Videos schürten Zweifel an Antisemitismusvorwürfen: Gil Ofarim sieht sich „vom Opfer zum Täter gemacht“
Sänger Gil Ofarim äußert sich nun zu den Videoaufzeichnungen des Leipziger Hotels. Er bestätigte, dass er seine Davidstern-Kette die ganze Zeit getragen hat.
Berlin/Leipzig - Sänger Gil Ofarim hat sich zu der neuen Entwicklung nach seinen Antisemitismus-Vorwürfen gegen ein
Leipziger Hotel geäußert. „Ich wusste, was das für Wellen schlägt“, sagte er am Montag im TV-Sender Bild. „Dass ich vielleicht vom Opfer zum Täter gemacht werde und dass ich angeblich gelogen haben soll, darum habe ich mir keine Gedanken gemacht und ganz ehrlich, das hätte ich auch nicht gedacht.“
Gil Ofarim: Seine Davidstern-Kette sollen auf den Überwachungskameras nicht sichtbar sein
Hintergrund sind Medienberichte, wonach Überwachungsvideos möglicherweise Fragen zu dem von Ofarim geschilderten Hergang
aufwerfen. Demnach soll die Kette mit dem Davidstern auf den Überwachungskameras des Hotels nicht deutlich sichtbar gewesen sein. Nun wurden Ermittlungen dazu aufgerufen, man wollte prüfen, ob der Sänger an dem Abend des Vorfalls wirklich diese Kette getragen hat. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft werden derzeit mehrere Videoaufnahmen ausgewertet, Angaben zum Inhalt wurden nicht gemacht. Der 39-Jährige könne verstehen, dass es nach den Videobeweisen so aussehen würde, als hätte er den Stern nicht getragen. „Was nicht stimmt. Ich habe ihn immer angehabt“, so der Sänger weiter.
Auch in einem Interview mit der Leipziger Volkszeitung (LVZ) am Montag (18. Oktober) bekräftigte Ofarim, dass er die Kette im Hotel getragen habe. „Das was bisher gezeigt wurde, sind nicht die kompletten Videoaufnahmen aus dem Hotel. Ich bitte diejenigen, die diese Bilder veröffentlicht haben, doch alles zu zeigen“, sagte er der LVZ. Er hatte Anfang Oktober in einem Video berichtet, dass ihn ein Mitarbeiter von „The Westin Leipzig“ aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen. Daraufhin erstattete der Sänger eine Anzeige. Der Staatsanwaltschaft Leipzig liegen mehrere Anzeigen zu dem Vorfall vor - auch von dem beschuldigten Hotelmitarbeiter wegen Verleumdung.
Gil Ofarim über die Antisemitismusvorwürfe: „Ich werde nach wie vor weiter meinen Davidstern tragen!“
Ofarim erklärte zudem bei Bild: „Ich werde nach wie vor weiter meinen Davidstern tragen. Ob unter dem T-Shirt, auf dem T-Shirt, das ist egal. Ich trage ihn immer und werde ihn weiter tragen“, sagte er. Zu dem von ihm geschilderten Vorfall in dem Hotel sagte er: „Ich habe im Vergleich zu vielen anderen Jüdinnen und Juden den Mund aufgemacht und habe etwas gesagt und mich gewehrt.“ Er fügte hinzu: „Jeder sollte seinen Mund aufmachen. Ich würde es nochmal genauso machen.“
Im LVZ-Interview erklärte Gil Ofarim weiter, dass ihm von vornherein klar gewesen sei, dass er „irgendwann wohl als Lügner“ hingestellt werden würde. „Ich kann nicht mehr machen, als zu erzählen, was mir passiert ist.“ Er habe schon viele Auftritte in Leipzig gehabt, so etwas sei ihm noch nie in der Stadt passiert und es tue ihm leid, dass jetzt die ganze Region in einen Topf geworfen werde. „Aber mir ist das nun mal so widerfahren und ich kann als Jude in Deutschland nicht einfach die Klappe halten.“ (dpa)