Containern gegen Lebensmittelverschwendung? Deutliche Ansage von Lidl

Bundesweit setzen sich immer mehr Aktivisten für die Legalisierung des „Containerns“ ein. Doch was sagt der Discounter-Riese Lidl dazu?
Lebensmittel gehören auf den Teller - nicht in die Tonne. Diese Philosophie verfolgen mittlerweile immer mehr Menschen. Deshalb formieren sich mehr und mehr Aktivistengruppen deutschlandweit, die dafür kämpfen, das sogenannte „Containern“ zu legalisieren. Was sagen aber die Supermärkte und Discounter dazu? Immerhin geht es hier um ihre Tonnen, die geplündert werden - auch, wenn der Inhalt sowieso weggeworfen werden sollte.
Zunächst vielleicht eine kurze Erklärung: Als „Containern“ oder „Mülltauchen“ wird ein Trend bezeichnet, bei dem die Mülltonnen von Lebensmittelhändlern nach abgelaufenen - aber noch guten - Produkten durchsucht werden. Aktivisten oder ganz normale Privatpersonen wollen die weggeworfenen Lebensmittel so retten und gleichzeitig Bedürftigen den Zugang zu ausgewogener Ernährung ermöglichen.
Containern gegen Lebensmittelverschwendung: Immer mehr Aktivisten setzen sich ein
Doch es gibt einen ganz gewaltigen Haken - das Containern ist in Deutschland verboten. Gemäß Strafgesetzbuch sind hier gleich mehrere Tatbestände erfüllt. Zu Hausfriedensbruch durch die Lebensmittel-Retter, die zum Erreichen der Mülltonnen natürlich das Gelände des betroffenen Supermarktes betreten müssen, kommt noch Diebstahl. Denn obgleich Lebensmittel weggeworfen wurden, gehören sie noch immer den jeweiligen Märkten und dürfen nicht einfach weggenommen werden.
Aktuell machen immer mehr Aktivisten auf diese vermeintlich absurde Regelung aufmerksam, indem sie sich nach dem Containern selbst anzeigen - immerhin haben sie nach aktueller Gesetzeslage gestohlen. Wie die Rhein-Neckar-Zeitung berichtet, haben die Lebensmittel-Retter am vergangenen Samstag (22. Januar) genau das in Heidelberg getan. Sie durchsuchten die Tonnen eines Discounters nach Genießbarem, verschenkten die Lebensmittel an Passanten und zeigten sich danach selbst an. Damit wollten die Aktivisten-Gruppen „Extinction Rebellion“ und „Letzte Generation“ ein Zeichen setzen.
Gegenüber der RNZ erklärte eine Teilnehmerin aus Heidelberg: „Ein Drittel aller produzierten Lebensmittel landet auf dem Weg auf den Teller im Müll – und das, obwohl in Deutschland gut 1,6 Millionen Menschen auf gespendete Nahrungsmittel angewiesen sind. Zusätzlich belastet die überschüssige Produktion unser Klima.“ Durch die Selbstanzeigen nach dem Containern soll mehr Aufmerksamkeit generiert werden. Denn in der Vergangenheit wurden immer wieder Studenten, Rentner oder andere Menschen mit geringem Einkommen wegen des Containerns zu Geldstrafen oder Sozialstunden verurteilt.
Containern gegen Lebensmittelverschwendung: Lidl mit Alternativen zum „Mülltauchen“
Doch manch ein Lebensmittelhändler setzt bereits auf minimale Lebensmittelabfälle. Auf Anfrage von echo24.de erklärte beispielsweise der Discounter Lidl: „Die ‚Lidl-Lebensmittelrettung‘ hat das Ziel, Lebensmittelverluste und den organischen Abfall im Unternehmen bis 2025 um 30 Prozent zu reduzieren. Daher setzen wir seit Jahren auf einen ganzheitlichen Systemansatz entlang der Wertschöpfungskette.“
Konkret hat Lidl neben anderen Nachhaltigkeitskonzepten wie neuen Verpackungsmaterialien, Fleisch-Alternativen oder Schweinefleisch aus 5xD-Haltung auch bereits Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung ergriffen. Beispielsweise werden Waren mit kurzem Haltbarkeitsdatum unter dem Label „Ich bin noch gut“ stark vergünstigt angeboten. Außerdem arbeitet Lidl mit den Tafeln zusammen. So kann die Discounter-Kette nach eigenen Angaben „größtenteils vermeiden, dass überlagerte Lebensmittel anfallen.“
Containern gegen Lebensmittelverschwendung: Cem Özdemir hält Strafen für „absurd“
Wie Lidl weiter erklärt, ist „aufgrund dieses ganzheitlichen Ansatzes die Warenmenge, die entsorgt werden muss [bei Lidl] sehr gering.“ Zusätzlich werden verdorbene Lebensmittel, die nicht mehr gespendet werden können, zur Herstellung von Bio-Methan in Biogasanlagen transportiert. All diese Maßnahmen fügen sich in das Nachaltigkeitskonzept der Schwarz-Gruppe mit Sitz in Neckarsulm, dem Konzern-Mutter von Lidl. Containern an sich ist bei Lidl nach eigenen Angaben gar nicht möglich, da die Mülltonnen in öffentlich nicht zugänglichen Bereichen stehen.
Doch wie lange Containern überhaupt noch illegal ist, weiß auch Lidl nicht. Immerhin will der Grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir ein Ende der Strafen für das Verwerten weggeworfener Lebensmittel. Somit würde das Containern legalisiert. Wie fr.de* berichtet, will der Bundeslandwirtschaftsminister die Lebensmittelhändler außerdem in gewissem Maße dazu verpflichten, Lebensmittel zu spenden*, anstatt sie wegzuwerfen. Die Strafbarkeit des Containerns erklärte Özdemir derweil für „absurd“. *echo24.de und fr.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.