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Droht ein Massen-Rückruf? Lebensmittel enthalten diese gefährlichen Stoffe

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Von: Christina Rosenberger

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Kaufland, Lidl, Aldi & Co. wollen die Mehrwertsteuer-Senkung in vollem Umfang an die Kunden weitergeben.
Drohen Deutschland bald massig Rückrufe? (Symbolfoto) © Fabian Sommer/dpa

Lebensmittelrückruf: In Deutschland droht der Lebensmittelindustrie ein Desaster. Ein spezielles EU-Verbot könnte dabei zum Auslöser werden.

Auf die Lebensmittelhändler und Discounter wie Kaufland und Lidl könnte eine massive Rückrufwelle zukommen. Mit Eiscreme, Konfitüre, Fleisch- und Backwaren, Schokolade kursieren in Deutschland wohl massenweise Produkte, die den krebserregenden Stoff Ethylenoxid beinhalten.

Grund ist anscheinend Johannisbrotkernmehl, das aus der Türkei importiert wurde. Lebensmittelgeschäfte wie Rewe und Edeka mussten bereits aufgrund dieser Belastung eine besonders beliebte Eiscreme-Sorte aus dem Sortiment nehmen, wie echo24.de berichtet.

Massenhafte Rückrufe drohen in der Lebensmittelindustrie – aus diesem Grund:

Doch andere EU-Länder sind mittlerweile schon viel weiter als Deutschland. In Frankreich beispielsweise wurden Hunderte Eiscremes mit dem belasteten Zusatzstoff Johannisbrotkernmehl vom Markt genommen. In Deutschland hat das Portal der Bundesländer www.lebensmittelwarnung.de dagegen bisher nur vereinzelte Gefahrenmeldungen veröffentlicht.

Deshalb hat die Organisation Foodwatch jetzt eine Petition gestartet. Diese lautet „Ethylenoxid: Raus aus den Regalen!“ und soll die Verbraucherschutzminister der Länder auf den Missstand aufmerksam machen, dass massig belastete Produkte im Umlauf sind. Foodwatch fordert in diesem Zuge eine großangelegte Rückrufaktion. Der konkrete Aufruf an die Minister: „Diese müssen ihre Lebensmittelüberwachungsbehörden anweisen, alle Hersteller, die E410 verwenden, zu überprüfen – und alle belasteten Produkte konsequent zurückzurufen!“

E410, das ist in dem Fall die Bezeichnung für ein Verdickungsmittel, das aus belastetem Johannisbrotkernmehl hergestellt wird. Es ist in der EU uneingeschränkt – also auch für Bio-Produkte – als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen und kommt in Süßwaren, Suppen, Puddings, Soßen und Speiseeis vor. Es dient auch als Backhilfsmittel in glutenfreiem Brot und gilt als Ernährungshilfe bei Verdauungsstörungen, Erbrechen, Colitis oder sogar Zöliakie.

Rückruf-Welle droht: Deshalb ist Johannisbrotkernmehl aus der Türkei gefährlich

Was das eigentlich als gesund geltende Pulver jetzt allerdings gefährlich macht, ist ein Pflanzenschutzmittel, das in Deutschland zwar seit 1981 verboten ist, beispielsweise in der Türkei aber immer noch verwendet wird, besonders in der Behandlung von Johannisbrotbäumen. Es beinhaltet den Stoff Ethylenoxid, kurz EO, der nun eben in importiertem Johannisbrotkernmehl gefunden wurde – in einem zu hohen Anteil.

Um nun eine Dimension aufzuzeigen, wie viele Lebensmittel in Deutschland betroffen sein könnten: Laut Lebensmittel Zeitung haben deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr rund 361 Tonnen Verdickungsstoffe aus Johannisbrot aus der Türkei importiert. Dennoch sehen deutsche Behörden und Hersteller demnach bisher keinen Handlungsgrund. Der Eishersteller Froneri erklärte gegenüber der Lebensmittel Zeitung, seine Produkte habe zwar „kurzzeitig“ eine Zutat enthalten, „bei der ein Grenzwert überschritten wurde“, doch man verzichte dennoch in Deutschland auf einen Rückruf.

Lebensmittelrückrufe wegen Ethylenoxid: „erbgutverändernd und krebserzeugend“

Denn die Zutat sei nur in sehr geringen Mengen verwendet worden. Es sei, so Froneri, „äußerst unwahrscheinlich, dass überhaupt ein Risiko besteht.“ Auch beim Hersteller der in Deutschland zurückgerufenen Eissorten geht die Lebensmittel Zeitung davon aus, dass der Rückruf nur aus Imagegründen durchgezogen wurde.

Allerdings sind Rückrufe für Discounter und Lebensmittelläden keine Seltenheit. Kaufland musste erst vor Kurzem eine bestimmte Eiersorte wegen Salmonellen zurückrufen und auch Lidl hatte wegen allergischer Reaktionen ein Kuschel-Kissen aus dem Verkehr ziehen müssen. In anderen Fällen finden sich sogar Glassplitter in Lebensmitteln.

Dennoch könnte gerade Ethylenoxid in der nächsten Zeit noch eine große Welle an Rückrufen in Deutschland auslösen. Denn in der EU gilt ein vollständiges Anwendungsverbot für EO in Pflanzenschutzmitteln, weil es „erbgutverändernd und krebserzeugend“ ist. Deshalb haben auch die EU-Koordinatoren für Lebensmittel- und Futtermittelkrisen Mitte Juli vorgeschlagen, mit Ethylenoxid kontaminierte Lebensmittel aus dem Verkehr zu ziehen. Doch sind dazu im Endeffekt nur die nationalen Behörden und Hersteller befugt. Also heißt es: Abwarten.

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