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Immer wieder hatten verzweifelte Landwirte höhere Preise für ihre Produkte gefordert. Jetzt reagiert Lidl auf die Aktion – mit Folgen für Kunden des Discounters.
Der Protest der Landwirte hat Folgen – zumindest beim Discounter-Riesen Lidl mit Sitz in Neckarsulm. Lidl hat die Produkte mit Schweinefleisch für Kunden teurer gemacht. Die zusätzlichen Einnahmen sollen komplett an die Landwirte weitergegeben werden. Insgesamt wurden die Preise von zehn Schweine-Produkten um einen Euro pro Kilogramm angehoben. Mit dieser Änderung reagiert der Discounter Lidl auf die jüngsten Proteste und Blockadeaktionen.
Lidl/Neckarsulm: Reaktion auf Bauern-Proteste – mit Folgen für Discounter-Kunden
Hintergrund der Proteste war eine Aktion der bundesweiten Bauern-Bewegung „Land schafft Verbindung“. Landwirte hatten dabei unter anderem im Kreis Esslingen die Zufahrt zum Zentrallager einer großen Supermarktkette blockiert, beim Zentrallager von Lidl in Eschbach laut SWR.de das gleiche Spiel. Auch Aldi, Rewe und Edeka waren bundesweit betroffen. Die Bauern wollten damit auf die „Dumpingpreise“ des Einzelhandels aufmerksam machen. Sie forderten höhere Preise für ihre Produkte, weil sie eigenen Angaben zufolge unter Produktionspreis verkaufen müssten.
50 Millionen Euro für #Landwirte: Im Laufe des Jahres 2021 wird #Lidl schnelle und direkte Hilfen bereitstellen. Die Auszahlungen der Schwarz Gruppe erfolgen gemeinsam mit @kaufland über die @ITW_DE an Landwirte. https://t.co/F8ofhJfO1x pic.twitter.com/bEC8wMLiP5
— Lidl in Deutschland (@lidl) December 3, 2020
Die Aktionen der Bauern waren bei Lidl erfolgreich. Bereits in der vergangenen Woche hatte die Schwarz-Gruppe, zu der auch der der Discounter Lidl gehört, angekündigt, 50 Millionen Euro zusätzlich an die Schweinebauern über die Initiative Tierwohl auszuzahlen. Dabei hatte Klaus Gehrig, Chef der Schwarz-Gruppe, sein Verständnis für die Proteste erklärt, allerdings auch im Hinblick auf die Lidl-Kunden appelliert: „Lange Blockaden erhöhen das Risiko, nicht ausgelieferte Lebensmittel vernichten zu müssen. Daran kann niemandem gelegen sein.“
Lidl/Neckarsulm: Schweinefleisch-Produkte werden teurer – zieht die Konkurrenz nach?
Jetzt werden in einem weiteren Schritt die Schweinefleisch-Preise angehoben. Laut einem Bericht des Focus gibt es für Kunden bei den betroffenen Produkten den Hinweis „Preis bewusst erhöht für unsere Bauern“, um die Hintergründe zu erklären. Der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) im niedersächsischen Damme, Torsten Staack, begrüßte die Reaktion von Lidl auf die Proteste. Er gehe laut dpa davon aus, dass auch die anderen Händler nachziehen werden. Den stark gefallenen Erzeugerpreisen stünden gestiegene Verbraucherpreise gegenüber. „Von den höheren Verbraucherpreisen ist bei den Bauern bislang nichts angekommen.“
Zuletzt hatte der Deutsche Bauernverband und die Landesbauernverbände ein gemeinsames Forderungspapier an Aldi, Lidl, Rewe und Edeka gerichtet. Darin heißt es unter anderem: „Die mangelnde Wertschätzung der Arbeit der deutschen Bauern seitens des LEH [Lebensmitteleinzelhandels] muss endlich ein Ende haben.“ Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, will auch Lidl-Konkurrent Aldi das Gespräch mit der Protestbewegung „Land schafft Verbindung“ suchen.