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Mediziner sagen Coronavirus den Kampf an: Gibt es bald ein wirksames Medikament?

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Von: Jason Blaschke

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In Tübingen testen Tropenmediziner das Medikament "Chloroquin" im Kampf gegen das Coronavirus.

Kampf gegen das Coronavirus: Tübinger Mediziner wollen Medikament "Chloroquin" testen

Weltweit fordert das Coronavirus immer mehr Todesopfer. Besonders betroffen: ältere und kranke Menschen. Aktuell (Stand: 19. März) verzeichnet allein Baden-Württemberg acht Todesfälle durch Covid-19, das bestätigt das Landesgesundheitsamt. Eine Atempause? Vorerst nicht in Sicht. Grund: DieZahl der Infizierten steigt immer weiter. Und nach jetzigem Stand (19. März) sind mittlerweile mehr als 2.000 Menschen in Baden-Württemberg mit dem Virus infiziert. Das Schlimme: Noch immer gibt es weder Schutzimpfung noch ein wirksames Medikament.

Doch das könnte sich bald ändern. Grund: Das Institut für Tropenmedizin in Tübingen will schon bald das Medikament Chloroquin im Kampf gegen Corona-Erkrankungen testen. Schon in der kommenden Woche soll mit einer Studie an Menschen begonnen werden, wie Institutsdirektor Peter Kremsner am Mittwoch mitteilte. Und zwar mit dem Wirkstoff Chloroquin (Handelsname: Resochin), der schon lange als Mittel gegen Malaria auf dem Markt ist.

Bereits jetzt habe man beim Chemiekonzern Bayer "größere Mengen" Chloroquin für die Bundesrepublik Deutschland reserviert, erklärt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Mittwoch gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Spahn: "Gleichzeitig begleiten unsere Behörden alle Studien dazu mit Hochdruck. Wir wollen schnell wissen, ob dieses Medikament bei Corona hilft." Aber schon jetzt gibt es erste Erfolge in der Therapie von Corona-Patienten. Wie echo24.de erfahren hat, sind in Heilbronn erste Corona-Patienten geheilt und können die Quarantäne wieder verlassen.

Kampf gegen das Coronavirus: Was kann der Wirkstoff Chloroquin?

Hohe Erwartungen also an ein Medikament, dass eigentlich bei der Tropenkrankheit Malaria zum Einsatz kommt. Aber warum ausgerechnet dieser Wirkstoff, der eigentlich schon relativ lange auf dem Markt verfügbar ist? Laut Kremsner wirkt das Medikament gegen viele Viren - und vielleicht auch gegendas Coronavirus. Das zeigen zumindest Versuche im Reagenzglas. Ein weiterer Hinweis auf die Wirksamkeit von Chloroquin zeigen Praxis-Tests aus China und Italien, wo Kremsner zufolge sehr viele Corona-Patienten mit Chloroquin behandelt werden. Das Problem: Bisher ist nicht bekannt, ob die Behandlung am Menschen wirklich anschlägt. Und das liegt hauptsächlich daran, dass Patienten oft sehr hohe Dosen Chloroquin verabreicht bekommen und zusätzlich noch mit anderen Medikamenten behandelt werden.

Coronavirus: Mediziner in Tübingen wollen Medikament gegen Covid-19 testen.
Forscht an einem Medikament gegen das Coronavirus: Peter Kremsner, Institutsleiter der Tropenmedizin Tübingen. © Wolfram Kastl/dpa

Kremsner: "Es kann auch sein, dass es nicht wirkt oder sogar schadet." Und genau deshalb steht auch das Schmerzmittel Ibuprofen bei der Corona-Behandlung in der Kritik. Hintergrund: Es gibt Vermutungen, dass Ibuprofen schädlich für Corona-Patienten ist. Mittlerweile rät auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davon ab, das Schmerzmittel bei einer Coronavirus-Infektion ohne ärztlichen Rat einzunehmen. Heißt also für dieTübinger Forscher: vorsichtig sein. Grund: In Tübingen soll Chloroquin an einer moderat an Covid-19 erkrankten Testgruppe zum Einsatz kommen. Einer Kontrollgruppe sollen zudem Placebos (Scheinmedikamente) verabreicht werden. Schon gestern wurde bei der Ethikkommission, die den Test an Menschen in Deutschland genehmigen muss, ein Antrag auf die Testphase eingereicht.

Kampf gegen das Coronavirus: Tübinger Mediziner setzen auf Off-Label Use

Bedeutet: Die Mediziner der Tropenmedizin Tübingen setzen bei dem Wirkstoff Chloroquin erstmal auf einen Off-Label Use. Heißt: Sie verordnen ein Medikament, dass für eine Krankheit (hier: Covid-19), eigentlich gar nicht zugelassen ist. Denn üblicherweise muss jedes Präparat durch das Bonner Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zugelassen werden. Das hat zur Folge, dass ein Medikament nur für bestimmte Krankheiten verordnet werden kann. Verordnen Ärzte dagegen im Off-Label-Use, verabreichen sie an den Patienten ein Medikament, dass für eine bestimmte Krankheit eigentlich nicht (oder noch nicht) zugelassen ist. Grundsätzlich halten sich Mediziner an die BfArM-Empfehlungen. In Ausnahmefällen dürfen Ärzte (wie in diesem Fall) von dieser Regelung abweichen.

Auch Kretschmann lobte die Mediziner bei seiner Ansprache bei der Sondersitzung im Landtag, bei der es auch um Ausgangssperren wegen des Coronavirus ging. Ein ganz anderes Ziel verfolgen Forscher aus Tübingen. Die auf Grundlage der Messenger-RNA einen wirkungsvollen Impfschutz gegen Corona entwickeln wollen. Schon bald soll eine Impfstoff-Studie zum Coronavirus am Menschen starten und weitere Erkenntnisse liefern.

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