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Heilbronner Wein durch Klimawandel in Gefahr – Auswirkungen auch aufs Weindorf

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Ein Mann schüttet Rotwein in ein Weinglas.
Der Klimawandel hat auch Auswirkungen auf den Weinbau. © Imago

Milde Winter und zu heiße Sommer werden immer üblicher. Laut Klimarat wird das besonders Baden-Württemberg künftig noch mehr zu spüren bekommen. Was bedeutet das für die Landwirtschaft?

Nach Einschätzung des Klimasachverständigenrats muss sich der Südwesten auf einen deutlichen Temperaturanstieg in den kommenden Jahren einstellen. Bis zum Jahr 2040 solle es in Baden-Württemberg um drei Grad wärmer sein als zu Beginn des Industriezeitalters. Die grün-schwarze Landesregierung habe eigentlich erst im Jahr 2100 mit einem Plus von drei Grad gerechnet, hieß es in dem Bericht.

Die Vorsitzende des Sachverständigenrats, Maike Schmidt, sagte gegenüber dem „SWR“: „Wir wollen mit dieser Analyse niemandem Angst machen, aber wir müssen einfach den Realitäten ins Auge sehen“. Baden-Württemberg sei vom Klimawandel stärker betroffen als andere Regionen. „Wir erwarten durch diese höheren Temperaturen ein deutlich häufigeres Auftreten von Extremereignissen“, so Maike Schmidt.

Auswirkungen des Temperaturanstiegs auf die Heilbronner Landwirtschaft

Der starke Temperaturanstieg betrifft auch Heilbronn und wird besonders auf die Landwirtschaft Einfluss nehmen. Vielen Kulturpflanzen könnte es zu heiß werden, sie würden nicht mehr richtig wachsen. Auch Schädlinge und Pflanzenkrankheiten können zum Problem werden. Langfristig drohen längere Trockenperioden und damit einhergehende Wasserknappheit – von Extremwetterereignissen wie Hagelschlag, Sturm, Starkregen und Hitze ganz zu schweigen.

Dennoch gibt es auch ein paar, wenn auch nicht überwiegende, positive Aspekte. Der Anstieg der Lufttemperatur könnte die Vegetationsperioden der Pflanzen verlängern. Auch die für einige Pflanzen schädlichen Eis- und Frosttage würden abnehmen. Die Stadt Heilbronn will nun Maßnahmen ergreifen, um sich auf die Veränderten Bedingungen vorzubereiten.

Klimaschutzteilkonzept zur Anpassung an den Klimawandel in Heilbronn

Besonders Heilbronn wird mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 47 Prozent einige Änderungen spüren. Deshalb hat die Stadt Heilbronn ein „Klimaschutzteilkonzept zur Anpassung an den Klimawandel“ erstellt und veröffentlicht. In diesem sind 31 Maßnahmen erläutert, mit denen sich „Heilbronn gegen die unabwendbaren Folgen des Klimawandels wappnen will“.

Dazu zähle zum Beispiel insbesondere der Anbau von hitze- und trockenbeständigerer Arten und Sorten, frühere Aussaattermine, eine Änderung der Fruchtfolge sowie Bewässerungsmaßnahmen. Des Weiteren solle ein runder Tisch zum Thema „Landwirtschaft im Klimawandel“ gegründet werden um eine nachhaltige Verbesserung und Steigerung geeigneter Maßnahmen zu erzielen.

Vor diesen Herausforderungen stehen die Heilbronner Winzer

Auch den Heilbronner Winzern droht in den nächsten Jahren ein starke Umstellung. Im Gespräch mit echo24.de erläutert Daniel Drautz, Geschäftsführer der Heilbronner Weingenossenschaft, wie sich der Klimawandel bisher ausgewirkt hat. Durch längere Hitzeperioden wie zum Beispiel 2020 und 2022 soll es beim Weinanbau zu Problemen mit der Wasserversorgung gekommen sein. In den Jahren 2017 und 2021 wiederum hatten die Winzer mit zu großen Mengen an Wasser und starker Frost zu kämpfen.

Laut Drautz würden sich sehr heiße Sommer außerdem auch auf Mostgewicht und Alkoholgehalt auswirken – Pflanzen fangen früher an zu blühen, wodurch sie empfindlicher für Spätfrost und Hitzeperioden werden. Starkregen kann zu Mehltaubefall oder Pilzbefall führen, der die Ernten zerstört.

Klimawandel und Temperaturanstieg erfordert Maßnahmen im Weinbau

Um den Weinbau in Heilbronn sichern zu können, sind kostspielige Maßnahmen zu ergreifen. Eines der Ziele des „Klimaschutzteilkonzepts“ ist unter anderem die Umstellung auf einen ökologischen Weinbau. Dieser Umbau soll voraussichtlich jedoch circa 50.000 Euro pro einem Hektar Weinbaufläche.

Auch in der Heilbronner Weingenossenschaft gibt es hitzige Diskussionen über das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Daniel Drautz sieht den Umbau zum ökologischen Weinbau kritisch. Zwar würden so weniger und nicht so schädliche Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen, doch auch die im Bio-Weinbau angewendeten Mittel wären nicht harmlos. Wie genau sich der Umbau im Endeffekt gestalten wird, soll ich in den kommenden Jahren zeigen.

Harte Zeiten für Heilbronner Weinliebhaber: Klimawandel wird spürbar sein

Auf die Frage, ob der Heilbronner Wein in Zukunft teurer wird, sagt Drautz: „Der Wein wird ja allein wegen der Inflation schon immer teurer. Dass der Klimawandel den Weinpreis anheben wird, kann man so pauschal nicht sagen.“ Auszuschließen sei es jedoch nicht. Derzeit ist zu beobachten, dass sich die Region, in der die beliebten Sorten Riesling oder Trollinger wachsen, immer weiter in den Norden verschiebt. So könnte es in Zukunft immer weniger davon im Regal geben.

Was viele Wein-Liebhaber ärgern könnte: Auch auf das Heilbronner Weindorf könnte der Klimawandel sich auswirken. Durch den immer später beginnenden Herbst kann es passieren, dass Winzer, anders als früher, noch nicht fertig mit der Weinlese sondern mitten in der Weinlese sind. Ob das Fest in Zukunft um wenige Wochen verschoben werden muss, ist unklar.

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