Lidl, der Discounter-Riese aus Neckarsulm: Die Entstehung des Einkauf-Imperiums
Mit 11.550 Filialen in derzeit 30 Ländern weltweit ist Lidl einer der größten Discounter-Konzerne. Über 91.000 Mitarbeiter arbeiten für das Unternehmen mit Hauptsitz in Neckarsulm.
Alle Infos zu Lidl - Geschichte, Zahlen und Fakten über den Discounter
Das Imperium von Lidl ist beeindruckend: Das Discounter-Unternehmen beschäftigt rund 91.000 Mitarbeiter in ganz Deutschland. 3.200 Filialen betreibt Lidl in der Bundesrepublik – weltweit sind es 11.550 Filialen in 32 Ländern. Was mit einer kleinen Filiale in Ludwigshafen begann, ist heute einer der erfolgreichsten Lebensmittelhändler Europas.
Zentrale | Neckarsulm |
Gründer | Josef Schwarz |
Gründung | 1930 |
Umsatz | 100,8 Milliarden Euro (Stand Mai 2022) |
CEO | Ignazio Paternò |
Lidl mit dem Slogan "Lidl lohnt sich" ist ein Tochterunternehmen der Schwarz-Gruppe, die Zentrale des Discounters hat ihren Sitz in Neckarsulm. Im Geschäftsjahr 2021 verbuchte der Discounter Lidl einen Umsatz von 100,8 Milliarden Euro und erzielte damit ein Umsatzplus von 4,7 Prozent. Zusammen mit der Unternehmensschwester Kaufland konnten alle Geschäftsfelder zusammen einen Online-Umsatz von 1,7 Milliarden Euro erzielen.
Lidl: Der Discounter in Zahlen – Mitarbeiter, Filialen, Standorte
- Entstehungsjahr: 1930, die erste Discounter-Filiale eröffnete 1973
- Filialen: 11.550 Filialen hat Lidl weltweit, in Deutschland sind es 3.200
- Verbreitung: Lidl ist in Europa, Asien und Amerika präsent und betreibt Filialen in 30 Ländern weltweit. Norwegen ist das einzige Land, aus dem sich Lidl wieder zurückgezogen hat. Offizieller Grund war der zu geringe Marktanteil, der erreicht worden war. Lidl hat in folgenden Ländern Filialen: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn, Großbritannien, Zypern. Seit 2017 und 2018 ist Lidl auch in den USA und in Serbien mit Filialen vertreten.
- Vorstand: Seit 2021 führt Kenneth McGrath Lidl als Vorstandsvorsitzender.
- Mitarbeiter: In Deutschland arbeiten rund 91.000 Menschen bei Lidl.
- Artikel: Die Filialen von Lidl führen rund 4.400 Einzelartikel im Sortiment.
- Struktur: Lidl betreibt bundesweit 39 Warenverteilzentren, zum Beispiel in Speyer und Cloppenburg.

Die Geschichte von Lidl – Anfänge des Discounter-Konzerns im Jahr 1930
Die Geschichte von Lidl geht zurück bis ins Jahr 1930. Damals war es der Heilbronner Kaufmann Josef Schwarz, der das Unternehmen als "Lidl & Schwarz KG" gründete. Als persönlich haftender Gesellschafter trat er damals in die Lidl & Co. Südfrüchtenhandlung ein.
Josef Schwarz, der Vater des heutigen Inhabers Dieter Schwarz, baute Lidl zu einer Lebensmittelgroßhandlung in der Region Heilbronn aus. Dann kam der Rückschlag: Im Zweiten Weltkrieg wurden zwei Drittel des Heilbronner Stadtgebiets im Jahr 1944 zerstört. Fast 7.000 Menschen kamen ums Leben. Auch das Geschäft von Josef Schwarz lag in Trümmern, die Familie überlebte im Keller des Wohnhauses.
Zehn Jahre dauerte der Wiederaufbau von Lidl. Dieter Schwarz machte später eine kaufmännische Ausbildung im Familienunternehmen, die er 1960 abschloss. Als einziger Sohn von Josef Schwarz wurde er im Jahr 1963 persönlich haftender Gesellschafter der "Lidl & Schwarz KG".
Geschichte von Lidl: Erste Filiale in Ludwigshafen und die Vision von Dieter Schwarz
Der erste Einzelhandelsladen wurde 1968 eröffnet – doch Dieter Schwarz war fasziniert von Discountern. Das blieb nicht ohne Folgen: Im Jahr 1973 öffnete ein Lidl-Markt in Ludwigshafen seine Türen. Er geht als erste Filiale in die Geschichte des heutigen Discounter-Riesens ein.
Der Name "Lidl" brachte Dieter Schwarz aber Probleme, denn er konnte den Markennamen nicht einfach von der Gesellschaft von Josef Schwarz übernehmen. Um den Namen "Schwarz-Markt" zu vermeiden, kaufte er für einen überschaubaren Betrag (Berichten zufolge in Höhe von 1.000 DM) dem Berufsschullehrer und Kunstmaler Ludwig Lidl die Namensrechte ab.
Nur vier Jahre später – 1977 war auch das Jahr, in dem Josef Schwarz verstarb – gab es schon über 30 Lidl-Filialen. 15 Jahre nach der Gründung waren es im Jahr 1988 bereits 460 Filialen des Discounters in Deutschland, damals arbeiteten 5.700 Menschen bei Lidl.
Geschichte von Lidl: Expansion des Discounters in Europa und in die USA
Als sich der Discounter in Deutschland immer mehr verbreitete, rückte auch der internationale Markt in den Blick. 1989 eröffnete Lidl seine erste Filiale in Frankreich – der Slogan: "L'idéal c'est Lidl."
Drei Jahre später folgte die erste Eröffnung in Italien, nochmal zwei Jahre später ging die Expansion weiter: Lidl erreichte Großbritannien. 2017 startete Lidl die Expansion in die USA – dort war bis zu diesem Zeitpunkt nur Aldi aktiv.
Aber auch digital war der Discounter Lidl bald zu finden: 1997 ging das Unternehmen online. Im Internet fanden Kunden die Angebote und Aktionen des Discounters. 2006 wurde das Angebot um Lidl-Reisen, Lidl-Blumen und Lidl-Fotos erweitert.

Ende 2015 wurde die Lidl-Filiale in Offenau zum Vorzeige-Objekt. Der Discounter eröffnete dort den ersten deutschen Markt der neuen Filialgeneration: in Glas, Aluminium, Holz und erstaunlich wenig Beton. In Italien und Großbritannien wurden zuvor Erfahrungen mit der neu gestalteten Filiale gesammelt.
Bio-Produkte gehörten lange nicht zum Sortiment bei Lidl. Das änderte sich im Jahr 2018, als der Discounter mit Bioland - Bio für alle kooperierte. In der Folge fanden immer mehr Bio-Produkte ihren Weg in die Regale bei Lidl.
Lidl: Vom Hauptsitz in Neckarsulm zum neuen Komplex in Bad Wimpfen
Aufgrund der Entwicklung des Unternehmens wurde das Hauptgebäude von Lidl in Neckarsulm langsam zu klein. Immer häufiger mussten Abteilungen räumlich ausgelagert werden. 2015 fiel deswegen die Entscheidung, alle Abteilungen unter einem Dach zu vereinen – und zwar in Bad Wimpfen.

Am westlichen Stadtrand von Bad Wimpfen sollte der Gebäudekomplex entstehen. Im Mai 2017 war Spatenstich. Geplant wurden fünf Einzelgebäude, die unterirdisch miteinander verbunden sind. 1.500 Mitarbeiter sollen hier arbeiten können. Im Mai 2019 folgte das Richtfest, 2021 sollen die Mitarbeiter in die neue Hauptverwaltung einziehen.
Der Gründer von Lidl: Dieter Schwarz gilt als das Phantom aus Heilbronn
Lidl-Gründer Dieter Schwarz ist einer der reichsten Einzelpersonen in Deutschland. Sein Vermögen wurde im Jahr 2022 laut Forbes auf rund 30,8 Milliarden Euro geschätzt, damit landete er auf Platz 1 der reichsten Deutschen. Trotzdem gilt er als sehr sparsam.
Am 24. September 1939 geboren, lebt der Unternehmensgründer heute in Heilbronn. Während seiner Schulzeit verbrachte Dieter Schwarz ein Jahr in den USA mit dem American Field Service. Dort sah er zum ersten Mal Selbstbedienungsläden – in Deutschland bisher nicht vorhanden.
Nach seinem Abitur am Theodor-Heuss-Gymnasium absolvierte er auf Wunsch seines Vaters von 1958 bis 1960 eine kaufmännische Ausbildung bei der Lidl & Schwarz KG.
Dieter-Schwarz-Stiftung – Lidl-Gründer als Förderer der Stadt Heilbronn
Im Jahr 1999 zog sich Dieter Schwarz aus der Unternehmensleitung zurück. Er übertrug seinen Anteil steuersparend auf die gemeinnützige Dieter-Schwarz-Stiftung gGmbH. Damit ist Dieter Schwarz nicht nur einer der größten Arbeitgeber der Region Heilbronn, sondern auch Förderer der Stadt.
Millionen-Spenden gehen an Wissenschaft, Kultur und Bildung. Unter anderem investierte die Dieter-Schwarz-Stiftung, um in Heilbronn den Bildungscampus zu errichten. Vielleicht auch deshalb respektieren die Heilbronner seine Privatsphäre.
Denn obwohl in Heilbronn fast jeder seinen Namen kennt, ist über Dieter Schwarz wenig bekannt. Es existieren nur wenige und ältere Fotos von ihm. Die Öffentlichkeit scheut er, Interviews lehnt er grundsätzlich ab. Es heißt, dass der Unternehmensgründer aus diesem Grund noch unerkannt in seinen Märkten unterwegs sein könnte.
2007 wurde Dieter Schwarz zum Ehrenbürger von Heilbronn ernannt. Die dort geschossenen Fotos durften nicht veröffentlicht werden, Schwarz wollte das nicht. Seit 1963 ist Dieter Schwarz mit Franziska Schwarz (geborene Weipert) verheiratet. Das Ehepaar hat zwei Töchter.
Lidl: Struktur des Discounters in Neckarsulm und in den Filialen
Lidl betreibt in Deutschland 39 Regionalgesellschaften mit eigenen Verwaltungen und Logistikzentren, die für die Belieferung und Steuerung der Filialen zuständig sind. Ein Regionalgeschäftsführer koordiniert das Vorgehen und wird unterstützt von Vertriebsleiter.
Den Vertriebsleitern unterstehen wiederum mehrere Verkaufsleiter. Diese sind in der Regel für fünf bis sechs Filialen verantwortlich. In den Filialen selbst gibt es dann noch Filialleiter.

Lidl: Das Sortiment des Discounters – Zwischen Marken- und Eigenprodukten
Anders als Aldi bietet Lidl auch Marken-Produkte an – das gilt unter anderem als Erfolgsrezept des Discounters. Daneben gibt es vereinzelt No-Name-Produkte und Artikel der Eigenmarken. Zu letzteren gehören unter anderem:
- Alkoholfreie Getränke: Freeway, Solevita, Kong Strong, Saskia
- Bier, Wein, Sekt: Perlenbacher, Chevalier de Fauvert (Weisswein aus Frankreich), Burg Schönbeck (Sekt), Monte Plogar (Wein), La Cytelle (französische Landweine)
- Molkereiprodukte: Milbona, Meine Käserei
- Knabberwaren: Alesto, Snackday
- Fleischwaren, Saucen, Grillzubehör: Landjunker, Grillmeister, Metzgerfrisch
- Hygiene, Kosmetik, Körperpflege, Tücher: Cien, Chalou, dentalux, Siempre
- Süßwaren: Sweet Corner, JET GUM, Crownfield, Sondey
- Kaffee, Tee, Kakao: Lord Nelson, Bellarom
An Weihnachten und Ostern bietet Lidl zudem mit der Marke "Deluxe" Premium-Produkte – Frische-Artikel, Tiefkühl-Produkte, Konserven, Spirituosen – zum Discounter-Preis. Für den besonderen Anlass können Kunden bei Lidl dann beispielsweise Garnelen, Carpaccio, Büffelmozzarella oder Crème brûlée ergattern.
Lidl: Mode, Garten, Elektronik – diese Eigenmarken haben nichts mit Essen zu tun
Aber auch im Non-Food-Bereich hat der Discounter Lidl einige Eigenmarken. Dabei handelt es sich um wöchentlich wechselnde Aktionsartikel in den Bereichen Küchengeräte, Mode (dabei gab es unter anderem bereits eine Kooperation mit Heidi Klum), Elektrowerkzeuge, Bürobedarf, Möbel und Gartenbedarf.
Dazu zählen unter anderem die Marken Silvercrest, Esmara, florabest, Livergy, Ernesto, nevadent, Livarno oder Parkside.
Das Angebot von Lidl geht online weiter, unter anderem gibt es einen Fotoservice, einen Blumenversand, ein Reiseportal und einen Online-Shop.
Lidl setzt als Discounter auf Nachhaltigkeit
Laut eigener Unternehmensangaben wird die Lidl-Nachhaltigkeitsstrategie 2030 aktiv umgesetzt. Ziel soll es sein, die negativen Auswirkungen der Geschäftstätigkeit von Lidl zu minimieren und durch Aktivitäten und Maßnahmen positive Auswirkungen zu stärken und so einen echten Mehrwert zu schaffen.
Dazu zählen unterschiedliche Wertschöpfungsstufen - Ressourcen, Lieferkette, Betrieb und Kunde:
- Tierwohl steigern - Vielfalt fördern (Ressourcen)
Lidl möchte einen Beitrag leisten und die Haltungsbedingungen von Nutztieren zu verbessern. Das Unternehmen möchte sich und gemeinsam mit Lieferanten und Partnern für den Erhalt der Biodiversität und die Schaffung von Lebensräumen einstzen. - Lieferkette
Bei den Lieferketten geht es darum Umwelt- und Sozialstandards Schritt für Schritt zu verbessern. - Betrieb: Effizienz steigern - Mitarbeiter fördern
Durch besondere Prozesse in Logistikzentren und Filialen, soll ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden, Ressourcen geschont und Lebensmittelverluste reduzieren werden. - Kunde: Transparenz schaffen - Verantwortung leben
Lidl hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Sortiment regelmäßig zu prüfen und zu versuchen, es nachhaltiger zu gestalten.
Lidl in Neckarsulm: Skandale rund um den Discounter
Lidl geriet auch immer wieder negativ in die Schlagzeilen. Im Jahr 2004 erhob die Gewerkschaft Ver.di schwere Vorwürfe gegen den Discounter und veröffentlichte das "Schwarz-Buch Lidl".
Darin berichteten über 100 Beschäftigte von einem Klima der Angst, von dauerhaftem Leistungsdruck, Kontrollen und unbezahlter Mehrarbeit. Das skandalöse Thema ging deutschlandweit durch die Medien, Lidl stand massiv in der Kritik. Der Discounter wies die Vorwürfe zurück.
2008 folgte der nächste Skandal, der vom Stern aufgedeckt wurde. Detektive sollen monatelang im Auftrag des Discounters in über 200 Filialen die Mitarbeiter überwacht und ausspioniert haben. Die Überwachung soll über Miniaturkameras in den Filialen erfolgt sein, die offiziell dem Schutz vor Ladendieben dienen sollten.
Dabei sei protokolliert worden, wie oft die Mitarbeiter auf Toilette gingen oder über welche Themen sie in den Pausen sprachen. Lidl räumte später individuelle Fehler ein, die ohne Auftrag der Geschäftsleitung begangen worden seien, und entschuldigte sich bei den Mitarbeitern.