Hohe Spritpreise, trotz sinkendem Ölpreis: Damit müssen Autofahrer rechnen
Der Ukraine-Krieg belastet auch viele Deutsche unmittelbar – besonders schmerzhaft sind die explodierten Spritpreise. Drohen diese Rekordpreise jetzt zu bleiben, obwohl der Ölpreis sinkt?
Viele Deutsche verzweifeln – der Sprit ist seit der Invasion Russlands in die Ukraine so teuer, wie nie. Deutlich über zwei Euro zeigten sich Benzin und Diesel in den vergangenen Tagen. Deshalb kaufen Autofahrer jetzt teilweise schon Supermarktregale leer. Rapsöl und andere Speiseöle sollen Dieselfahrzeugen als Kraftstoffersatz dienen, obwohl Experten davon abraten. Wann wird das alles wieder ein Ende nehmen und die Preise zurück auf Normalniveau bringen, fragen sich da viele – und die Antwort dürfte ihnen nicht gefallen.
Denn obwohl die Spritpreise nun erstmals seit den Höchstständen der vergangenen Tage wieder deutlich gesunken sind – auf durchschnittlich 2,25 Euro pro Liter Diesel und 2,15 Euro pro Liter Super 10 – deutet vieles darauf hin, dass fossile Kraftstoffe sich in Zukunft auf einem hohen Niveau einpendeln könnten. Wie der ADAC berichtet, müssten die Preise nämlich eigentlich schon weiter gesunken sein.
Autofahrer in Deutschland: Bleiben Spritpreise langfristig hoch?
Der Automobilclub schätzt die Spritpreise nach wie vor als zu hoch ein. Der aktuelle Rückgang müsse weitergehen – denn die Rohölpreise seien zuletzt wieder gesunken, und zwar beinahe auf ihren Vorkriegswert, berichtet die Deutsche Presse-Agentur dpa. Wenn man nach dem Ifo-Institut geht, ist dieses Phänomen keine Seltenheit.
ifo Institut für Wirtschaftsforschung
Das ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. ist eine Münchner Forschungseinrichtung, die sich mit der Analyse der Wirtschaftspolitik beschäftigt und monatlich den ifo-Geschäftsklimaindex ermittelt. Die Forschungsergebnisse bieten Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft eine Grundlage für sachorientierte Entscheidungen.
Die Experten gehen sogar so weit zu sagen, dass sich die Preise bei einer weiter hohen Nachfrage am Markt auf einem hohen Niveau stabilisieren könnten. Der Grund laut Ifo-Energie-Expertin Karen Pittel: „Beispielsweise, weil die Abnehmer für die Zukunft noch höhere Preise erwarten“. Im Interview mit der Augsburger Allgemeinen erklärte sie: „Im Grunde beobachten wir dies in gewissem Umfang gerade hinsichtlich der Nachfrage nach Heizöl und Diesel.“ Dass Benzin- und Dieselpreise nicht in gleichem Maße auf steigende und fallende Preise für Rohöl reagieren, sei nicht neu.
Autofahrer in Deutschland:
Dieser These schließt sich der ADAC allerdings nur teilweise an. Gegenüber der dpa berichtete der Kraftstoffmarkt-Experte Jürgen Albrecht: „Neu ist es sicher nicht, dass sich Benzin- und Ölpreis vorübergehend voneinander entkoppeln. Allerdings ist es sehr selten und bisher noch nie in einem so extremen Maß passiert, wie wir es derzeit beobachten.“ Derweil ist sich die Politik uneins, wie in der Situation Abhilfe geschaffen werden soll.
Während Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) einen Tank-Zuschuss für alle Autofahrer vorgeschlagen hat, um die Preise dauerhaft zu drücken, bringt diese Vorgehensweise auch Kritik aus der Wirtschaft mit sich. Die ‚Wirtschaftsweise‘ Veronika Grimm erklärte: „Die Diskussion um Tankrabatte ist völlig aus der Zeit gefallen. Wir müssen die unteren und mittleren Einkommen entlasten. Tankrabatte entlasten aber Gutverdiener stärker, weil diese mehr Autos besitzen und weitere Strecken fahren.“
Nicht für Privatpersonen, sondern für Busunternehmen, soll es derweil vom Land Baden-Württemberg Hilfen geben. Eine bestimmte Maßnahme soll der Busbranche im Südwesten vorerst die Existenz sichern – und somit den öffentlichen Nahverkehr aufrechterhalten.