Unglaublich: Falken drehen die Partie gegen die Ravensburg Towerstars im Schlussabschnitt

Zwei Drittel lang spielen die Gäste mit den Hausherren Katz und Maus, versäumen es allerdings, einen höheren Vorsprung herauszuholen - und werden im letzten Drittel dafür von den Heilbronner Falken eiskalt bestraft.
Nach dem überzeugenden Auftritt der Heilbronner Falken am Freitag bei den Krefeld Pinguinen, bekommen es die Unterländer heute erneut mit einem Top-Team der Liga zu tun. Zu Gast sind die Ravensburg Towerstars. Die Oberschwaben haben sich vor Kurzem von ihrem Trainer Tim Kehler getrennt und Peter Russell zurückgeholt, der bei den Augsburg Panthern in der DEL freigestellt wurde. Der erhoffte Trainer-Wechsel-Effekt trat ein, schnell legten die Towerstars eine kleine Siegesserie hin. Die Ravensburger gewannen sechs der letzten zehn Spiele. Seit 13 Spieltage stehen sie ununterbrochen auf dem dritten Tabellenplatz, am Freitag schlugen sie den EHC Freiburg und können für die Playoffs eigentlich schon sicher mit dem Heimrecht planen.
Verein | Heilbronner Falken |
Liga | DEL2 |
Trainings- und Spielstätte | Eisstadion Heilbronn |
Trainer | Martin Jiranek |
Man muss nichts beschönigen, zu den Lieblingsgegnern der Heilbronner Falken gehören die Ravensburg Towerstars nicht. Auch wenn diese Saison bereits ein 6:2-Auswärtserfolg gelang, sind die Oberschwaben heute klarer Favorit. Falken-Trainer Martin Jiranek kann auf nahezu die identische Mannschaft wie vom Freitag zurückgreifen - und bekommt als Dreingabe vom Kooperationspartner Adler Mannheim sogar Luca Tosto. Damit haben die Unterländer ein volles Line-up obwohl weiterhin Verteidiger Kenney Morrison und Torjäger Jeremy Williams fehlen. Die Gäste haben Personalsorgen. Zwar können sie zwölf Stürmer aufbieten, doch in der Verteidigung stehen gerade einmal fünf Defender zur Verfügung.
Heilbronner Falken werden von den Towerstars durcheinandergewirbelt
Die Frage, ob den Gästen die Anreise aus Ravensburg in den Knochen steckt, stellt sich gar nicht. Im Stil einer Spitzenmannschaft kombinieren sie sich durch die Falken-Abwehr wie ein heißes Messer durch die Butter. Blitzschnell werden die Angriffe vorgetragen, die Heilbronner Falken können anfangs nur staunend hinterherschauen. Folgerichtig gehen die Gäste auch mit zwei Toren in Führung. Beim ersten Treffer profitieren sie von einem Missverständnis zwischen Justin Kirsch und August von Ungern-Sternberg, beim zweiten kommen sie mit ihrem schnellen Umschaltspiel ins Angriffsdrittel, Schuss, vor dem Tor wird der Puck noch abgefälscht. Direkt davor hatten die Heilbronner Falken die Chance auf den Ausgleich. Das ist der Unterschied, die Gäste verwerten ihre Möglichkeiten, die Hausherren nicht.
Auch nicht im ersten Powerplay. Gefühlt kreist die Scheibe ewig durch die Angriffszone, doch kein Spieler sucht wirklich den Abschluss. Kurz danach die erste Drangphase der Heilbronner Falken. Es entwickelt sich das Duell Kirsch gegen Towerstars-Keeper Jonas Langmann. Dreimal zieht der Falken-Stürmer ab, dreimal kann der Keeper parieren. Danach sind es wieder die Gäste, die mit ihrem modernen Eishockey die Falken vor Probleme stellen, doch Florian Mnich im Tor ist auf dem Posten. Als schon keiner der Fans mehr daran glaubt, ist die Scheibe doch noch im Netz. Eine Sekunde vor der Pausensirene findet ein verunglückter Schuss von Kirsch irgendwie den Weg in dies Netz. Nur 1:2, das ist das Beste an diesem Drittel aus Falken-Sicht.
Heilbronner Falken werden phasenweise vorgeführt
Ins zweite Drittel starten die Heilbronner Falken mit bedeutend mehr Druck. In den ersten 90 Sekunden sorgen sie für mehr Konfusion in der Gäste-Hintermannschaft als in den 20 Minuten zuvor. Doch dann übernehmen die Oberschwaben wieder das Kommando. Vor allem wenn ihre Paradereihe um Sam Herr auf dem Eis ist, dann werden die Falken zu Statisten degradiert. Bestes Beispiel in der 27. Minute. Da sieht es aus, als würde eine Profi- gegen eine Hobbytruppe spielen. Wohlgemerkt, auf Heilbronner Seite steht die erste Reihe um Topscorer Alex Tonge auf dem Eis. Zwei Minuten werden sie von den Gästen schwindelig gespielt, ohne auch nur den Hauch einer Chance zu haben, an den Puck zu kommen.
Dann haben die Hausherren ihr zweites Powerplay. Da macht Tonge eigentlich alles richtig, als er den Schuss ansetzt. Doch der Puck springt vom Lattenkreuz zurück. Das war sie, die ganz große Chance zum Ausgleich. Danach ist alles wie gehabt. Die Towerstars nur im Vorwärtsgang, die Falken nahezu ununterbrochen mit der Abwehrarbeit beschäftigt. Immerhin, mit vereinten Kräften gelingt es, weitere Gegentreffer zu vermeiden. Kurz vor der Pause haben die Falken gar die Chance auf den Ausgleich. Mit dem schönsten Spielzug der Gastgeber kommt Stefan Della Rovere ganz allein vor Keeper Langmann zum Abschluss - und scheitert.
Unglaublich, die Heilbronner Falken drehen die Partie
Die Heilbronner Falken gehen in Unterzahl ins letzte Drittel, können diese aber unbeschadet überstehen. Allerdings ziehen sie, kaum wieder komplett, erneut eine Strafe. Das kostet unglaublich viel Kraft, allerdings merkt man, dass die Gastgeber irgendwie jetzt mehr Körner als die Gäste haben. Deren Kombinationsspiel klappt nicht mehr so perfekt, häufig kommen sie in Bedrängnis, haben keine Zeit, um den Puck kontrolliert anzunehmen. Und auch sie ziehen eine Strafe. Da kurz danach noch ein Ravensburger in die Kühlbox muss, haben die Falken doppelte Überzahl.
Die dauert nur 17 Sekunden, dann steht es 2:2. Kapitän Christopher Fischer mit dem Hammer von der blauen Linie, Della Rovere versenkt den Rebound. Und es kommt noch besser. Druckphase der ersten Heilbronner Reihe, die Scheibe kommt zu Ryan Valentini - und der Neuzugang erzielt sein erstes Tor im Falken-Dress zum 3:2. Zweieinhalb Minuten vor dem Ende nehmen die Gäste eine Auszeit und den Keeper vom Eis. Julian Lautenschlager setzt die Scheibe knapp neben das leere Tor. Dann ein Fehler von Tosto. Unbedrängt feuert er den Puck aus der eigenen Abwehrzone. So hoch, dass der Puck hinter dem Gästetor in das Fangnetz geht. Spielverzögerung, zwei Minuten. 90 Sekunden sind es also, in der die Gäste in doppelter Überzahl agieren. Aber mit unbändigem Willen verteidigen die Heilbronner Falken den knappen Vorsprung und sichern sich so zum ersten Mal in der ganzen Saison die volle Punkteausbeute an einem Wochenende. Gegen zwei Gegner, gegen die das so nicht zu erwarten war.