Gemeinderat kippt Projekt: kein Flüchtlingsheim in Greuthof

Das Heilbronner Landratsamt will in Wüstenrot-Greuthof eine Flüchtlingsunterkunft mit 70 Plätzen errichten. Eine Bürgerinitiative, das Baurechtsamt und der Gemeinderat verhindern dies nun.
Um Platz für 70 Flüchtlinge zu schaffen, plante das Heilbronner Landratsamt im Januar in Wüstenrot-Greuthof ein Seniorenheim zu einer Flüchtlingsunterkunft umzubauen. Bei gerade einmal 114 Einwohnern würde das Dorf dann fast zu 40 Prozent aus Flüchtlingen bestehen. Eine Bürgerinitiative wehrt sich unter dem Slogan „Wir sagen: Nein“ und geht sogar so weit, dass sie das Heilbronner Landratsamt anzeigen. Dass das Baurechtsamt nun keine Baugenehmigung erteilt, dürfte für Erleichterung bei der Initiative sorgen.
Wegen Gebietscharakter: Heilbronner Baurechtsbehörde gibt kein grünes Licht
Eine Prüfung der Heilbronner Baurechtsbehörde ergab, dass das ehemalige Seniorenwohnheim in Wüstenroter Ortsteil Greuthof nicht zu einer Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert werden darf. Greuthof ist nämlich als Mischgebiet für Gewerbe und Wohnen ausgewiesen. Das Seniorenheim gilt als einziger Gewerbebetrieb im Ort. Durch den Umbau des gewerblichen Pflegeheims zur Asylbewerberunterkunft ändert sich der festgelegte Gebietscharakter in ein reines Wohngebiet.
Gemeinde hat das letzte Wort und entscheidet gegen das Flüchtlingsheim
Die Gemeinde hat die Planungshoheit. Der Gemeinderat hätte also den Bebauungsplan und damit den Gebietscharakter ändern müssen. Aus Gründen der Sozialverträglichkeit hat sich dieser aber einstimmig gegen die Umbaumaßnahmen und damit gegen eine Änderung des Bebauungsplans ausgesprochen. Die Flüchtlingsunterkunft ist somit vom Tisch.
„Für uns war wichtig, dass der Gebietscharakter gewahrt bleibt und die Sozialverträglichkeit auch.[...] Ich selber teile die Bedenken der Bürgerinitiative und auch des Gemeinderates“, sagt Bürgermeister von Wüstenrot, Timo Wolf, im SWR-Interview. Bedenken gab es unter anderem auch, weil die nötige Infrastruktur für zusätzliche 70 Menschen in dem kleinen Weiler mit 114 Einwohnern nicht vorhanden ist.
Nur noch 100 freie Plätze für Geflüchtete – Landratsamt Heilbronn muss weitersuchen
Für Thomas Maier von der Aufnahmebehörde des Heilbronner Landratsamts geht damit die Suche nach Wohnraum für Geflüchtete weiter. Monatlich sind es derzeit durchschnittlich 300 neue Geflüchtete, die untergebracht werden müssen. „Mir war klar, dass das Projekt in Wüstenrot nicht unproblematisch ist“, sagte er. Die Kapazität von 1800 Plätzen im Landkreis Heilbronn ist so stark ausgereizt, dass nur noch 100 Plätze für neue Flüchtlinge vorhanden sind.