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Nach Pandemie und Haustier-Boom: Tierheim Heilbronn restlos überfüllt

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Von: Michaela Ebert

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Ein Kätzchen hinter den Gittern im Tierheim.
Volle Tierheime machen dem Tierschutz aktuell zu schaffen. © Juliane Pia Reyle/echo24

Während der Pandemie schafften sich viele Menschen ein Tier an. Ob Hund, Katze oder Kaninchen: für einige von ihnen ist nun kein Platz mehr im Alltag und sie landen im Tierheim. Und diese stoßen damit an ihre Grenzen.

Etwa 1,6 Millionen. Das ist laut dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschland die Zahl der Tiere, die in der Pandemie ein neues zu Hause fanden. Der Zeitpunkt von Home-Office, Social Distancing und einer Menge Freizeit schien für viele genau richtig zu sein, um sich einen neuen, tierischen Begleiter zu suchen. Nun aber geht die Pandemie – und das Haustier damit auch? Schon 2021 berichtete echo24, dass einige Tierheime nach den Lockerungen mit vielen Neuzugängen rechnen mussten.

Aktuell leben ca. 65 Hunde, 190 Katzen und 50 Kleintiere im Tierheim Heilbronn. Von der Lachtaube bis zur Rotbauch-Spitzkopf-Schildkröte ist da fast alles dabei. Doch woher kommen die meisten? Silke Anders, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins Heilbronn und Umgebung spricht mit echo24: „Die meisten von ihnen sind Fundtiere. Allein 2021 waren es 896 Katzen, die wir so haben. Und dann kommen da ja noch mal ca. 150 Abgabetiere hinzu.“

„Dieses Jahr gehen alle Tierheime an Kaninchen unter“

Abgabetiere. Damit meint Silke Anders die Tiere, für die im Alltag eben kein Platz mehr ist. Tiere, die zum Teil während Corona-Zeiten aus Langeweile und ohne Verantwortungsbewusstsein angeschafft wurden. „Anfangs der Pandemie hatten sich mehr Menschen Tiere geholt. Vor allem aus dem Internet, aber eben auch von uns. Aktuell bekommen wir aber wieder viele zurück, vor allem Kleintiere. Dieses Jahr gehen alle Tierheime an Kaninchen unter. Für Kleintiere gibt es nirgends mehr einen einzigen Platz.“

Ein Kätzchen in Siam-Optik am Gitter im Tierheim Heilbronn.
Sogar dieses süße Katzenbaby in der beliebten Siam-Optik wurde noch nicht vermittelt. Es gebe einfach keine Interessenten: „Der Markt ist derzeit gesättigt. Im Internet findet man zum Beispiel auch viele Tiere, die als ‚zu verschenken‘ abgegeben werden.“ © Juliane Pia Reyle/echo24

Aber nicht nur bei Kaninchen, Meerschweinchen und Co. wird es eng: „Seitdem ich dabei bin, haben wir noch nie Tiere ablehnen müssen, weil wir zu voll sind. Das wird aber bei den Hunden demnächst so kommen. Und wenn das Tierheim dann wirklich voll ist, dann können wir auch den Pudel vom verstorbenen Opi nicht mehr aufnehmen. Und das ist ja das, wofür wir eigentlich da sind.“

Mindestens 50 Prozent der Hunde schwer vermittelbar

Das Problem an der Sache: mindestens 50 Prozent der Hunde seien schwierig und kaum noch vermittelbar. „Das sind einfach Hunde, die schlecht geprägt sind, die vielleicht auch Schlechtes erlebt haben. Die sind dermaßen verhaltensauffällig, dass die Leute damit nicht zurechtkommen. Und dann geben die Leute diese Tiere eben weg.“

Zwei Großpudel aus dem Tierheim Heilbronn.
Ariella und Veyron, zwei freundliche Großpudel aus dem Tierheim Heilbronn suchen ein neues zu Hause. © Juliane Pia Reyle/echo24

Auch der Klimawandel tut in der aktuell eh schon schwierigen Situation sein übriges: Durch die anhaltende Trockenheit in Baden-Württemberg „gibt es keine Nahrung mehr, keine Insekten, kein Wasser. Sie finden einfach nichts mehr. Wir haben noch nie so viele unterernährte Vögel gehabt.“

Alle Tiere zu versorgen, ist dabei aktuell alles andere als billig: steigende Energiekosten, immer teurer werdende Tiernahrung und Tierarztrechnungen von verletzten oder angefahrenen Tieren. Allein ein gebrochenes Katzenbein kann schon mal Tierarztkosten von rund 2.000 Euro verursachen. Silke Anders hofft daher auch auf eine „Lösung von oben“ und wünscht sich mehr Unterstützung durch die Landesverbände und Gemeinden. „Allein können wir es bald nicht mehr stemmen.“

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