (Infektion ohne Atemprobleme) hilfreich sind, bei Patienten mit schwerer Lungenentzündung unwirksam oder sogar schädlich sein können – und umgekehrt“.

Corona-Medikamente: Weltweite Entwicklung und Studien

Laut der Biotechnology Innovation Organization (BIO) werden aktuell über 870 Medikamente* getestet, ob sie auch gegen das Coronavirus zum Einsatz kommen könnten. Unter anderem handelt es sich um 270 antivirale Medikamente* in der Entwicklung. Dem vfa-Artikel zur Folge, sind die meisten Medikamente aus den Studien bereits gegen anderen Krankheiten zugelassen oder waren für ihre Anwendung in der Entwicklung.

Wie echo24.de zuletzt berichtet hat, wird in Tübingen zum Beispiel ein mögliches Corona-Medikament der Firma Atriva getestet. Zapnometinib wurde dabei ursprünglich als Grippemittel entwickelt.

*Angaben laut BIO, Stand 24. Januar 2022

Molnupiravir: Antivirales Corona-Medikament

Bei den antiviralen Medikamenten unterscheiden die Experten in weitere Untergruppen. Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller teilt in:

Eines der aktuell im Blickpunkt stehenden Corona-Medikamente, Molnupiravir, gehört demnach zur Gruppe der Antiviralen Medikamente, die intrazellulär - innerhalb einer Zelle - die Vermehrung blockieren. Wie die vfa dazu schreibt, wurde auch dieser Wirkstoff „ursprünglich für die Grippetherapie erfunden, dafür aber noch nicht zu Ende erprobt“.

Die  Phase II-Studie mit ungeimpften, infizierten Personen habe gezeigt, dass mit Molnupiravir „das Virus aus den oberen Atemwegen schneller als bei Unbehandelten“.

Paxlovid: Antivirales Corona-Medikament, das intrazellulär die Vermehrung blockieren

Mit Paxlovid vom Hersteller Pfizer hat zuletzt ein neues Corona-Medikament von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) die Zulassung erhalten. Dem Bericht nach gehört auch dieses Präparat zu den antiviralen Medikamenten. Laut vfa greift Paxlovid an einem Enzym von SARS-CoV-2 an, das Hauptprotease oder 3CL-Protease genannt wird. Es wirkt an der Bildung fertiger Viren in befallenen Zellen mit.

Auch in einer Vergleichsstudie mit Molnupiravir vom US-Pharmaunternehmen Merck & Co konnte Paxlovid überzeugen. In den USA hatte Pfizer bereits im November 2011 eine Notfallzulassung erhalten.

Zapnometinib von Atriva: Vermehrung der Viren wird gehemmt

Der Hersteller Atriva aus Tübingen legt für sein Präparat laut vfa ebenfalls einen anderen „Angriffspunkt“: „MEK, ein Enzym vom Typ Kinase in menschlichen Zellen, dessen Funktionstüchtigkeit SARS-CoV-2 für seine Vermehrung benötigt“. Auch Zapnometinib gehört zu den Antivirale Medikamente, die intrazellulär die Vermehrung blockieren.

Ursprünglich gegen Grippe entwickelt, hemmt der Wirkstoff die Vermehrung der Coronaviren und verhindert „das Überschießen des Immunsystems“. Damit könnte Zapnometinib besonders in der frühen wie auch in der späten Phase einer Infektion eingesetzt werden.

Antivirale Antikörper: Herstellung und Herkunft für Corona-Medikamente

Wie der Verband Forschender Arzneimittelhersteller in seinem Beitrag zu Corona-Medikamenten schreibt, basieren die meisten Projekte zur Bekämpfung der Viren auf antiviralen Antikörpern. Dabei ist der grundsätzliche Ansatz nicht neu. Neu ist nur, dass es sich um gentechnische antivirale Antikörper handelt.

Als Vorbild werden demnach von den Wissenschaftler solche Antikörper ausgesucht, die „aus dem Blutplasma vormaliger Corona-Patienten stammen“ und bereits zu einer „erfolgreichen Genesung beigetragen haben“. Die Antikörper, die dann im Labor „besonders wirksam in der Blockade der Viren sind“, werden noch gezielt verändert - um eine längere Verweilzeit im Organismus zu gewährleisten.

Die Wirkung von Paxlovid: Corona-Medikament für Zuhause

Mit der Zulassung durch die EMA kommt demnächst das erste Corona-Medikament auf den Markt, das infizierte Personen zu Hause oral einnehmen können. Es müssen nach ärztlicher Verordnung über fünf Tage zweimal täglich jeweils drei Tabletten eingenommen werden.

Laut den entscheidenden Studien zu Paxlovid, wird das Risiko „einer Krankenhauseinweisung oder eines Todesfalls um 89 % reduziert“. Die Nebenwirkungen werden von den Experten als gering eingestuft. Am häufigsten kam es den Studien zur Folge zu Durchfall, Bluthochdruck, zur Beeinträchtigung des Geschmackssinns und zu Muskelschmerzen.

Wirkung von Molnupiravir: Kritik an der Notfallzulassung für das Corona-Medikament

Noch fehlt die Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA), dennoch sind die Tabletten seit Januar 2022 durch eine Empfehlung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erhältlich. Patienten können sich das Medikament aber nicht einfach aus der Apotheke holen.

Die Apotheken dürfen das knappe Medikament aus den USA nicht auf Lager haben. Dazu heißt es in einem Bericht der Schwäbische Zeitung: „Apotheken können nach einer ärztlichen Verordnung, die auch telefonisch erfolgen kann, das Arzneimittel beim Großhandel bestellen und (unverzüglich) an Patienten abgeben; vorzugsweise im Rahmen des Botendienstes“.

Allerdings steht das Corona-Medikament besonders wegen seiner möglichen Nebenwirkungen hart in der Kritik. Mehrere Experten auf der Welt haben dazu die Notfallzulassung in den USA in Frage gestellt. Ein Professor der renommierten Stanford University erklärte in einem Bericht der Washington Post, für ihn war „die Zulassung von Molnupiravir durch die amerikanische FDA ein Fehler“.

Wirkung von Zapnometinib: Studie zeigt erste gute Ergebnisse

Mit Atriva forscht auch ein deutscher Hersteller aus Tübingen an einem möglichen Corona-Medikament. Die Entwicklung läuft seit April 2021. In ersten Studien konnte laut gezeigt werden, dass Zapnometinibeffizient die Ausbreitung von SARS-CoV-2 blockiert und entzündungsfördernde Reaktionen lindert“.

In einer Mitteilung des Unternehmens aus dem November 2021 geht außerdem hervor, dass sich Wirkung von ATR-002 gegen unterschiedliche Corona-Varianten - „die Wildtyp-, Alpha- und Beta-Varianten von SARS-CoV-2 sowie SARS-CoV-1 und MERS-CoV“ - bestätigte hat. Abschließende Daten sollen im April 2022 vorliegen.

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