Gaskrise, Inflation, Corona: Unser Winter – drei Szenarien, eine heftige Prognose
Die Gaskrise könnte im Winter einen Höhepunkt erreichen. Analysten zeigen drei Möglichkeiten, wie es weiter geht – eine Prognose ist sehr düster.
Aktuell steuern wir auf eine Gaskrise zu. Energie wird immer teurer. Bundesländer wie Baden-Württemberg erarbeiten einen Einspar-Katalog für Gas. Der Ministerpräsident des Landes plant in naher Zukunft die Schwimmbäder zu schließen, wie echo24.de berichtet. Der Winter wird ungemütlich.
Der Krieg in der Ukraine bestimmt derzeit den Alltag. Einen immer teurer werden Alltag. Das Stichwort lautet Inflation. Dazu drängt sich immer mehr das Thema Corona zurück ins Geschehen.
Problem im Winter: Gasspeicher nicht voll genug
Mit dem drohenden Stopp aller Gaslieferungen aus Russland wächst die Angst vor den Folgen für den bevorstehenden Winter. Die Gasmangel-Lage zwingt nicht nur Bundesländer wie Baden-Württemberg zu massiven Maßnahmen. Beamten stehen kalte Bibber-Monaten im Büro bevor.
Aktuell ist die Gasversorgung für den Winter noch nicht gesichert. Die Gasspeicher sind noch immer nicht ausreichend befüllt. Wie das Nachrichtenportal t-online schreibt, erklärte er Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, am Montag dazu: „Wir sind bei der Befüllung jetzt bei über 57 Prozent.“ Damit wäre Deutschland besser aufgestellt als in vergleichbaren Zeiträumen in der Vergangenheit.
Doch das große Problem bleiben laut dem Bericht die „Gasflüsse“. Da diese nicht garantiert sind, kann es zur, in zwölf Wochen startenden, Heizsaison eng werden. Müller erklärte: „Im Kern führt Russland einen Wirtschaftskrieg gegen Europa, insbesondere gegen Deutschland.“
Gaskrise: Hoffnung für den Winter bleibt
Etwas mehr Hoffnung verbreitet der Geschäftsführer der Initiative Energie Speichern, dem Zusammenschluss der deutschen Gasspeicher. Zur drohenden Gaskrise machte er gegenüber t-online klar: „Aktuell sehen wir nach einem Einbruch vergangene Woche wieder erhöhte Gaseinspeicherungen. Die Lage ist also recht stabil.“
Was bleibt, sind die mahnenden Aufrufe zum Sparen. Auch gegenüber dem Magazin Focus erneuerte Netzagentur-Chef Müller die Aussagen und wird mehr als deutlich: „Ich verstehe, dass da manche jetzt drüber lachen. Wenn sie die nächste Gasrechnung bekommen, wird ihnen das Lachen aber vergehen.“
Was uns im Winter droht: Szenarien mit Gaskrise und Corona
Das Portal t-online nennt drei mögliche Szenarien mit der Gaskrise, wie sie unter anderem auch von Analysten der Deutschen Bank durchgespielt wurden. Ein neutrales, ein optimistisches und eines mit den schlimmstmöglichen Folgen. Als Grundlage aller Möglichkeiten gilt, dass der Bund stark auf Kohlekraftwerke setzen wird, um die Stromproduktion befristet bis 2024 am Laufen zu halten. So hatte es der Wirtschaftsminister Robert Habek zuletzt angekündigt.
Gaskrise und Corona im Winter: Das neutrale Szenario
Sparen ist angesagt. Beim neutralen Szenario ist man am Ende dann doch mit einer zu geringen Gasspeicher-Kapazität in den Winter gegangen. Jetzt setzt die Bundesregierung auf Energiesparmaßnahmen.
- Vermieter müssen die Heizungsanlage nicht mehr auf mindestens 20 bis 22 Grad hochstellen.
- Hallenbäder und Saunen bleiben die meiste Zeit geschlossen.
- Heizpilze, bekannt aus der Gastronomie, sind verboten.
- Weihnachtsmärkte können meist nur ohne Beleuchtung stattfinden.
Ende Dezember steht dann aber doch die Gasnotlage an. Das Frühjahr könnte kalt werden. Viele Unternehmen stellen die Produktion ein, die Energiepreise sind zu hoch. In diesem Szenario sind die Gaspreise seit dem Sommer nochmals kräftig angestiegen. Viele Firmen müssen auf Kurzarbeit umstellen. Der Bund versucht, mit Hilfspaketen zu helfen.
Inflation
Als Inflation wird laut Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) ein anhaltender Prozess der Geldentwertung bezeichnet, der sich durch allgemeine Preiserhöhungen bemerkbar macht. Weiter heißt es: Mit einer Geldeinheit kann dann ständig weniger gekauft werden, die Kaufkraft des Geldes vermindert sich dauernd.
Teuerungsrate oder Inflationsrate
Die Teuerungsrate ist laut bpb der prozentuale Anstieg des allgemeinen Preisniveaus innerhalb eines bestimmten Zeitraums (meistens ein Jahr), gemessen an den Veränderungen eines Preisindex.
Die Inflation bleibt. Die extremen Energiekosten schieben die Preise weiter an. Ende des Jahres liegt die Teuerungsrate bei mehr als acht Prozent. Verantwortlich dafür wird die anhaltende Lieferkrise sein. Die Prognose für die Wirtschaft fällt schlecht aus. So erklärt laut Nachrichtenportal Timo Wollmershäuser, Ökonom des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo): „Bei weiter sinkenden Lieferungen würden die Gaspreise noch stärker anziehen. In der Folge würden auch die Verbraucherpreise noch steigen, was die Konjunktur dämpfen würde.“
Corona im Winter: Neutrales Szenario
In dem Artikel von t-online geht man davon aus, dass die Corona-Zahlen weiter gestiegen sind, wie in den vergangenen Wochen auch schon zu beobachten war. Als Folge dieser Entwicklung werden vom Bund entscheidende Maßnahmen getroffen:
- Maskenpflicht
- verschärfte Quarantäne
- Homeoffice-Regeln
Gaskrise und Corona im Winter: Das positive Szenario
Im besten Falle, davon geht das positive Szenario aus, hat Putin die Gaslieferung gedrosselt, diese dann aber im August wieder hochgefahren wird. Die Gasspeicher sind für den Winter ausreichend befüllt. Es wurden 80 Prozent erreicht. Hilfreich waren bei dieser Annahme, dass der Sommer lang war und die Temperaturen bis in den Oktober sehr mild. Die Heizungen blieben damit lange aus. Sparen ist weiter angesagt, aber staatliche Maßnahmen und Notfallpläne sind nicht notwendig.
Die Gaspreise sind in diesem Szenario nach der erneuten Öffnung von Nord Stream 1 wieder etwas gesunken. Nachzahlungen für Mieter fallen aber dennoch hoch aus. Ein Entlastungspaket soll auf den Weg gebracht werden.
Die Inflation im positiven Szenario zur Gaskrise im Winter
Experten gehen hier davon aus, dass sich die Teuerung minimal beruhigt hat. Mit dem Herbst sind die Raten gesunken. Die Inflation könnte dann bei vier Prozent liegen.
Die Prognose für die Wirtschaft fällt beim positiven Szenario besser aus. Die Lieferketten normalisieren sich, damit entspannen sich auch die Preise wieder. In China sind keine weiteren Lockdowns zu erwarten. Viele Deutsche waren im Sommerurlaub. ifo-Ökonom Wollmershäuser: „In einem optimistischen Szenario würde sich der Inflationsanstieg langsam abschwächen. Wir würden zwar kräftige Lohnsteigerungen sehen. Doch die Teuerung würde sich nicht verfestigen, sondern vielmehr langsam auslaufen.“
Corona im Winter: Positives Szenario
Für das positive Szenario geht man davon aus, dass die Corona-Zahlen im Sommer und im Herbst zunächst weiter gestiegen sind, größere Einschränkungen aber ausbleiben. Es gilt Maskenpflicht.
Gaskrise und Corona im Winter: Das schlimmste Szenario
Im schlimmsten aller Fälle gehen die Fachleute davon aus, dass Russland das Gas im Sommer runtergedrosselt hat und später die Lieferungen sogar vollständig eingestellt hat. Anfang August greift die Alarmstufe des Notfallplans Gas, wenig später sogar die Notfallstufe.
Ab diesem Augenblick wird unser Gas durch die Bundesnetzagentur rationiert. Der Industrie kann unter Umstände auch das Gas abgedreht werden. Und dieses Szenario hält nichts gutes parat. Ende Dezember sind die Gasspeicher fast leer. Grundsätzlich bleiben Privathaushalte geschützt, doch es wird unbequem.
Im schlimmsten Szenario: Kein Gas mehr nach Dezember
Der extreme Gasmangel zwingt die Regierung zum Handeln. Es werden massive Energiesparmaßnahmen durchgesetzt. Die Schritte aus dem neutralen Szenario werden dafür verschärft:
- Hallenbäder und Saunen sind jetzt ganz dicht.
- Zusätzlich wird die Beleuchtung in Gemeinden runtergefahren.
- Freizeitparks und Einkaufszentren bleiben geschlossen.
- Keine Großveranstaltungen mehr.
- Vermieter drosseln Heizung massiv.
- Autofreie Sonntage stehen auf dem Plan.
Die Wirtschaftslage ist in diesem Szenario kritisch. So sehen die Analysten in den Regalen der Supermärkte deutliche Lücken klaffen. Produkte aus dem Ausland fehlen. Den Verbrauchern fehlt zusehends die Kaufkraft. Die Energiepreise sind nochmals massiv gestiegen. Firmen mit hohem Energiebedarf sind dicht. Milliarden schwere Rettungspakete sollen helfen, eine enorme Pleitewelle zu verhindern. Auch für Verbraucher soll es Hilfspakete geben.
Für den ifo-Experten ist dieser schlimmstmögliche Fall eine düstere Zukunft: „Ein vollständiges Gasembargo stürzt Deutschland und die EU spätestens in der ersten Jahreshälfte 2023 in eine Rezession.“ Die Inflation ufert jetzt aus. Die Teuerungsrate rauscht auf zehn Prozent.
Corona im schlimmsten Szenario
Für das negativ-Szenario hält auch Corona nochmals schlimme Folgen bereit. Eine erneute massive Welle an Infektionen trifft Deutschland hart. Die 3G-Regel ist zurück, Maskenpflicht und zahlreiche Beschränkungen. Viele Restaurants und Dienstleister sind bereits pleite. Es schließen reihenweise Geschäfte.