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Verklebte Akkus bald verboten? So will die EU Handys nachhaltiger machen

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Von: Sophia Lother, Lucas Maier

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Ein Mann baut ein Handy nach einer Reparatur wieder zusammen: Bei fast allen modernen Handys kann man einen kaputten Akku nicht mehr einfach austauschen – damit soll in der EU nun wieder Schluss sein. (Symbolbild)
Bei fast allen modernen Handys kann man einen kaputten Akku nicht mehr einfach austauschen – damit soll in der EU nun wieder Schluss sein. (Symbolbild) © Yay Images/Imago

Mehr Nachhaltigkeit auch auf EU-Ebene: Mit dem „Green New Deal“ wird das derzeit versucht. Apple, Samsung und Co. könnten damit vor einem Problem stehen.

Brüssel – Der sogenannte „Green New Deal“ soll Europa zu mehr Nachhaltigkeit führen. Ein Teil des Aktionsplans der Europäischen Union* ist die Kreislaufwirtschaft. Vereinfacht bedeutet das, weniger Wegwerfen, mehr Recyceln. Hiervon werden auch Handys und Smartphones betroffen sein. Ende März hat die EU einen Entwurf ihrer Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR) veröffentlicht.

Doch was sind die Hintergründe zum erarbeiteten Nachhaltigkeits-Konzept? „Die Nutzer sind frustriert darüber, wie schnell ihre Geräte kaputtgehen, veraltet sind, nicht aktualisiert oder repariert werden können“, heißt es in dem EU-Konzept. Außerdem könnten in Europa nur wenige der kritischen Rohstoffe aus alten Produkten zurückgewonnen werden.

Mehr Nachhaltigkeit in der EU: „Green New Deal“ soll Kreislaufwirtschaft ankurbeln

Das Konzept beinhaltet neben der Energieeffizienz zusätzlich noch weitere Nachhaltigkeitsaspekte für Smartphones und andere Elektrogeräte. Dazu gehören Haltbarkeit, Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit. Außerdem werden laut der Mitteilung Designvorschriften überarbeitet, die die Initiative für einheitliche Ladegeräte ergänzen sollen. Ein Überblick, was die Ökodesign-Anforderungen umfassen werden:

Verbote in der EU: Maßnahmen gegen Vernichtung unverkaufter Artikel

Maßnahmen, die die Vernichtung von unverkauften Artikeln verhindern sollen, sind ebenfalls im EU-Konzept enthalten. Bisher sind lediglich einzelne Staaten, wie beispielsweise Frankreich, rechtlich dagegen vorgegangen. Zukünftig soll zudem das Recycling innerhalb der EU gefördert werden. Lediglich „35 Prozent“ des Elektroschrotts in Europa werden aktuell recycelt, schreibt das Portal fd.nl unter Berufung auf die Europäische Kommission.

Samsung, Apple und Co.: Bald keine fest verbauten Akkus mehr in der EU

Ab dem Jahr 2023 sollen dem EU-Entwurf zufolge außerdem keine Handys mehr verkauft werden, die einen fest verbauten Akku haben. Hintergrund ist auch hier die Nachhaltigkeit. Der Akku ist bei Mobiltelefonen eines der empfindlichsten Verschleißteile. Wenn der Akku austauschbar ist, landen weniger Handys im Müll, so die Hoffnung der EU. Außerdem sollen die Hersteller dazu verpflichtet werden, die Ersatz-Akkus länger anzubieten.

Smartphones ohne fest verbautem Akku: Handy-Hersteller Samsung übt Kritik

Ein weiterer Teil der Regelung, die am 1. Januar 2023 in Kraft treten soll, bestimmt, dass ein Akku-Tausch mit handelsüblichem Werkzeug möglich sein muss. Konkret beinhaltet das angestrebte Handy-Recycling-Gesetz auch eine Quote, die festlegen soll, dass 90 Prozent der recyclebaren Rohstoffe eines Akkus oder einer Batterie auch recycelt werden müssen. Ein europaweites Pfandsystem soll dabei helfen. In Deutschland gibt es bereits immer wieder Sammelaktionen, bei denen ausgediente Handys und Tablets zum Recyceln abgegeben werden*.

Gerade die Vorgabe, dass Handy-Akkus austauschbar sein sollen, stößt jedoch nicht nur auf Gegenliebe. So berichtet das Portal heise.de von scharfer Kritik seitens des Handy-Herstellers Samsung. Andreas Beck, Deutschlands Serviceleiter bei Samsung Electronics, betonte, dass Smartphones dann „klobiger“ werden würden, und unverklebt womöglich nicht mehr derart wasser- und schmutzabweisend wären.

EU-Konzept: Neue Recycling-Regelung soll auf den Weg gebracht werden

Der europäische Verbraucherschutzverband BEUC begrüßte die Vorschläge als Meilenstein hin zu grünerer Produktion und grünerem Konsum. „Das Paket der Kommission ist umfassend und ehrgeizig.“ Die Grünen-Europaabgeordnete Anna Cavazzini lobte einen „Durchbruch auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft und somit zum klimaneutralen Kontinent und zu einer weniger starken Abhängigkeit von Rohstoffimporten“.

Die CDU-Parlamentarierin Hildegard Bentele erklärte, die erstrebte Verbesserung von Wiederverwendung, Reparaturfähigkeit und Recycling dürfe wichtige Anforderungen an die Waren wie Sicherheit, Leistungsfähigkeit und Bezahlbarkeit nicht in den Hintergrund drängen. Der Entwurf sei „ein guter Aufschlag“, den das Europaparlament aber sicher noch ändern werde. (lm/slo mit Material von epd) *hna.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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