Stuttgart: Wochenende nach den Krawallen - weitestgehend ruhig, aber...
Der Schock nach den Randalen in der Innenstadt von Stuttgart sitzt immer noch tief. Wie lief es eine Woche später?
- Aufarbeitung der Randale in der Stuttgarter Innenstadt in vollem Gange.
- Polizei möchte am kommenden Wochenende verstärkt Präsenz zeigen
- Thomas Strobl, Innenminister von Baden-Württemberg, schlägt Zehn-Punkte-Programm vor.
Stuttgart: Wochenende nach den Krawallen - weitestgehend ruhig, aber...
Update, 28. Juni: Auch in der Nacht auf Sonntag ist es an diesem Wochenende bis zu den frühen Morgenstunden ruhig geblieben. Zwar gab es intensive Personenkontrollen, die meisten Menschen haben diese aber friedfertig aufgenommen. Die Polizei berichtet jedoch auch, dass zwei Männer dabei im Zusammenhang mit den Krawallen des vergangenen Wochenendes festgenommen worden.
Polizeibeamte haben in den vergangenen Tagen mehrere Tatverdächtige festgenommen, die im Verdacht stehen, sich an den Ausschreitungen in der Woche zuvor beteiligt zu haben. Insgesamt sind nun 33 Tatverdächtige identifiziert, davon befinden sich elf in Untersuchungshaft. Viele davon sind unter 20 Jahre alt.
Stuttgart: Mehr Polizei - Nacht von Freitag auf Samstag verläuft ruhig
Update, 27. Juni: Nach den Ausschreitungen vom vergangenen Wochenende ist es in der Nacht zum Samstag in der Stuttgarter Innenstadt weitgehend ruhig geblieben. Es gab nach Polizeiangaben vom Morgen keine größeren Zwischenfälle. Die Grundstimmung bei den Kontrollen sei aber teilweise aggressiv gewesen, insbesondere auf dem Schlossplatz. Viele Schaulustige beobachteten demnach die polizeilichen Maßnahmen.
Die Einsätze, die es gab, seien wochenendtypisch gewesen. Es ging vor allem um Körperverletzungen, kleinere Schlägereien und Ruhestörung. In der Nacht waren den Angaben nach mehrere Hundert Beamte im Einsatz, um eine erneute Eskalation zu verhindern. Neben Hundertschaften mit spezieller Schutzkleidung und Helmen standen auch berittene Polizisten, Polizeihundeführer und Ermittlungsbeamte zur Verfügung.
In der Stuttgarter Königstraße hatten randalierende Menschen in der Nacht zum vergangenen Sonntag Schaufenster zerstört und Geschäfte geplündert. Nach Angaben der Polizei waren 400 bis 500 Menschen daran beteiligt. Laut Innenminister Thomas Strobl (CDU) zählen dazu aber auch die, dieklatschten und die Randalierer anstachelten. Bislang sitzen neun Verdächtige in Untersuchungshaft, ein Haftbefehl ist außer Vollzug gesetzt.

Stuttgart: Das Wochenende nach der Krawall-Nacht - Großaufgebot, Wasserwerfer und die "stärkste Waffe"!
Update, 26. Juni: Die Krawalle in Stuttgart liegen nun eine Woche zurück, vergessen hat die Geschehnisse niemand. Was ändert sich am "Wochenende danach"? Eine kleine Aussicht gab die baden-württembergische Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz gegenüber dem "SWR": "Das, was sich am letzten Wochenende ereignet hat, das wird sich in Stuttgart für uns so nicht wiederholen."
Die Polizei, die sonst eher mit rund 100 zusätzlichen Beamten an Wochenenden vor Ort ist, wird nun mit einem Großaufgebot in Stuttgart präsent sein. Von mehreren Hundertschaften ist die Rede, die zudem noch mit spezieller Schutzkleidung und Helmen ausgestattet werden. Zum Teil werden die Einsatzkräfte beritten und mit Hunden unterwegs sein.
Aber: Gewalt will keiner. Deshalb setzt auch die Polizei auf Kommunikation als stärkste Waffe. Für den größten Notfall stehen allerdings auch Wasserwerfer bereit - als "taktisches Einsatzmittel". Dafür sollen jedoch keine Plätze gesperrt werden und auch das angedachte Alkoholverbot wird es nicht geben.
Maßnahmen nach Gewalt-Exzess: Wird Stuttgart mit diesen Ideen sicherer?
Ursprungstext vom 24. Juni: Noch immer sind die Randale und Krawalle in Stuttgart am vergangenen Wochenende in aller Munde. Viele fragen sich: Kann ein solcher Gewalt-Exzess sich wiederholen? In Stuttgart oder sonstwo? Und: Was tun die Behörden, die Regierung und die Polizei dafür, dass es hoffentlich bei dieser einmaligen Zorn-Entladung bleibt - und sich die laut Zeugen "kriegsähnlichen Zustände" im Zentrum der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg nicht wiederholen?
Die Stadt Stuttgart hat sich nun gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg über ein Sicherheitskonzept Gedanken gemacht, wie der SWR berichtet. Wie Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl am gestrigen Dienstag erklärte, sei dabei eine enge Zusammenarbeit zwischen der Landeshauptstadt und dem Bundesland erforderlich. Möglich seien in diesem Zusammenhang etwa das Einrichten einer Sicherheitspartnerschaft zwischen Stuttgart und dem Land.
Zwischen Baden-Württemberg sowie den Städten Heidelberg und Freiburg bestehe eine solche Partnerschaft bereits. Eine Sicherheitspartnerschaft würde eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Polizei, Verwaltung und Institutionen zugunsten der Sicherheit bedeuten. Sofern die Stadt das wünscht, sei eine solche Sicherheitspartnerschaft auch mit Stuttgart möglich.
Nach Randalen in Stuttgart: Kommt nun das Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen
Um die Sicherheit in Zukunft in Stuttgart zu gewährleisten, schlug Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl das Einrichten eines Zehn-Punkte-Programms vor. Unter anderem sollen dabei folgende Maßnahmen zukünftige Gewalt-Exzesse verhindern:
- Verstärkte Polizeipräsenz
- Mehr P olizeikontrollen
- Aufenthaltsverbote
- Videoüberwachung
- Alkoholverbote auf öffentlichen Plätzen
Gerade das Konsumverbot von Bier, Schnaps, Wein und Co. auf öffentlichen Plätzen in Stuttgart könnte erheblich dazu beitragen, dass sich die Gewalt nicht erneut in dem Maß wie in der Nacht auf den vergangenen Sonntag hochschaukelt. Schließlich lässt Alkohol die Hemmungen der Menschen fallen und es kommt zu Handlungen und Randalen, die nüchtern möglicherweise ausbleiben würden.
Randale in Stuttgart: Viele Tatverdächtige waren alkoholisiert
In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass die meistern der nach den Krawallen in der Innenstadt von Stuttgart festgenommenen Tatverdächtigen ordentlich Alkohol getankt hatten: Der bislang festgestellte Spitzenwert war 2,3 Promille Alkohol im Blut. Vier der von der Polizei festgenommenen Randalierer hatten zwischen 1,26 und gut zwei Promille. 16 weitere mutmaßliche Gewalttäter hatten nach dem Alkoholkonsum einen Wert von bis zu 1,1 Promille. Mittlerweile hat die Polizei 26 mutmaßliche Randalierer festgenommen. Einer sitzt sogar wegen des Verdachts auf versuchten Totschlag in Untersuchungshaft.

Wie die dpa vermeldet, bereitet sich die Polizei Stuttgart derzeit auf das kommende Wochenende vor. Mit mehreren Hundertschaften wollen die Behörden Präsenz zeigen und Stärke demonstrieren. Auch Reiter und Hundeführer sollen beteiligt sein. Im Zusammenhang mit den Randalen hat die Polizei Stuttgart zudem ein Hinweistelefon eingerichtet. Das ist unter 0800/503 503 533 zu erreichen. Hier können Bürger Hinweise bezüglich Tatverdächtigen oder beobachteter mutmaßlicher Straftaten abgeben und die Polizei bei ihren Ermittlungen unterstützen. Nach den Ausschreitungen liegen auch bei so manchem Politiker die Nerven blank. Cem Özdemir von den Grünen etwa vergriff sich während eines Interviews mit der Zeitung Die Welt entschieden im Ton. Mittlerweile hat die Deutsche Polizeigewerkschaft schwere Vorwürfe gegen die Stadt Stuttgart verlauten lassen: Diese soll nicht energisch genug gegen das sich schon lange andeutete Gewaltpotenzial in der Innenstadt vorgegangen sein.