Schwarz-Gruppe baut IT-Geschäft aus: Neue Konkurrenz für Amazon?
Eine Programmierschule hier, eine große Cloud-Plattform dort: Die Schwarz-Gruppe baut ihr IT-Geschäft stark aus. Was das für die Zukunft bedeutet.
Rund um den Firmensitz in Neckarsulm passieren gerade beim Mutterkonzern von Lidl und Kaufland enorme Veränderungen. So berichtet die „Deutsche Presse-Agentur“ (dpa), dass die Schwarz-Gruppe ihr IT-Geschäft stark ausbaut. Ähnlich wie einst der Handelsriese Amazon. Was das für die Kunden bedeutet und ob der Ausbau des IT-Bereichs Änderungen mit sich bringt, echo24.de wirft einen Blick darauf.
Schwarz-Gruppe stellt sich als IT-Dienstleister auf: Bekommt Amazon Konkurrenz aus Baden-Württemberg?
Wer an Lidl und Kaufland denkt, hat in erster Linie nicht unbedingt geheime Cybersicherheitsräume, israelische Agenten oder amerikanische Tech-Giganten im Sinn. Doch das Mutterunternehmen der beiden Supermarktketten, die Schwarz-Gruppe, stellt sich auch als IT-Dienstleister auf. Ähnlich wie der Mega-Konzern Amazon investiert das Imperium von Lidl- und Kaufland-Gründer Dieter Schwarz in das profitable Cloud-Geschäft und gehört laut Branchenexperten bereits zu den größten deutschen Anbietern.
Unser Ziel ist nicht, das nächste Amazon oder Google zu werden. Wenn es passiert, dann passiert es. Aber wir streben das nicht an.
Damit dürfte auch das Privatvermögen von Schwarz weiter wachsen. Laut Forbes-Rangliste wurde der Milliardär kürzlich wiederholt zum reichsten Baden-Württemberger gekürt.

Dank Schwarz-Stiftung – nächstes Mega-Projekt: Forschungspark für künstliche Intelligenz in Heilbronn
Zu den drei weltweiten Schwergewichten Amazon, Google und Microsoft ist es aber ein weiter Weg. Ein Bildungscampus, eine Programmierschule, etliche Institute – und bald auch ein großer Forschungspark für künstliche Intelligenz (KI): Unterstützt durch die Schwarz-Stiftung schießen in und um Heilbronn immer mehr Forschungs- und Bildungseinrichtungen aus dem Boden.
Das nächste große Projekt soll der KI-Park werden, für den das Land Baden-Württemberg einen Standort gesucht hatte – und wofür Heilbronn unterstützt durch die Stiftung den Zuschlag bekam. Wie genau das Areal aussehen soll, wird am Dienstag bekanntgegeben. Rund 7.000 Menschen arbeiten bereits bei der Schwarz-IT und Schwarz-Digital.
Wir wollen hier ein Ökosystem bauen und die besten Köpfe im Bereich Cyber nach Heilbronn holen
Israelischer Geheimdienst und die Schwarz-Gruppe: Haben Hacker überhaupt noch eine Chance?
Unter der Führung des Digitalchefs Schumann arbeiten Fachkräfte an den digitalen Schwachstellen, die Hacker als mögliches Einfallstor in die Systeme der Schwarz-Gruppe nutzen könnten. Unterstützung erhalten sie durch eine Software des israelischen Sicherheitsspezialisten XM Cyber, den Schwarz Ende 2021 kaufte. Einer der Gründer ist laut Firmenhomepage der frühere Chef des Geheimdienstes Mossad, Tamir Pardo.
Geheimdienst-Software: Dieter Schwarz bietet Technologie zum Verkauf an
Mit der Technologie wollte Rolf Schumann vor allem die Schwarz-Unternehmen vor Angriffen schützen. Doch in Zeiten, in denen etliche KMU Opfer von Cyber-Kriminellen werden, sieht der frühere Manager des kaum eine Autostunde entfernten Softwareriesen SAP mit Sitz im baden-württembergischen Walldorf auch ein Geschäftsmodell. Mit zunehmender Digitalisierung ist es unerlässlich, die Cybersicherheit - also den Schutz von Computersystemen und Netzwerken - auszubauen.
Seit Mitte 2022 werden die Dienste von XM Cyber daher auch anderen Firmen angeboten. „Wir bekommen stetig neue Anfragen“, erzählt der Digitalchef Rolf Schumann weiter. Wie viele Kunden bisher aufgesprungen sind, verrät er nicht.
Schwarz-Gruppe – neben Cyber-Sicherheitstechnologie auch Cloud-Plattform: Lidl und Kaufland sind Vorreiter
Dabei ist das Thema nur eines der neuen Standbeine, die sich die Schwarz-Gruppe aufbaut. Denn auch als Cloud-Anbieter mit eigenen Rechenzentren in Deutschland macht sich Schwarz einen Namen. Stackit heißt die Cloud-Plattform, die das Unternehmen ursprünglich für sich selbst aufbaute – die Online-Systeme von Lidl und Kaufland etwa laufen darüber.
Das Vorgehen erinnere ein bisschen an Amazon, die zuerst für sich selbst eine Lösung suchten und deren Cloud-Dienst AWS nun zu den meistgenutzten Diensten weltweit gehöre, sagt Cloud-Experte Lukas Klingholz vom IT-Branchenverband Bitkom. Es werde ein System, das zunächst nur für sich entwickelt worden sei, nach außen angeboten.