Zweifel an Drostens neuer Corona-Strategie: „Wirksam, aber nicht wünschenswert“

Virologe Christian Drosten befürwortet eine neue Strategie zur Pandemiebekämpfung. Ein Epidemiologe bezeichnet diese Cluster-Testung als „nicht wünschenswert“.
- Deutschlands bekanntester Virologe, Christian Drosten, schlägt eine neue Strategie zur Bekämpfung der Coronavirus*-Pandemie in den kommenden Monaten vor.
- Ein Epidemiologe* bezeichnet diese Methode als „nicht wünschenswert“.
- Was sich hinter der Kritik an Drostens Vorschlag verbirgt, ist eine epidemiologische Sichtweise.
München - Christian Drosten ist aus der Sommerpause zurück und meldet sich mit einem Vorschlag für die weitere Pandemiebekämpfung zurück. Besonders im Hinblick auf die potentiell steigenden Zahlen nach Urlaubsrückkehr und im Herbst, schlägt er eine Alternative zur bisherigen Strategie vor.
Drostens Vorschlag orientiert sich an Japan - wo es auch ohne einen landesweiten Lockdown gelungen war, die Infektionszahlen relativ niedrig zu halten. Doch es gibt auch Zweifel an dieser Strategie - ein Epidemiologe aus Hamburg würde sich wünschen, dass die herkömmliche Strategie aufrechterhalten wird, wie er gegenüber Focus.de sagte.
Coronavirus: Kritik an Christian Drostens Cluster-Testungs-Vorschlag - Das sind die Alternativen
Bisher verfolgt Deutschland die Strategie, jede einzelne Infektionskette nachzuverfolgen - das könnte aber in den kommenden Monaten schwieriger werden - es gibt also zwei Möglichkeiten.
Nachverfolgung von Infektionsketten:
- Der Fokus liegt auf vielen Tests.
- Als infiziert bekannte Menschen werden isoliert, die Quarantäne vom Gesundheitsamt überwacht.
- Über die Nachverfolgung der Kontakte werden auch potentiell Infizierte isoliert.
Quell-Cluster-Methode:
- Eine neue bekannte Infektion wird schnellstmöglich auf ihre mögliche Quellcluster oder so genannte Super-Spreader-Events zurückverfolgt - d.h. Schulklassen, Vereinsmannschaften oder Besucher von Veranstaltungen kommen infrage.
- Alle Mitglieder dieses Quell-Clusters werden für fünf Tage isoliert - und erst danach getestet.
- Wer dann negativ getestet wird oder eine gewisse Viruslast unterschreitet, darf die Quarantäne wieder verlassen.
Christian Drosten hält die Strategie für effizient - doch er selbst sieht einige Nachteile.
Coronavirus: Das sind die Nachteile der Quell-Cluster-Strategie
Man müsse anerkennen, dass in „Krisenzeiten nicht jede Infektion verhindert werden kann“, mein Christian Drosten selbst zu dieser Strategie. Denn die Cluster-Quell-Methode birgt den Nachteil, dass - weil weniger getestet wird - Infektionsfälle außerhalb der Cluster nicht unbedingt registriert werden. So könnten besonders asymptomatische Personen das Virus auch weitertragen.
Als „effizient, aber nicht wünschenswert“ ordnet damit auch Ralf Reintjes, Epidemiologe und Professor der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg die Quell-Cluster-Strategie ein.
Es sei zwar möglich, damit das Infektionsgeschehen in Deutschland runterzudrücken - aus epidemiologischer Sicht sei die Strategie dennoch „nicht wünschenswert“. Bevorzugt werden müsse seiner Meinung nach immer noch, jeden einzelnen Infektionsfall konsequent nachzuverfolgen.