Mysteriöser Tunnel verbindet Heilbronn und Flein – aber warum?

Verwunschen am Rande des Stadtwalds von Heilbronn gelegen, gibt es einen alten Tunnel unter der L1111. Wer ihn findet und betritt, der gruselt sich unweigerlich.
Dieser Tunnel ist selbst bei Tageslicht nichts für schwache Nerven! Zumal just ein Wildschwein die geheimnisvolle unterirdische Verbindung unter der stark frequentierten und immer wieder durch heftige Unfälle aufhorchen lassenden L1111 zwischen Heilbronn und Flein versperrt. Doch das Tier ist nicht angriffslustig - und macht rasch Platz für einen Fleck im Dickicht des Heilbronner Stadtwalds, der durchaus als „grüne Höllenpforte“ betrachtet und -zeichnet werden kann.
Denn in dem verwunschenen Tunnel zwischen Heilbronn und Flein unter der L1111 scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Zwar hat sich auch hier ein Sprayer verwirklicht, doch sein illegaler Schriftzug ist im Gegensatz zu den Schmierereien in der Innenstadt nervös an den äußersten Rand des Tunnels getagt worden. Vermutlich aus einer Ur-Angst heraus, denn hier atmet und grunzt die Natur gewaltig. Und das auch noch verzerrt - durch den Hall des Gewölbes.
Stadt | Heilbronn |
Stadtteile | Böckingen, Sontheim, Horkheim, Neckargartach, Frankenbach, Klingenberg, Biberach, Kirchhausen |
Fläche | 99,88 Quadratkilometer |
Einwohner | 126.458 (Stand 31. Dezember 2020) |
Oberbürgermeister | Harry Mergel |
Geheimnisvoller Tunnel unter der L1111 zwischen Heilbronn und Flein ist ein „Lost Place“
Der Tunnel aus einer anderen Zeit ruht unterhalb des Heilbronner Schweinsbergs, abseits der Fußwege. Wer ihn als Fußgänger durchqueren möchte, muss sich durch Gestrüpp und Fliegenschwärme kämpfen, wird dann aber von der Schönheit dieses „Lost Place“ der Stadt Heilbronn entschädigt (von denen es übrigens viele weitere im Heilbronner Stadtwald gibt). Doch was hat es mit dem verwunschenen Tunnel-Gebilde auf sich?
Immunael Schmutz, Leiter der Abteilung Forst und Landwirtschaft beim Amt für Liegenschaften und Stadterneuerung der Stadt Heilbronn, ist der Tunnel bekannt. Allerdings kann er den Hintergrund seiner Entstehung nur vermuten: „Erstellt wurde der Tunnel ganz offensichtlich beim Bau des Autobahnzubringers. Er verhindert, dass Fußgänger, die den alten Hohlweg entlang wandern, die Straße überqueren müssen, und ermöglicht zugleich Wildtieren das Unterqueren der mittels Zaun gesicherten ‚Barrikade‘ L1111.“
L1111-Tunnel bei Heilbronn: Regierungspräsidium Stuttgart spricht von „Wirtschaftswegunterführung“
Schmutz spekuliert bei dem unheimlichen Tunnel sogar auf ein „alte Verbindung von Flein zum Schweinsberg und möglicherweise darüber hinaus zur alten Salzstraße zwischen Heilbronn und Weinsberg“. Doch der Forstamtsleiter der Stadt Heilbronn verweist zur endgültigen Verifizierung des Zwecks der „grünen Höllenpforte“ an das Regierungspräsidium Stuttgart, da der Bau einer Landesstraße wie der L1111 in dessen Verantwortung liege. Aber was wissen deren Experten über den L1111-Lost-Place?
Andrea Panitz, Pressereferentin beim Regierungspräsidium Stuttgart, teilt nach Rücksprache „mit einem Kollegen aus dem Fachbereich“ mit, dass es sich bei dem Tunnel unter der L1111 um eine Wirtschaftswegunterführung handelt. Allerdings lägen über die Hintergründe zur Entstehung und dem derzeitigen Nutzen keine Informationen vor. ABER: „Vermutlich hängt die Unterführung des Wirtschaftsweges unter der L1111 mit der Topografie des Geländes zusammen.“
Vermutlich hängt die Unterführung des Wirtschaftsweges unter der L1111 mit der Topografie des Geländes zusammen.
Tunnel unter der L1111 bei Heilbronn: Einige Geheimnisse um den „Lost Place“ bleiben
Dazu heißt es von Seiten des Regierungspräsidiums Stuttgart: „Mit dem vermehrten Maschineneinsatz beim Straßen- und Brückenbau konnte man auch mehr Augenmerk auf einen effektiven Verkehrsfluss legen (Kuppen und Wannen im Straßenverlauf begradigen und stark wechselnde Neigungen und Kurven im Straßenverlauf egalisieren), Hauptverkehrsarten definieren und durch einen besseren Straßenverlauf auch einen schnelleren Verkehrsfluss ermöglichen.“
In diesen Zusammenhang würden auf den Hauptverkehrsadern möglichst wenig Einmündungen und Kreuzungen hineingeplant, und man behelfe sich mit Unter- und Überführungsbauwerken. Dass der Tunnel unter der L1111 zwischen Heilbronn und Flein „als Wirtschaftsweg an Bedeutung verloren hat und jetzt zunehmend mehr der Landschaftsverbindung dient, ist der Zeit geschuldet und kann auch noch vielfältige andere Gründe haben“.