Cannabis wird legalisiert – so viel kifft Heilbronn jetzt schon
Die Legalisierung von Cannabis könnte viele Menschen freuen – besonders die jüngeren unter uns. Denn bundesweit verzeichnet sich ein Anstieg des Konsums. Aber wie sieht es in der Region Heilbronn aus?
Jugendliche kiffen immer mehr. Das geht aus den Ergebnissen des Alkoholsurveys 2021 – einer Untersuchung, die alle zwei oder drei Jahre durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung stattfindet – hervor. Und mit Blick auf die geplante Legalisierung von Cannabis in Deutschland könnte es auch einen weiteren Anstieg der Zahlen geben. Von der Bundesregierung geplant sind immerhin sogenannte „Cannabis-Social-Clubs“, die den Erwerb der Droge möglich machen – wenn auch nur für Erwachsene.
Denn auch diese greifen bundesweit immer öfter zu der Droge, die durchaus auch ihre Gefahren mit sich bringen kann. Und wie sieht das für die Region Heilbronn aus? Kai Brennecke, Abteilungsleiter der psychosozialen Beratungsstelle und Suchtberatung Heilbronn, erklärt auf echo24-Nachfrage: „Ich kann das derzeit nur für unsere Beratungsstelle sagen: Bei uns ist es so, dass die Cannabis-Konsumenten in der Beratungsstelle seit mehreren Jahren steigen.“
Cannabis-Konsum in Heilbronn: So alt sind die Betroffenen
„Bis jetzt haben wir eine relativ hohe Zuweisung von Leuten, die eben konsumiert haben oder im Besitz sind, weil es zurzeit ja noch nicht erlaubt ist.“ Das könnte sich jedoch mit der geplanten Legalisierung ändern: Brennecke glaubt, „dass die Leute dann später und mit höheren Abhängigkeiten und Schädigungen zu uns kommen.“ Die Vermutung ist, dass die Leute erst zehn Jahre später in die Beratungsstelle kommen, um die Sucht dann erst behandeln zu lassen.
Derzeit betreue die Suchtprävention Heilbronn auch eher jüngere Klienten, die wegen Cannabis-Konsums in die Beratungsstelle kommen. Kaum einer von ihnen sei über 40 Jahre alt. Zum Vergleich: „Der Hauptteil unserer Klienten [insgesamt] bewegt sich in einem Alter zwischen 30 und 60 Jahren, da haben wir bei den Alkoholkonsumenten auch den Höhepunkt.“
Immer mehr Jugendliche greifen zu Cannabis – auch in Heilbronn
Besonders bei den unter 18-Jährigen verzeichne sich ein Anstieg, der auch mit einer Verharmlosung der Droge in der Gesellschaft zusammenhänge: „Konkrete Zahlen kann ich leider nicht nennen, aber wir erwarten definitiv einen Anstieg und es gibt auch jetzt schon mehr Fälle, als noch vor drei Jahren.“
Wie wirkt Cannabis?
Als Cannabis bezeichnet man umgangssprachlich die weibliche Hanfpflanze. Ihre Blüten werden konsumiert, wodurch eine berauschende Wirkung entstehen. Man kann sie in getrockneter Form rauchen („Kiffen“) oder in Form von Gebäck oder Tee zu sich nehmen. In diesen beiden Fällen tritt die Wirkung jedoch erst nach etwa einer Stunde ein, weshalb das Risiko einer Überdosis stark ansteigt.
Aber genau das sei besonders gefährlich – immerhin nimmt die Droge Einfluss auf die Entwicklung des Gehirns. Und die findet nun eben mal bis zum 25. Lebensjahr statt. Wünschenswert wäre laut dem Experten daher „ein Konsum nicht vor dem 21. respektierlich dem 24. Lebensjahr“, so Brennecke.
Cannabis-Konsum: Besonders für jüngere Leute gefährlich
Für die Älteren gilt: „Die Leute, die in dem Alter Cannabis konsumieren, sind erstens nicht so affin für die psychischen Störungen und zweitens haben diese bereits für einen Weg gefunden, damit umzugehen. Sie kommen nur zu uns, wenn sie im Straßenverkehr in eine Kontrolle geraten und dann mit Cannabis im Blut erwischt werden.“ Was die Polizei in dieser Situation darf, was nicht, und welche Strafen drohen, erklärt echo24.de bereits.
Wichtig ist dem Suchtberater jedoch auch nach der Cannabis-Legalisierung, weiterhin eine gute Präventionsarbeit zu leisten. Er findet die geplante Gesetzgebung zwar in Bezug auf das Ausbleiben der Strafverfolgungen gut, aus Sicht der Prävention sei das jedoch „eher zweifelhaft. Ich hätte gern mit den Klienten auch darüber gesprochen, wie viel THC sie in einem Gramm Cannabis wirklich zu sich nehmen, damit ein bewussterer Umgang geschaffen wird. Das haben wir so nicht.“