○ "Queen of Drags" startet am Donnerstag, 14. November, um 20.15 Uhr auf Pro7
○ Drag Queen Rachel Intervention hat mit uns ganz offen über falsche Annahmen und die neue Show mit Heidi Klum gesprochen
"Das ist doch diese Olivia Jones, oder?" Mehr wissen die Meisten gar nicht über die extravagante Kunstform, bei der Männer Frauenkleidung tragen, sich schminken und in hohen Schuhen die Bühnen erobern. Rachel Intervention kommt aus Stuttgart und hat uns die Fragen beantwortet, die sich viele stellen: "Sind Drags schwul?", "Ist das ein richtiger Beruf?", "Wärst du lieber eine Frau?".
Man weiß irgendwie gar nicht, wo man anfangen soll. Der Glamour einer Drag Queen kann einem schon mal die Sprache verschlagen. Zum Glück steht uns mit Rachel Intervention eine ausgesprochen geduldige und offene Gesprächspartnerin zur Verfügung. Und damit geht's schon los: "Wenn ich Rachel bin, dann stelle ich eine Frau dar", erklärt DIE 22-Jährige.
"Ich betreibe eine Kunstform, bei der ich als Mann in die Rolle einer Frau schlüpfe. Und wenn ich dann als 'er' bezeichnet werde, finde ich das unhöflich. Dann wird das, was ich da mache, nicht ernst genommen."
Fühlt sich Rachel also als Frau? "Nein", sagt die Künstlerin, die derzeit noch "was mit Medien" studiert. "Ich fühle mich in meinem Männerkörper sogar sehr wohl. Wer sich einem anderen Geschlecht zugehörig fühlt, ist trans - und das ist etwas ganz anderes."
Aber homosexuell muss man bestimmt sein, um Drag Queen zu werden - oder? Rachel lacht. "Als Drag muss man gar nichts. Drag ist eine Kunstform, kennt keine Regeln und keine Grenzen. Tatsächlich ist Homosexualität unter den Queens weit verbreitet, aber es gibt auch Heteros. Mitmachen darf da jeder."
Die 22-Jährige erklärt, dass Drag meistens einen politischen Hintergrund hat und Missstände in der Gesellschaft aufzeigt. Festgefahrene Geschlechterrollen werden aufgebrochen, auf den Kopf gestellt oder einfach ignoriert. "Deshalb spricht auch nichts dagegen, dass Conchita Wurst, die in der Jury von 'Queen of Drags' sitzt , einen Bart trägt. Schluss mit dem Schubladendenken."
Im Gespräch mit Rachel Intervention erfahren wir, dass Drag seinen Ursprung in der griechischen Antike hat. "Frauen durften damals noch nicht auf der Bühne stehen. Deshalb wurde'Romeo und Julia' früher häufig von zwei Männern gespielt", erklärt Rachel. Shakespeare versah seine Stücke demnach mit der Randnotiz "Drag", die für "Dressed as a Girl" oder "Dressed resembling a Girl" (Gekleidet wie eine Frau) steht.
Noch sind die Auftritte als Rachel Intervention ein Nebenjob, aber die Studentin hat Pläne: "Irgendwann möchte ich das hauptberuflich machen. Ich liebe es, die Menschen zu unterhalten und aus ihrem Alltagstrott herauszuholen ."
Ihre Familie kommt aus dem Raum Heilbronn. "Natürlich gab es da einige Fragen, als klar war, dass ich Drag mache. Aber wirklich überrascht hat es niemanden." Bei jeder Show stehen Familie und Freunde hinter der Künstlerin und geben offen Feedback. Rachel: "Ich mache viel Stand-up-Comedy und Lip-Sync-Einlagen, meine Familie sagt mir ehrlich, wenn etwas einfach nicht lustig war. So kann ich ja auch besser werden."
Und jetzt erobern die Königinnen das deutsche Fernsehen. Heute startet um 20.15 Uhr die Pro7-Show "Queen of Drags". Rachel war bei der Premiere in Berlin und verrät: "Es war einfach toll! Die Teilnehmerin aus Stuttgart ist eine gute Freundin von mir, und ich kenne auch einige andere, die mitmachen."
Ob das deutsche Publikum schon bereit für ein so offenes Format ist, weiß Rachel nicht: "In Kommentaren zur Sendung habe ich heftige Anfeindungen gelesen. Rachels erster Eindruck? "Die Sendung könnte vieles aufklären. Sie ist lehrreich und kein Trash-TV."
Neugierig? Am 11. Januar und am 22. Februar 2020 kommt Rachel Intervention nach Neckarsulm. Wer die 22-Jährige auf der Bühne erleben möchte, ist eingeladen zu "Frau mit Sti(e)l! - ein Abend mit Rachel Intervention"