Wespen-Angriffe werden mehr: Experte rechnet nicht mit Besserung
Wegen der andauernden Hitze steht eine Wespen-Plage bevor. Ein Schädlingsbekämpfer aus Heilbronn spricht von riesigen Völkern.
Die Heilbronnerin sitzt als Beifahrerin im Auto, als die Wespe zusticht. Aus dem Nichts. In der Folge schwillt der Arm der offenbar allergischen Frau dermaßen an, dass selbst bekannte Schmerzlinderungstipps nicht helfen und sie sich letztlich im Krankenhaus behandeln lassen muss. Ein Angriff, der derzeit im Raum Heilbronn kein Einzelfall ist. Sondern an der Tagesordnung. Experte Johann Ekov spricht von einem extremen Wespen-Juli und erwartet „noch schlimmere Zeiten“, wie echo24.de berichtet.
Ekov, zusammen mit Timur Zhukenov Inhaber einer Schädlingsbekämpfungsfirma in Heilbronn, geht aufgrund der für Juli enormen Größe der Wespennester und ihrer Anzahl davon aus, dass sich die Menschen im Südwesten bei der vorherrschenden Hitze auf einen Aua-August und Schmerz-September einstellen können.
Wespen-Alarm: Experte aus Heilbronn warnt vor extremer Stich-Gefahr
Ekov: „Die Population der Tiere hat dann für gewöhnlich ihren Höhepunkt erreicht, allerdings wird ihre natürliche Nahrung knapper.“ Heißt: Unzählige gereizte Gemeine und Deutsche Wespen suchen noch stärker die Nähe zu im Freien essenden Menschen. Stiche sind vorprogrammiert.
Bereits im Februar hat Johann Ekovs Firma die ersten Aufträge zur Bekämpfung von Wespennestern erhalten. Ab Juli seien die Anfragen dann dermaßen in die Höhe geschossen, dass er und sein Team kaum noch hinterherkommen: „Um die Aufträge abzuarbeiten, sind wir momentan auch samstags im Einsatz.“ Und zwar in Schulen, Unternehmen, weiterhin in Privatwohnungen und -häusern sowie in Kindergärten. „Weil jedes einzelne Nest eine allgemeine Gefahr für die Bewohner dargestellt hat, mussten wir einschreiten.“
Arten | Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) | Deutsche Wespe (Vespula germanicus) |
Vorkommen in Deutschland | in fast allen Landschaftsformen | in fast allen Landschaftsformen |
Größe des Nests | bis zu 4.000 Tiere | bis zu 7.000 Tiere |
Körperlänge | 1,1 bis 2 Zentimeter | 1,2 bis 2 Zentimeter |
Nestbau | unterirdisch oder in dunklen Hohlräumen, Rollladenkästen und auf Dachböden | häufig unterirdisch, aber auch in Gebäuden |
Im Schlafraum einer Kindertageseinrichtung im Landkreis Heilbronn haben die Spezialisten vor wenigen Tagen ein Wespennest entdeckt, das sogar ihnen kurzzeitig die Sprache verschlagen. Ekov, der mit seinem Unternehmen als Mitglied des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbandes das Projekt „Faire Wespe“ unterstützt, spricht von einem Koloss mit einer Höhe von über 60 und einer Breite von mehr als 40 Zentimetern. Für den Familienvater das Wichtigste: „Es wurde zum Glück kein einziges Kind gestochen.“
Wespen-Plage wird durch Hitze gefördert – Warnung für Deutschland
Wespen lieben es trocken und warm. Das sichert ihr Überleben und beschert ihnen wachsende Völker. Wenn solch einem Sommer dann auch noch ein milder Winter ohne Feuchtigkeit vorausgeht, ist die Plage der nützlichen, aber für Allergiker gefährlichen Insekten perfekt. Was Schädlingsbekämpfer Ekov im täglichen Geschäft sieht, bestätigt NABU-Biologe Berthold Langenhorst. Der rechnet bereits ab Ende Juli mit einer Wespen-Plage in ganz Deutschland.
Wespen als nützliche Schädlinge
Wespen sind nützliche Tiere, weil sie Schädlinge vertilgen. Zudem stehen sie unter Artenschutz. Dennoch sind Wespenstiche schmerzhaft - und können für Allergiker gefährliche Folgen haben. Der Deutsche Schädlingsbekämpfer-Verband, weist aber auch darauf hin, dass Wespen als Hygieneschädlinge gelten. Grund: Sie können Krankheitserreger und Schimmelpilze verbreiten. „In Bäckereien und anderen Lebensmittelbetrieben haben diese Insekten daher nichts zu suchen.“