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Coronavirus nicht unser größtes Problem? Virologe Drosten warnt vor akuter Folge der Maßnahmen in Deutschland

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Von: Felix Durach

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Wie bekommt Deutschland die zweite Corona-Welle in den Griff? Antworten auf diese Frage sucht Christian Drosten in der neuen Folge seines NDR-Podcasts.

Berlin - Die zweite Welle des neuartigen Coronavirus* Sars-CoV-2 ist in Deutschland weiterhin auf dem Vormarsch. So verzeichneten die zuständigen Gesundheitsämter zum Freitag (16.10) mit 7343 Coronavirus-Neuinfektionen binnen eines Tages einen neuen Höchstwert, wie das RKI verkündete. Die Regierungen von Bund und Ländern versuchen nun mit verschärften Maßnahmen das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu behalten.

Christian Drosten warnt: Zusammenhalt der Bevölkerung gerät „immer mehr in Gefahr“

Eine schwierige Aufgabe findet Prof. Dr. Christian Drosten von der Berliner Charité. Der Virologe spricht in der aktuellen Folge des Podcasts, den er zusammen mit seiner Kollegin Sandra Ciesek für den NDR aufnimmt, auch über den Umgang mit den steigenden Fallzahlen*. „Es ist für die Politik ganz schwer, die richtigen Entscheidungen zu finden“, leitet der 48-Jährige seine Überlegungen ein. In Bezug auf die beschlossenen Beherbergungsverbote für Urlauber im deutschen Inland sagt der Virologe, es käme ganz viel Unfrieden zustande, wenn die Bundesländer unkoordiniert handeln.

„Dann fangen einige an in der Öffentlichkeit sich darüber zu empören und andere fangen an das zu beschreiben, was in Wirklichkeit auch stattfinden wird. Nämlich dass dann die Allgemeinheit den Sinn dieser Maßnahmen nicht mehr versteht und das der Zusammenhalt - den wir unbedingt brauchen - immer mehr in Gefahr gerät“, warnt Drosten eindringlich. Gerade dieser Zusammenhalt habe Deutschland so gut durch die erste Welle gebracht.

Drosten im „Coronavirus-Update“ (NDR): Steigende Infektionszahlen kein Ausrutscher

Nach der Einschätzung von Christian Drosten sind die steigenden Infektionszahlen der vergangenen Woche kein einfacher Ausrutscher, sondern Teil der Entwicklung, die Deutschland in den nächsten Wochen erleben wird. Das in Teilen der Bevölkerung noch fehlende Verständnis für strengere Maßnahmen erklärt sich der Virologe damit, dass das Problem für die Gesellschaft noch zu wenig sichtbar sei. Wir haben einfach noch keine wiedereinsetzende hohe Sterblichkeit. Wir haben noch keine komplett vollen Intensivstationen, wie das in anderen Ländern bereits wieder ist“, so Drosten.

Christian Drosten: Empfehlungen für die zweite Welle - AHA-Regeln und Kontakttagebuch

Für die kommenden Wochen und Monate empfiehlt der Virologe neben dem Beachten der klassischen AHA-Regeln aus Abstand, Hygiene und Alltagsmaske auch erneut das Führen eines Kontakttagebuchs. Die Gesellschaft müsse anfangen, wieder in den aktiven Teilrahmenmodus umzuschalten, fordert Drosten. Durch ein Kontakttagebuch, in das man täglich Situationen einträgt, in denen man sich nicht wohlgefühlt hat - beispielsweise, weil sich zu viele Leute ohne Abstand in einem Raum befanden - erleichtere man jedoch nicht nur das Aufdecken von Infektionsketten*.

Durch das tägliche Reflektieren über die Begegnungen des Tages, könne sich jeder einzelne Bürger dafür sensibilisieren, solche Situationen zu erkennen und beim nächsten Mal auch zu vermeiden. Darüber hinaus diene ein solches Kontakttagebuch auch als Erinnerungshilfe. Sollten Symptome auftreten, könne man mithilfe des Tagebuchs auch besser einschätzen, ob man einer erhöhten Infektionsgefahr ausgesetzt war. (fd) *merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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