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Boris Johnson geht ins Wahlkampf-Finale und wirft  Corbyn Betrug vor

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Boris Johnson setzt zum Zielsprint an: Kurz vor der Wahl am Donnerstag versucht der britische Premierminister traditionelle Labour-Hochburgen in Mittel- und Nordengland für sich zu gewinnen.

London - Im Wahlkampf legt sich Boris Johnson ordentlich ins Zeug. Schon zu Beginn pflanzte der Premierminister einen Baum in Hampstead, dann spielte er in Cheshire Fußball und nun hat er auch noch auf einem Fischmarkt an der Ostküste gearbeitet. In den letzten Tagen seines Wahlkampfs konzentriert Johnson sich auf Teile Mittel- und Nordenglands, in denen traditionell eher Labour gewählt wird. Sein großer Vorteil: Die Bevölkerung dort ist mehrheitlich für den Brexit. Deswegen kann Johnson mit seinem Slogan „Get Brexit done!“ (zieht den Brexit durch!) direkt an die Wünsche der Wähler anknüpfen. 

Seinem Labour-Konkurrenten Jeremy Corbyn wirft Johnson dagegen vor, keine klare Haltung zum Brexit zu haben. Corbyn fordert ein ausgearbeitetes Abkommen, während Johnson zur Not auch ohne Deal aus der Europäischen Union austreten will. Zuallererst will Corbyn jedoch eine Verschiebung der Brexit-Frist. Johnson dagegen hat versprochen, seinen Deal bis Weihnachten durchs Parlament zu bringen. Indem er den Brexit verschieben will, „betrüge“ Corbyn diejenigen seiner Wähler, die den Brexit befürwortet hätten, so Johnson wörtlich. Das berichtet unter anderem die englische Dailymail.

Um sein ehrgeiziges Vorhaben in die Tat umzusetzen, benötigt Johnson allerdings eine Mehrheit im Parlament. Das will Corbyn verhindern.

Labour-Hochburgen bröckeln schon seit der letzten Wahl 2017

Derzeit gehen die Prognosen von einem Vorsprung von 10 bis 15 Prozent von Johnsons Tories vor Labour aus. In den letzten Tagen bis zur Wahl will Johnson dem Konkurrenten nun noch dessen Kerngebiete in den Midlands und im Norden abjagen. Zwar haben die Tories bereits 2017 viele ehemalige Labour-Hochburgen für sich gewinnen können, es gibt jedoch noch viele Wackel-Kandidaten. Das ist insofern von Bedeutung, als in Großbritannien pro Wahlkreis nur ein Kandidat ins Unterhaus einzieht. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es dort keine Zweitstimme, über welche die Parteien eigene Kandidaten fürs Parlament nominieren können. Im Vereinigten Königreich ist es also egal, ob ein Kandidat seinen Wahlkreis mit großer Mehrheit oder nur ganz knapp gewinnt.

Dieses Wahlsystem führt auch dazu, dass Johnson gar keine absolute Stimmenmehrheit für eine absolute Mehrheit im Parlament braucht. Sollten seine Tories mehr als 50 Prozent der 650 Wahlkreise gewinnen, würde er damit über die absolute Mehrheit im Parlament verfügen. Ein nicht ganz unwahrscheinliches Szenario. Genau darauf hatte es der Premier abgesehen, als er im Oktober nach dem gescheiterten EU-Austritt Neuwahlen forderte.

Am Montag besuchte Johnson die Labour-Hochburgen Grimsby und Sunderland an der mittelenglischen Ostküste. Danach reist er weiter in die Grafschaft Cumbria im äußersten Nordosten Englands.

Aktuelle Hochrechnungen und erste Ergebnisse liefern wir Ihnen auf unserer Seite zur Großbritannien-Wahl.

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