Bären-Angriffe im Ausland – Vorsicht bei Urlauben in diesen Regionen
Wer in den Alpen wandern geht, sollte sich darauf einstellen, auch einem Bären über den Weg zu laufen. Wie verhalten sich Wanderer richtig?
Bären und Wölfe gibt es in Deutschland schon fast immer, doch ihre Population wird immer geringer – denn die Raubtiere wurden verdrängt durch den Menschen. Dennoch gibt es sie, vor allem in den Alpen. Und auch in beliebten Urlaubsregionen wie der italienischen Provinz Trentino gibt es Bären. 2023 tötete sogar ein Bär einen Jogger in Italien, wie „merkur.de“ berichtet. Wie gefährlich eine Begegnung mit einem Bären werden kann und was beachtet werden sollte, um einen Angriff zu vermeiden, fasst echo24.de zusammen.
Bereits im Mittelalter wurde der Europäische Braunbär aus den Tieflandregionen des Kontinents zurückgedrängt, berichtet der Deutsche Alpenverein (DAV). In ganz Europa leben laut dem Naturschutzbund (NABU) noch etwa 6.000 bis 10.000 Braunbären. Die meisten Bären gibt es in südosteuropäischen und osteuropäischen Ländern sowie in Schweden und Finnland. Laut DAV gehen Schätzungen davon aus, dass heute etwa 50 Bären durch die Alpen streifen – dauerhaft lebend vor allem im italienischen Naturpark Adamello-Brenta sowie in den slowenischen Alpen. Im österreichisch-deutschen Grenzgebiet wurde vor zwei Jahren ein Jungbär gesichtet.
Bären-Gefahr in den Alpen: Wanderer und Polizist von Bären angegriffen
Die Wahrscheinlichkeit, einem Bären in den Alpen zu begegnen und dann auch noch angegriffen zu werden, ist eher gering, aber nicht gleich null. Erst im letzten Jahr gab es eine riesige Diskussion in Norditalien rund um den Bären. Denn nach einem heftigen Bärenangriff hatte die Provinz Trentino eine Anordnung zur Tötung erteilt, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Das hat nicht nur für einen Aufschrei bei Naturschützern gesorgt, sondern auch bei den beiden angegriffenen Männer – die das Tier am Leben lassen wollen. Denn der Bär ist nach der Europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie eine streng geschützte Art.

„Sowohl mein Vater als auch ich sind gegen die Tötung, weil wir den Berg und die Tiere, die dort leben, respektieren“, sagte Christian Massironi der Zeitung Corriere della Sera im Juni 2020. Der 28-Jährige war mit seinem Vater am Monte Peller unterwegs gewesen, als ein Bär auftauchte. Das Tier habe ihn unvermittelt attackiert und dann auch seinen Vater verletzt, so Massironi. Auch Italiens Umweltminister Sergio Costa war gegen eine Tötung – vor allem weil noch immer nicht klar ist, ob es sich um ein Weibchen handelt, das seine Jungen verteidigen wollte.
Kurz darauf wurde im August 2020 an einem Seeufer in Andalo in der Provinz Trentino südlich des deutschsprachigen Südtirols ein Polizist ebenfalls von einem Bären angegriffen. Der Mann, der vor Dienstantritt gerade einen Abendspaziergang mit einer weiteren Person machte, wurde von dem rund 120 Kilogramm schweren Tier zu Boden geworfen und erlitt mehrere Verletzungen, wie örtliche Behörden mitteilten. In der Nacht sei der Bär dann gefangen genommen worden, als er gerade Essen in Mülltonnen suchte. Weder das Licht, noch die Anwesenheit von Menschen schienen das etwa zwei Jahre alte Tier zu kümmern, hieß es.
Bären-Gefahr in den Alpen: Was Wanderer wissen müssen
In der beliebten Alpen-Urlaubsregion Trentino leben rund 90 Bären. Die Tiere wurden in den 90er-Jahren im Rahmen eines Schutzprogramms wieder angesiedelt. Bärengegner sind der Meinung, dass dort inzwischen zu viele Tiere leben, die Menschen gefährlich werden können. Denn wie der eine Bären-Angriff in Trentino gezeigt hat, sind viele Tiere nicht mehr Menschenscheu. Doch was tun, wenn man einem Bären begegnet?
WWF Österreich rät: „Bleiben Sie ruhig stehen und machen Sie den Bären nicht durch lautes Reden und Bewegen der Arme auf sich aufmerksam. Nicht weglaufen! Verhalten Sie sich nicht ängstlich, aber vermeiden Sie alles, was der Bär als Bedrohung empfinden könnte. Werfen Sie nicht mit Steinen oder Stöcken, und versuchen Sie nicht, den Bären mit drohenden Gesten oder unkontrollierten Bewegungen zu verscheuchen.“ Außerdem sollten Wanderer laut WWF Österreich folgende Dinge Wissen:
- Jungbären sind nie alleine unterwegs. Die Bärenmutter ist immer in der Nähe und sehr besorgt um ihren Nachwuchs. Wer einen Jungbären sieht, sollte sich schnellstmöglich ruhig zurückziehen.
- Aufrichten ist keine Drohgebärde. Ein Bär richtet sich auf, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, indem er seine Nase in den Wind hält.
- Sollte ein Bär auf Euch aufmerksam geworden sein, legt Euch auf den Boden und legt die Hände in den Nacken. Der Bär erkennt so, dass keine Gefahr droht. Stellt Euch idealerweise tot und versucht Euch auch bei einem Angriff nicht zu wehren, da der Bär so schneller wieder ablässt. Wartet mit dem Aufstehen, bis der Bär weit genug entfernt ist.
- Generell gilt: Bären lernen schnell, sich an Futterquellen zu gewöhnen. Lasst also bei Eurer Wanderung keine Essensreste zurück.
Bären in Deutschland und Europa: Lebensräume und Vorkommen
Einzelne Bären, die auch in Österreich und selbst in Bayern gesichtet wurden, wie der Braunbär Bruno, sind vor allem wandernde Individuen. Die Tiere leben meist in unfruchtbaren, bewaldeten, bergigen Regionen. Die Allesfresser erlegen Nagetiere und Huftiere, ernähren sich aber vorwiegend von pflanzlicher Nahrung und bevorzugen dabei Beeren und Früchte. Zur Winterruhe ziehen sich Braunbären in Erd- oder Felshöhlen zurück.
Der primär in bergigen Waldgebieten der Alpen lebende Bär (Ursus arctos arctos) ist mit 50 bis 200 Kilogramm deutlich kleiner als andere Unterarten. Größere Wirbeltiere verspeisen sie hin und wieder – meist, wenn sie jung, krank oder bereits tot sind. Ein idealer Lebensraum für den Braunbären bietet ausreichend Nahrung und vor allem die Möglichkeit, dem Menschen auszuweichen. Übrigens: Nicht Bären oder Wölfe sind die gefährlichsten Tiere in den Alpen, Wanderer sollten sich vor einem ganz anderem, harmlos aussehenden Tier in Acht nehmen – der Kuh.
Anmerkung: Dieser Artikel wurde erstmals am 12. August 2021 veröffentlicht und wurde neu aufbereitet.