„Killer-Shrimp“ in deutschen Gewässern: Das richtet das Mini-Tier an

Der „Große Höckerflohkrebs“ lebt als invasive Art in deutschen Flüssen und im Bodensee. Er ist auch als „Killer-Shrimp“ bekannt. Möglicherweise zu Unrecht?
Nein, diesen Namen haben wir uns für diese Krebsart nicht ausgedacht – der „Große Höckerflohkrebs“ (Dikerogammarus villosus) ist tatsächlich im englischsprachigem Raum unter dem Namen „Killer-Shrimp“ bekannt. Der räuberische Flohkrebs ist zwar in der Regel nur bis zu zwei Zentimeter groß, hat es allerdings faustdick hinter den Ohren. Der „Killer-Shrimp“ ist eigentlich nicht in Deutschland heimisch, allerdings ist er bereits seit beinahe 30 Jahren in deutschen Flüssen zu finden.
Er lebt als „Neozoen“, also als invasive Art, in fast allen deutschen Gewässersystemen und richtet möglicherweise einen immensen Schaden an. Der „Große Höckerflohkrebs“ ist inzwischen nicht nur in deutschen Flüssen zu finden, sondern hat sich auch im Bodensee ausgebreitet.
Invasive Arten in deutschen Flüssen: „Killer-Shrimp“ sorgt für Schrecken – zu Unrecht?
Wie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) berichtet, ist der „Große Höckerflohkrebs“, also der „Killer-Shrimp“ bereits in den 1990er-Jahren über den Main-Donau-Kanal in den Rhein eingewandert und hat sich von dort explosionsartig in ganz Europa verbreitet. Doch warum ist der „Killer-Shrimp“ so gefährlich? Oder eilt dem Großen Höckerflohkrebs möglicherweise zu Unrecht sein Ruf voraus?
Für Menschen ist der Große Höckerflohkrebs an und für sich harmlos. Doch wie die meisten invasiven Arten in Deutschland stellt der „Killer-Shrimp“ eine Bedrohung für heimische Tiere dar. Allerdings auf eine andere Art und Weise, wie die Krebspest. In Versuchen wurde laut NABU beobachtet, dass „er sich unter Laborbedingungen deutlich räuberischer verhält als Bachflohkrebse, seine einheimischen Verwandten. Außerdem ist bekannt, dass während der Einwanderung des Großen Höckerflohkrebses andere wirbellose Arten seltener wurden oder gar verschwanden.“
„Killer-Shrimp“: Bedrohung für heimische Flohkrebse – jedoch nicht als Fressfeind
Forscher der Universität Koblenz-Landau haben bereits herausgefunden, dass sich die Ernährungsgewohnheiten des Großen Höckerflohkrebses in verschiedenen Gewässern – je nach Gegebenheiten – unterscheidet. Ersten Ergebnissen zufolge ist der „Killer-Shrimp“ in der Elbe gar kein „echter“ Räuber, wie der NABU berichtet.
Die Folgen des Einwanderers „scheinen zumindest in der Elbe bei weitem nicht so drastisch zu sein, wie bisher vermutet wurde. Direkte Beeinträchtigung einheimischer Arten durch den Höckerflohkrebs konnten nicht nachgewiesen werden.“ Der NABU betont: „Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Große Höckerflohkrebs unproblematisch für unsere Gewässer ist.“ Denn: Wie ein anderes Forschungsteam herausgefunden habt, trägt der „Killer-Shrimp“ indirekt doch maßgeblich zum Massensterben heimischer Flohkrebse bei.
Invasive Arten in Deutschland: Mörderisches Team – der „Killer-Shrimp“ und die Schwarzmundgrundel
Eine Studie der Technischen Universität in München aus dem Jahr 2016 hat ergeben, dass der Höckerflohkrebs nicht übermäßig viele seiner Verwandten verzehrt, wie unter anderem spektrum.de damals berichtete. Aber: Der „Killer-Shrimp“ besetzt die Unterschlüpfe und Verstecke der heimischen Kleinkrebse und verdrängt sie aus ihren Verstecken. Ohne Unterschlumpf werden die heimischen Flohkrebse somit schneller von Fressfeinden entdeckt.
In deutschen Flüssen gibt es für heimische Flohkrebse ein gefährliches Duo – der „Killer-Shrimp“, der ja eigentlich keiner ist, ist ein Teil des mörderischen Teams. Laut spektrum.de ist ein weiterer „Neozeon“ Teil des Problems – die „Schwarzmundgrundel“ (Neogobius melanostomus). Der ebenfalls eingeschleppter Brack- und Süßwasserfisch frisst wohl am liebsten unsere heimischen Flohkrebse (Gammarus pulex). Der „Killer-Shrimp“ drängt die heimischen Flohkrebse aus ihren Verstecken – der Schwarzmundgrundel kommt das auf ihrem Beutezug zugute und es ist ihr ein leichtes, die einheimischen Flohkrebse ohne Versteck zu fangen und zu fressen.
Übrigens gibt es in Deutschland nicht nur invasive Arten, die für unsere heimischen Tiere eine Bedrohung darstellen. Die asiatische Tigermücke beispielsweise ist auch für Menschen problematisch – sie gilt als das „gefährlichste Tier der Welt“ und breitet sich in Baden-Württemberg aus. Auch die edle Kugelspinne ist für Menschen gefährlich – ein Biss dieser invasiven Spinne kann sogar zum Tod führen.