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Experten sicher: Todesspinnen-Doppelgänger immer häufiger in deutschen Supermärkten

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Von: Olaf Kubasik

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Eine Große Wanderspinne (Cupiennius salei)
Die Große Wanderspinne sorgt immer wieder in deutschen Supermärkten für Panik. © Robert Briggs/AdobeStock

Mit Bananen gelangt die Große Wanderspinne immer wieder in Deutschlands Supermärkte - und wird für ihren tödlichen Doppelgänger gehalten.

Sie ist eine imposante Erscheinung. Deswegen erfreut sich die Große Wanderspinne auch als Heimtier in der Terraristik besonderer Beliebtheit. Zudem gilt sie als überhaupt nicht aggressiv und zieht zumeist die Flucht einem Angriff vor - obwohl sie eine Giftklaue vorweisen kann, von der die Wissenschaft ob der perfekten Konstruktion schwärmt. Trotzdem: Taucht Cupiennius salei an bestimmten öffentlichen Plätzen in Deutschland auf, geraten die Menschen in Panik. Weil sie für den Laien nicht von ihrem Todes-Doppelgänger, der Brasilianischen Wanderspinne, zu unterscheiden ist.

Doch wie kommt die auch als Wandernde Tigerspinne bezeichnete Art abseits der Terraristik überhaupt von Mittel- und dem südlichen Nordamerika nach Deutschland? Ganz einfach: Da Große Wanderspinnen nachtaktiv sind, suchen sie sich tagsüber pflanzliche Verstecke. Und bei Cupiennius salei zählt dazu die Dessertbanane, die in ihrer Heimat auf Plantagen angebaut wird. Dank des weltweiten Handels, der auch hochgefährliche Arten wie die Braune Einsiedlerspinne exportiert, landen die fälschlicherweise als „Bananenspinnen“ bezeichneten Arten dann schnell mitsamt den Früchten in Supermärkten.

ArtGroße Wanderspinne (Cupiennius salei)
VorkommenMittelamerika und im Süden Nordamerikas
Körperlängebis zu 4,5 Zentimeter (Weibchen)
NahrungSchaben, Heuschrecken, Zweiflügler, Nachtfalter, Hautflügler, Käfer, kleine Reptilien
Biss-Wirkung auf Menschenvergleichbar mit einem Wespenstich

Experten sicher: Große Giftspinne immer öfter in deutschen Supermärkten

Allerdings sind Große Wanderspinnen bereits vor der Hochphase des globalen Handels nach Deutschland exportiert worden. Professor Dr. Friedrich G. Barth vom Institut für Zoologie der Universität Wien widmet in seinem Buch „Sinne und Verhalten: aus dem Leben einer Spinne“ dem ersten Auftauchen der Art um das Jahr 1960 in Deutschland ein ganzes Kapitel - dazu schreibt er: „Die Entdeckung von Cupiennius salei für die Forschung beginnt in der Großmarkthalle von München, zu einer Zeit, als die Ankunft tropischer Früchte neben den kulinarischen Köstlichkeiten auch mit guter Regelmäßigkeit zoologische Raritäten bescherte.“

An Supermarkt-Auftritte der Große Wanderspinne sollte der deutsche Lebensmitteleinzelhandel demnach gewöhnt sein - und scheint es auch - im Gegensatz zur ebenfalls den „Bananenspinnen“ zugeschriebenen Warmhaus-Riesenkrabbenspinnen. Das haben zumindest Mitarbeiter eines Supermarkts 2012 im baden-württembergischen Göggingen bewiesen. Einer von ihnen fing das Exemplar der Cupiennius salei in einem Glas ein und rief dem Online-Portal der kostenlosen Luxemburger Tageszeitung L‘Essentiel zufolge die Feuerwehr. Und deren Sprecher macht allen Arachnophobikern gegenüber der Augsburger Allgemeinen nur wenig Mut: „Bio-Bananen werden nicht mehr begast. Deswegen überleben die Tiere die lange Reise einfacher.“

Forscher schwärmen von der perfekten Giftklaue der Großen Wanderspinne

Aber wie fühlt es sich an, wenn eine Große Wanderspinne zubeißt? Ein Forscherteam des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam-Golm und der Universität Wien schwärmt regelrecht von der „perfekten Giftklaue“, die bei ihrer Nahrungsjagd - zum Beispiel auf Käfer - hilft: „Ihre Bauweise ist daran angepasst, den Panzer zu durchdringen und dabei selbst so gut wie nie Schaden zu nehmen.“ Beim Menschen sind die Folgen ihres Bisses im Gegensatz zu einem der Sydney-Trichternetzspinne geradezu mild - Symptome sind folgende:

Nach 30 Minuten sollte der Biss-Spuk einer Großen Wanderspinne für gewöhnlich vorbei sein. Doch etwas gibt den Wissenschaftlern bei der Untersuchung des Gifts von Cupiennius salei immer noch Rätsel auf. Aufgrund seiner Besonderheit. Denn die komplexe Toxin-Struktur enthalte eine „sehr wirksame Hyaluronidase und einige bisher unbeschriebene Proteine“. Hieße bei Biss: Körpereigenes Hyaluron könnte im Bindegewebe abgebaut werden. Womöglich entstünden zudem bakterielle Infektionen, die einem Biss der Edlen Kugelspinne zumindest von der Wirkung gleichkommen könnten. Würde in diesem Fall (allerdings ist die Forschung noch nicht so weit) bedeuten: eventueller Zelltod.

Die besonderen Sinne der Großen Wanderspinne

Der gute Sehsinn wird der Großen Wanderspinne dank ihrer leistungsfähigen Augen durch zahlreiche Tests der Neurobiologen der Fakultät für Lebenswissenschaften der Uni Wien bescheinigt. Aber der große Achtbeiner kann noch mehr. Aufgrund ihres Vibrationssinns. Der ermöglicht es dem Jäger unter anderem, fliegende Insekten in der Luft zu lokalisieren.

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