Führerschein-Test ab 70 Jahren – Senioren seltener in Unfällen verwickelt
Ältere Menschen ab 65 Jahren sollen laut EU einen Fahrtauglichkeits-Test machen. Doch bauen Senioren wirklich häufiger Unfälle? Ein Blick auf die Unfallstatistik gibt Antworten.
Mehr Sicherheit auf den Straßen — das will die EU-Kommission mit einer neuen Reform erreichen. Wer denkt, dass jetzt mehr Blitzer aufgestellt oder strenge Tempolimits einführt werden, der liegt jedoch falsch. Man plant eine Fahrtauglichkeitsprüfung für Senioren ab 70 Jahren. Alle fünf Jahren sollen sich dann die älteren Bürger einem Fahrtest unterziehen müssen. Für die Landesregierung Baden-Württemberg stellt der Fahrtest für Senioren eine Form von „Altersdiskriminierung“ dar und wird deshalb abgelehnt.
Die Frage, die man sich zu der Führerschein-Reform letztlich stellen muss, ist: Geht von Personen ab 70 Jahren wirklich eine höhere Gefahr für die Straßensicherheit aus als durch andere Personengruppen? Ein Blick auf die Unfallstatisik gibt die Antwort.
Führerschein-Test für Senioren: Menschen ab 65 seltener in Unfällen verwickelt
Wie das Statistische Bundesamt im März 2023 berichtet, sind älter Menschen „gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung seltener in Verkehrsunfälle verstrickt als jüngere.“ Im Jahr 2021 waren rund 67.000 Menschen ab 65 Jahren an Unfällen mit Personenschaden beteiligt. Das sind 14,5 Prozent aller Unfallbeteiligten. Im selben Jahr war 22 Prozent der Bevölkerung 65 Jahre oder älter.
„Die geringere Unfallbeteiligung dürfte unter anderem daran liegen, dass ältere Menschen nicht mehr regelmäßig zur Arbeit fahren und somit seltener als jüngere am Straßenverkehr teilnehmen. Im hohen Alter geht auch die Nutzung individueller Verkehrsmittel wie Auto oder Fahrrad zurück“, erklärt das Bundesamt.
Fahrtauglichkeit-Test für ältere Menschen: Senioren „erleiden schwerere Unfallfolgen“
Es sind also weniger Unfälle verzeichnet, als man annehmen könnte. Allerdings sind die Folgen für die älteren Mitmenschen oftmals verheerend. „Ältere Menschen erleiden im Durchschnitt schwerere Unfallfolgen als jüngere“, weist das Statistische Bundesamt hin. Menschen ab diesem Alter hätten außerdem eine höhere Wahrscheinlichkeit, bei einem Unfall zu sterben.
So sind 2021 über 45.000 Menschen über 65 bei einem Unfall verunglückt, 868 starben in dessen Folge. Von allen Unfall-Todesopfern in Deutschland macht das einen Anteil von knapp 34 Prozent! „Hier spiegelt sich zum einen die mit zunehmendem Alter nachlassende physische Widerstandskraft wider. Zum anderen nehmen ältere Menschen häufiger als ungeschützte Fußgängerinnen und Fußgänger am Verkehr teil und sind daher einem größeren Risiko für schwerwiegendere Verletzungen ausgesetzt“, heißt es weiter.
Führerschein-Test für Personen ab 70: Senioren oft Unfall-Hauptverursacher
Ist die Reform der EU als wirklich sinnvoll? Zwar sind ältere Menschen seltener in Unfällen verstrickt als jüngere, andererseits tragen sie — wenn es denn zum Unfall kommt — meist die Hauptschuld. In mehr als zwei Drittel der Fälle sind Menschen ab 65 für einen Crash verantwortlich, mit zunehmenden Alter sogar noch häufiger. „Bei den mindestens 75-Jährigen wurde sogar drei von vier unfallbeteiligten Autofahrerinnen und -fahrern die Hauptschuld am Unfall zugewiesen“, so das Bundesamt.

Die häufigsten Unfallfehler sind demnach Missachten der Vorfahrt, Fehlverhalten beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren sowie beim Anfahren. Allerdings sitzen ältere Menschen deutlich seltener betrunken am Steuer, fahren zu schnell oder halten zu wenig Abstand. Durch das vorausschauende Fahrverhalten und dem nicht zu hohen Unfallrisiko von Rentnern lehnt deshalb auch der ADAC die Führerschein-Reform ab. Übrigens: Mit zunehmen Alter haben die Menschen auch seltener ein eigenes Auto.