Die Heilbronner Falken rehabilitieren sich bei den Eispiraten Crimmitschau und siegen in der Verlängerung

Eine Reaktion - das ist es, was die Fans der Heilbronner Falken von ihrem Team in Crimmitschau nach dem katastrophalen Auftritt daheim gegen Regensburg erwarten. Und die Mannschaft zeigt diese auch. Die dezimierte Truppe macht es in der Overtime.
„Wir wollen richtig aus der Kabine kommen und die ersten zehn Minuten aufmerksamer und besser spielen“, erklärt Falken-Trainer Martin Jiranek vor der Partie bei den Eispiraten Crimmitschau. Und er gibt zu: „Natürlich wollen wir jede Partie nach Möglichkeit gewinnen, aber wir spielen nur noch um die Platzierung.“ Im Klartext: Man will eine möglichst gute Ausgangsposition für die Playdowns herausholen. Nach der am Freitag gegen Regensburg gezeigten Leistung fällt es schwer, die Hoffnung des Trainers zu teilen.
Verein | Heilbronner Falken |
Liga | DEL2 |
Trainings- und Spielstätte | Eisstadion Heilbronn |
Trainer | Martin Jiranek |
Co-Trainer | Janne Sinkkonen |
Immerhin gibt es vom Personalsektor etwas Positives zu vermelden. Jeremy Williams, der die letzten Partien aus familiären Gründen verpasst hat, ist wieder mit an Bord. Dafür ist Moritz Elias für die U20 im Einsatz, weshalb die Heilbronner Falken wieder nur mit drei Sturmreihen und drei Verteidiger-Blöcken auflaufen. Williams rückt für Stefan Della Rovere in den ersten Block, der hingegen nimmt den Platz von Elias im dritten Sturm neben Freddy Cabana, der diese Woche seinen Vertrag in Heilbronn verlängert hat. Im Tor setzt Jiranek erneut auf Florian Mnich.
Heilbronner Falken gehen in Führung
Die Heilbronner Falken haben ihren Coach anscheinend nicht verstanden. Nur wenige Sekunden sind gespielt, da lässt sich Philipp Preto die Scheibe hinter dem Tor abnehmen, Pass vors Tor - der Schuss geht nur ganz knapp vorbei. 60 Sekunden später ist es Luca Tosto, der für die Unterländer am Eispiraten-Goalie mit Schuss und Rebound scheitert. Danach sind es die Hausherren, die das Spiel bestimmen. Chance um Chance wird vergeben - oder von Mnich zunichtegemacht. Mitten in die Drangphase dann das 0:1. Cabana sichert die Scheibe in der neutralen Zone bis die Falken gewechselt haben, dann der Pass, Tonge bedient Justin Kirsch, der direkt abzieht. Der dritte Treffer des Goalgetters an diesem Wochenende. Cabana setzt auch das nächste Zeichen. Völlig überraschend zieht er aufs kurze Eck ab - und der Keeper hat Glück, dass der Pfosten den Puck ins Spielfeld zurückbringt. Dann Puckverlust in der Vorwärtsbewegung, die Eispiraten laufen einen Zwei-auf-Eins-Konter, Mnich mit Glanzparade, doch im Anschluss gibt es die erste Strafe.
Da haben die Falken zweimal die Scheibe unter Kontrolle, sind aber nicht in der Lage, sie aus der Abwehrzone zu schlagen. Die Folge: Die Hausherren treffen zum 1:1. Das vierte Gegentor am Wochenende für die Falken in Unterzahl. Gleich danach haben die Unterländer Powerplay. Doch ohne Erfolg, obwohl einige gute Ansätze zu sehen sind. Dann dürfen sich die Gäste mal wieder über die Schiedsrichter aufregen. Korrekt pfeift er ein Beinstellen gegen Crimmitschau - doch dann schickt er nach dieser Aktion auch noch Tosto auf die Strafbank. Warum? Das weiß wohl nur er. Dann setzt der Linienrichter noch einen obendrauf, der auf zu viele Spieler auf dem Eis gegen die Falken entscheidet, obwohl der Heilbronner Spieler schon in der Wechselzone auf dem Weg zur Bank ist. Das wird sonst nie gepfiffen. Außer heute. LÄCHERLICH!!! Die Eispiraten mit Überzahl, die ist brandgefährlich, bis zur Pause gelingt ihnen aber kein weiterer Treffer.
Heilbronner Falken machen den Ausgleich mit einem Short-hander
In den Mittelabschnitt starten die Heilbronner Falken noch mit 38 Sekunden Unterzahl. Die überstehen sie unbeschadet, aber dann kommt eine Schrecksekunde. Kirsch ist in vollem Lauf, rutscht aus und knallt ungebremst in die Bande. Lange bleibt er auf dem Eis liegen, ehe er hinkend zur Bank fährt. Die Falken jetzt nur noch mit acht Stürmern, es wird rochiert. Das Chancenplus trotzdem bei den Gästen. Tonge, Geburtstagskind Julius Ramoser und Williams scheitern. Dann treten wieder die Schiedsrichter in Erscheinung. River Rymsha bekommt einen Ellbogen ins Gesicht. Keine Strafe, er revanchiert sich mit einem Stockcheck - Strafe. Wie beim 1:1 ist es Mathieu Lemay, der im Powerplay zum 2:1 trifft. Dann endlich auch mal Strafe gegen die Hausherren. Das Heilbronner Powerplay ist aber richtig schlecht, die zweite Formation erlaubt gar wieder ein Break der Gastgeber, doch Mnich pariert und hält sein Team im Spiel. Mit Ablauf der Strafe bekommt Julian Lautenschlager im Slot den Puck ganz allein - und bringt die Scheibe nicht unter Kontrolle. Diese Dinger MÜSSEN einfach besser verwertet werden.
Danach verflacht die Partie, die Unterländer mit vielen Fehlpässen. Corey Mapes verursacht eine Eins-gegen-Drei-Situation, weil er sich im Spielaufbau den Puck abnehmen lässt. Christopher Fischer rettet in höchster Not. Auf der anderen Seite scheitert Cabana an der Schulter vom Eispiraten-Keeper, ebenso wie Mapes mit einem Schlagschuss. Der kommt an die blaue Linie zurück, springt Preto über die Kelle, Alleingang Crimmitschau, Mnich mit einem unglaublichen Save. Nur Sekunden später vereitelt Ramoser das sichere 3:1. Allerdings auf Kosten einer Strafe. Powerplay für die Sachsen. Da blockt Tosto einen Schuss, schnappt sich die Scheibe, läuft übers ganze Feld, verzögert, bedient den mitgelaufenen Lautenschlager mit einem Flip-Pass, der nur die Kelle hinhält - und den Keeper zum 2:2 tunnelt. Tor in Unterzahl, das muss doch Auftrieb geben? Tut es, die Eispiraten ohne eine Chance im restlichen Powerplay, Pause.
River Rymsha lässt die Heilbronner Falken doppelt jubeln
Die Sachsen starten mit viel Elan ins letzte Drittel. Doch die Heilbronner Falken halten dagegen. Cabana scheitert nach schöner Einzelaktion am Schoner des Eispiraten-Keepers. Jetzt ist es beeindruckend, mit wie viel Einsatz die verbliebenen acht Heilbronner Stürmer Druck aufbauen und aufopferungsvoll kämpfen. Vorne wird nachgesetzt, hinten kommt jetzt auch das körperliche Element zum Vorschein. Auch durch die Verteidiger ist ein Ruck gegangen, Kapitän Fischer wohl mit seiner besten Leistung, seit seiner Rückkehr zu den Unterländern.
Und dann passiert es. Della Rovere mit dem Fehler an der Bande, als er den Puck leichtsinnig vertändelt. Die Scheibe kommt irgendwie vors Tor, Mnich pariert den ersten Schuss, dann Konfusion, und plötzlich ist die Scheibe im Tor. Kurz danach wieder eine zweifelhafte Entscheidung der Schiedsrichter. Timo Gams gerät mit Rymsha aneinander. Rymsha macht gar nichts, Gams lässt den Handschuh fallen und schnappt sich den Falken. Ohne Folgen für Gams. Kurz danach müssen sie aber auf Foul entscheiden, da die Aktion der Eispiraten wirklich nicht zu übersehen war. Powerplay Falken, das ist die Chance auf den erneuten Ausgleich. Doch es bleibt dabei, im Powerplay will heute nicht viel gelingen. Dafür macht Rymsha drei Minuten vor dem Ende mit einem Gewaltschuss genau in den Winkel das 3:3. Dann nochmals eine Riesenchance auf beiden Seiten, doch Della Rovere verpasst das freie Tor, für die Eispiraten scheitert Patrick Pohl aus ähnlicher Position am glänzend parierenden Minch. Es gibt Verlängerung.

Dort scheitert erst Lautenschlager für die Heilbronner Falken, im direkten Gegenzug muss Fischer ein Foul ziehen. Überzahl in der Verlängerung für die Sachsen. Mit ganz viel Einsatz überstehen die Gäste diese prekäre Situation. Und dann ist es erneut Rymsha, der mit einem genialen Move und einem Schuss durch die Schoner den 4:3-Sieg für die Falken sicherstellt. Nach dem Auftritt am Freitag eine eindrucksvolle Rehabilitierung der Unterländer. Das war klasse. „Das war ein hart erkämpfter Sieg. Wieder hatten wir nur eine kurze Bank. Wir haben die zwei Punkte geholt, aber zu viele Chancen zugelassen. Florian Mnich hat uns mit seinen Paraden das Spiel gerettet, vor allem mit der kurz vor Ende der regulären Spielzeit. Ich bin zufrieden mit den zwei Punkten“, erklärt Trainer Martin Jiranek nach der Partie. „Wir haben unsere Chancen nicht genutzt und zu viele Fehler gemacht“, sagt Marian Bazany, Coach der Eispiraten.