1. echo24
  2. Heilbronn

Sexuelle Belästigung: Wie steht es um die Sicherheit der Frauen in Heilbronn?

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Frau im Park zur Herbstzeit
Immer mehr Frauen werden deutschlandweit Opfer von sexueller Gewalt © Georg Wendt

Polizeiangaben zufolge kam es am Polizeipräsidium Heilbronn im Jahr 2021 zu 136 Anzeigen wegen sexueller Belästigung. Wie sicher können sich Frauen in Heilbronn fühlen?

136- das ist die Zahl der Anzeigen, die vergangenes Kalenderjahr beim Polizeipräsidium Heilbronn aufgrund sexueller Belästigungen eingegangen sind. 35 davon im Stadtkreis Heilbronn, 23 aus dem Hohenlohekreis. Allein das Polizeirevier Öhringen musste in den vergangenen vier Wochen fünf Anzeigen aufgrund sexueller Belästigung unterschiedlicher Art aufnehmen. Dabei handle es sich um jeweils unbekannte Täter. Wie sicher ist man heutzutage in der Region?

Statistiken zu sexualisierter Gewalt 

2018 wurde alle acht Minuten ein Mensch in Deutschland Opfer sexualisierter Gewalt. Das sind allerdings nur die Fälle, die von der Polizei erfasst werden, denn nicht einmal jede 15. Tat wird bei der Polizei angezeigt. (Quelle: WEISSER RING E.V.)

Heilbronn gilt als sicherster Stadtkreis in Baden-Württemberg

Die Pressesprecherin der Polizei Heilbronn spricht hierbei von der objektiven Sicherheitslage, welche in Heilbronn „sehr gut“ sei. In keinem anderen Stadtkreis in Baden-Württemberg sei das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, objektiv geringer. Doch das subjektive Sicherheitsgefühl werde immer wieder durch die Wahrnehmungen von Unsicherheiten durch die Heilbronner Bevölkerung beeinflusst.

So werden besonders in Heilbronn die Angst vor Kriminalität, die Befürchtungen Opfer einer Straftat zu werden oder die Meidung von Plätzen immer wieder öffentlich laut. Deshalb beauftragte die Stadt Heilbronn in Kooperation mit dem Polizeipräsidium Heilbronn ein Institut mit einer Sicherheitsbefragung, deren Ergebnis bis Herbst vorliegen soll.

Stadt und Polizei Heilbronn arbeiten eng zusammen

„Das Polizeirevier Heilbronn und die Stadt Heilbronn arbeiten seit über 10 Jahren sehr eng und vertrauensvoll zusammen.“ So lauten die Angaben der Polizei. Monatlich wird sich über das Lagebild „Öffentlicher Raum“ unterhalten, um Problembereiche zu entschärfen. Während die Polizei hauptsächlich über die Heilbronner Kernstadt uns insbesondere vom Kilians- und Marktplatz redet, sei der Stadt dieser Bereich auf Nachfrage von echo24.de nicht als sogenannten Brennpunkt bekannt.

Dem Wunsch nach einer stärkeren Polizeipräsenz in der Heilbronner Innenstadt wird seit einigen Wochen mit zusätzlichen externen Polizeibeamten im jährlich wiederkehrenden Schwerpunkteinsatz „City“ nachgegangen.  

Hofgarten in Öhringen ist Polizei nicht als Brennpunkt bekannt

Erst Ende Juli berichtet die Stimme.de von einem Fall der sexuellen Belästigung im Hofgarten Öhringen. Seit Jahren kursieren Gerüchte, dass der Hofgarten in Öhringen, besonders nachts, nicht sicher sei. Vielleicht wurden deshalb 2009 die sogenannten „Nachtwanderer“ zum ersten Mal im Hofgarten eingesetzt. Sie sollen Ansprechpartner für Jugendliche sein und sind regelmäßig, freitags und/oder samstags an den öffentlichen Plätzen in Öhringen unterwegs. Die Nachtwanderer sind Ehrenamtliche, die eine angenehme Atmosphäre und Vertrauen schaffen sollen, wie es auf der Öhringer Homepage heißt.

Auf Nachfrage bei der Polizei Heilbronn heißt es, dass dem Revier Öhringen „keine signifikanten Vorfälle bezüglich dieses Deliktbereiches“ bekannt sind. Auch Beschwerden, Anregungen oder sonstige Hinweise seien dem dortigen Polizeirevier nicht bekannt.

Polizei gibt leichte Entwarnung

Zumindest was die zur Anzeige gebrachten Fälle betreffen, seien die Fallzahlen der Anzeigen wegen sexueller Belästigung im Jahr 2022 auf niedrigem Niveau im Vergleich zum Vorjahr (Vergleichszeitraum Januar bis Juli). Auch im fünf-Jahresvergleich befänden sich die derzeitigen Fallzahlen auf dem zweitniedrigsten Stand.

Polizei appelliert, Straftaten sofort zu melden

„Vor allem Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stören das Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger besonders. Deshalb setzten wir sowohl repressiv als auch präventiv einen besonderen Schwerpunkt bei der Bekämpfung dieser Straftaten. Wir sind rund um die Uhr für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger im Dienst und zeigen Präsenz. Die Bürgerinnen und Bürger sollten uns Beobachtungen oder gar Straftaten sofort melden, damit wir entschlossen handeln können.“ Erklärt die Pressesprecherin der Polizei Heilbronn.

Außerdem soll präventiv mit dem speziellen Präventionsprogramm „SICHER.UNTERWEGS“ geholfen werden. Hier werden in Form von Flyern oder auch Vorträgen Verhaltenstipps gegeben.

Unterstützung für die Polizei in der Innenstadt

Auch der kommunale Ordnungsdienst zeigt mittlerweile eine erhöhte Präsenz in der Heilbronner Innenstadt. Im Auftrag der Stadt Heilbronn ist außerdem eine City-Streife durch einen privaten Sicherheitsdienst im Einsatz. Jeden Tag vier Personen, die von 20 bis 1 Uhr und am Wochenende bis 3 Uhr ihre Runden ziehen. 

Stadt Heilbronn legt Wert auf gute Beleuchtung

Auch, wenn noch nicht klar ist, ob die Straßenbeleuchtung in Heilbronn als Energiesparmaßnahme eingedämmt wird, legt die Stadt besonders Wert darauf, dass „keine dunklen Ecken auf öffentlichen Plätzen entstehen.“

Rathaus nennt weitere Maßnahmen, die Heilbronn sicherer machen

Wichtig sind auch gut einsehbare Frauenparkplätze, wie sie in allen Heilbronner Parkhäusern vorhanden sind, und ein gutes ÖPNV-Angebot, mit dem Frauen in der Nacht sicher unterwegs sind. Dieser wurde durch die Einführung des Nachtshuttleverkehrs „Dein Buddy fährt dich heim“ zum 1. Juli dieses Jahres deutlich verbessert. Auch auf dem Heilbronner Weindorf steht der Nachtshuttleverkehr zur Verfügung. Des Weiteren beteiligen sich die Heilbronner Kneipen-, Gastronomie- und Diskothekenbetreiber an der bundesweiten Kampagne „Luisa ist hier“.

Zusammenfasend sagt uns die Stadt Heilbronn: „Aus unserer Sicht ist wichtig, dass sexuelle Übergriffe, auch verbaler Natur, nicht tabuisiert, sondern thematisiert und geahndet werden.“

Falls ihr selbst Hilfe benötigt, wendet euch an die Polizei oder ruft beim Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ an: 08000 116 016

Auch interessant

Kommentare