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Produktions-Stopp bei Johnson & Johnson trotz hoher Nachfrage

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Von: Lisa Klein

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Die Produktion des Corona-Impfstoffes „Janssen“ von Johnson & Johnson in Leiden wurde trotz hoher Nachfrage – vor allem in Entwicklungsländern – gestoppt.

„Johnson & Johnson hat in aller Stille die Herstellung von Chargen seines Impfstoffs in seinem Werk in der niederländischen Stadt Leiden eingestellt“, berichtet die New York Times am Dienstag, 8. Februar 2022. Eine Pressemitteilung des US-amerikanischen Pharmakonzerns gibt es dazu bislang noch nicht. Die New York Times beruft sich auf Angaben von Personen, die mit der Entscheidung vertraut sind. Doch warum hat Johnson & Johnson die Produktion des Corona-Impfstoffes „Janssen“ in Leiden gestoppt?

Der Grund dafür soll laut New York Times der Produktionsstart eines experimentellen, aber „potenziell rentableren Impfstoffes“ sein, der vor einem anderen Virus schützt. Tatsächlich soll die Produktion des Corona-Impfstoffs nur vorübergehend gestoppt und nicht dauerhaft beendet worden sein. „Es wird erwartet, dass das Werk in Leiden die Produktion des Covid-Impfstoffs nach einigen Monaten wieder aufnimmt“, heißt es im Bericht der New York Times.

Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson: Produktion trotz hoher Nachfrage gestoppt

Dabei ist das Werk in Leiden eines der wichtigsten für die Impfstoffproduktion und die Nachfrage nach dem Corona-Vakzin weiterhin hoch. Vor allem in Entwicklungsländern ist der Corona-Impfstoff Janssen beliebt, da für die Grundimmunisierung vorerst nur eine Dosis verabreicht werden muss und auch die Lagerung weniger aufwendig ist als bei mRNA-Impfstoffen. Außerdem ist der Schutz von Johnson & Johnson vor Omikron gar nicht so schlecht.

Das Unternehmen ist laut New York Times bereits in Verzug bei den Lieferungen in ärmere Länder. Welche Auswirkungen der Produktionsstopp auf die Impfstoffversorgung haben wird, ist unklar. Es seien zwar andere Einrichtungen mit der Produktion beauftragt worden, allerdings wurde damit bislang noch nicht gestartet. Johnson & Johnson hat nach eigenen Angaben noch Millionen Impfdosen auf Lager – ob das reichen wird?

Produktion von Johnson & Johnson gestoppt: Sorge um Impfstoffmangel

Laut Insider-Informationen der New York Times könnte der Produktionsstopp die Versorgung mit dem Corona-Impfstoff Janssen um einige hundert Millionen Impfdosen verringern. Das könnte vor allem für die Entwicklungsländer problematisch werden.

„Der Schritt von Johnson & Johnson traf auch die Verantwortlichen von zwei der wichtigsten Kunden des Unternehmens: die Afrikanische Union und Covax, die für die Lieferung von Impfstoffen an arme Länder zuständig ist“, heißt es in der New York Times. Die Leiter dieser Organisationen sollen von dem Produktionsstopp nicht durch den Pharmakonzern erfahren haben, sondern erst durch Reporter der New York Times.

Johnson & Johnson: Warum der Impfstoff für ärmere Länder wichtig ist

Generell sind Entwicklungsländer die Verlierer in der Pandemie. Während in Deutschland eine Booster-Impfung drei Monate nach der Grundimmunisierung empfohlen wird und bereits über die Notwendigkeit einer vierten Impfdosis diskutiert wird, gibt es Länder, in denen ein Großteil der Bevölkerung noch keine einzige Impfdosis gegen das Coronavirus erhalten hat.

Das hat verschiedenste Gründe: Zum einen ist die Lagerung und der Transport von den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna aufgrund der nötigen Kühlung bei minus 80 Grad aufwendig. Dazu sind die mRNA-Impfstoffe auch in der Produktion teurer als Vektorimpfstoffe wie Johnson & Johnson oder AstraZeneca. Wohlhabendere Länder haben sich außerdem hohe Mengen an Corona-Impfstoffen gesichert. Ein Produktionsstopp und möglicherweise weniger Impfstoff von Johnson & Johnson wäre ein weiterer Schlag für ärmere Länder.

Um dem Impfstoffmangel in ärmeren Ländern entgegenzuwirken, hat die WHO mit der Entwicklung eines patentfreien Corona-Impfstoffes begonnen. Die Forschung in Südafrika läuft gut: Das von der WHO ausgewählte Forschungs- und Fertigungszentrum (manufacturing hub) in Südafrika habe innerhalb weniger Wochen einen Impfstoffkandidaten auf Basis der neuartigen mRNA-Technologie produziert, berichtete die WHO in Genf.

Doch es gibt einen Haken: Ohne Unterstützung von Biotechfirmen könnte die Entwicklung des Impfstoffes bis zu drei Jahre dauern – selbst mit Unterstützung wird die Entwicklungsdauer auf 12 bis 18 Monate geschätzt. Umso wichtiger, dass die Versorgung mit den bereits zugelassenen Corona-Impfstoffen wie mit „Janssen“ nicht unterbrochen wird.

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