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„Vapes“ bei Minderjährigen immer beliebter: Tragen TikToker wie „die Twinz“ dazu bei?

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E-Zigarette
Immer mehr Jugendliche greifen zu E-Zigaretten. Das ist nicht nur gesundheitsschädlich, sondern auch schlecht für die Umwelt. © Marijan Murat/dpa

Sie sind bunt, praktisch und in allen vorstellbaren Geschmackssorten erhältlich: E-Zigaretten erobern derzeit den Tabak-Markt und sind besonders bei Jugendlichen beliebt. Doch der Hype um die Vapes hat auch seine Schattenseiten.

Seit einigen Jahren verändert sich der Trend weg vom Zigarettenrauchen und hin zum Dampfen. Derzeit erobern besonders Einweg-Vapes mit rund 600 Zügen den Nikotin-Markt. Rund zehn Euro kosten die Vapes im schlanken Design und sind in allen Tabakgeschäften, Kiosk-Läden, Tankstellen und mittlerweile sogar auch in Snack-Automaten zu finden.

Besonders die Nikotin-Vape namens „Elf Bar“ ist derzeit vor allem bei jungen Menschen voll im Trend und bietet Aromen wie „Bananeneis“, „Pink Lemonade“ oder „Melone“. Doch oft werden die gesundheitlichen Risiken und der Müll, den die Wegwerf-E-Zigaretten verursachen, vergessen: Stattdessen wird im Netz darüber diskutiert, wo man sie am günstigsten bekommt. Und das meist auch noch von Minderjährigen.

Influencer machen Werbung für Vapes – und das vor allem für Jugendliche

Obwohl Online-Werbung für E-Zigaretten seit dem 1. Januar 2021 nicht mehr gestattet ist, bewerben immer mehr Influencer indirekt die bunte Vielfalt. Sie posten Bilder und Videos während des „Dampfens“ und benutzen teilweise sogar gezielt die Vape um auf dem Foto „cool“ zu posieren. Da die meisten Influencer eine eher jüngere Zielgruppe haben, wird so vermittelt, dass das Rauchen problemlos und cool wäre.

Durch das ungefährliche Aussehen und die Werbung zahlreicher Influencer mit junger Zielgruppe, fangen immer mehr Minderjährige an E-Zigaretten zu rauchen. Dabei handelt es sich jedoch nicht nur um ältere Jugendliche. Auf den Straßen sieht man immer häufiger Kinder im Alter von zwölf bis 14 Jahren. die auf dem Weg zur Schule eine Vape in der Hand halten und ganz selbstverständlich an dieser ziehen.

Auch in Heilbronn sind Vapes im Trend: YouTuber eröffnet eigenen Online-Shop

Der Heilbronner YouTuber „V SkillZ“ scheint derweilen voll und ganz auf den Vape-Hype aufgesprungen zu sein. Im Dezember vergangenen Jahres veröffentlichte er seinen eigenen Online-Shop, auf dem es Einweg-Vapes zu kaufen gibt. Die kritischen Kommentare haben nicht lange auf sich warten lassen, und so kann man unter seinen Posts Sätze wie „Verkauft Vapes an kleine Kinder die seine Videos schauen...“ oder „Warum muss das so ein Einweg-Dreck sein?“ lesen.

Dass vor seine Zuschauer, die zum Großteil auch Minderjährig sind, so zum Vapes kaufen und rauchen verleitet werden, scheint ihn wenig zu interessieren. In seinem Promo-Video nennt der YouTuber zwar die Gefahren des Rauchens, promoviert anschließend dennoch seine Vapes als toll und ersehnenswert.

Neuer Song der „Twinz“: „Elf Bar“ – die Heilbronner machen sich lustig über den Vape-Hype

„Die Twinz“ sind Zwillinge aus der Region Heilbronn, die Musik produzieren und mit TikToks aus Heilbronn das Netz erobern wollen. Ihr neuer Song namens ,,Elf-Bar“ wurde nach der im Trend liegenden Vape benannt. Mit Sätzen wie „Sie schmeckt besser als ne Elf Bar“ oder „Auch wenn keiner von uns Geld hat, kauf mir jede Woche Elf Bar“ werden die Vapes von den beiden promoviert – und das trotz sehr junger Zielgruppe. Selbst an Karneval verkleideten sich die beiden als solche.

Im Gespräch mit echo24.de äußern sich die „Twinz“ eher kritisch gegenüber der Thematik: „Am Anfang haben wir, so wie jeder, natürlich auch die neuen Vapes ausprobiert.“ Gemerkt, dass es nicht gut ist, haben sie als die Sing-Stimme anfing darunter zu leiden. Die Texte und die Verkleidung seien ironisch gemeint, um sich über den Hype „lustig zu machen“.

Dass es indirekte Werbung ist, sehen „die Twinz“ nicht als Ursache des Vape-Problems, da früher stattdessen eben geraucht worden wäre. Der Hype läge eher am Design und dem Marketing. „Es ist natürlich klar: Rauchen ist und bleibt schädlich.“

Kinder greifen mittlerweile eher zur Vape als zur Zigarette

Im Gespräch mit einem Pressesprecher der Polizei Heilbronn heißt es: „Wir stellen fest, dass Kinder mittlerweile eher zur E-Zigarette als zur klassischen Zigarette greifen.“ Dass daran sowohl das Design als auch der Geschmack, die Bewerbung und die einfache Handhabung schuld sind, liegt auf der Hand. Zwar sind E-Zigaretten nicht ganz so gesundheitsschädlich wie normale Zigaretten, dennoch sei es „generell wichtig, Kinder von Suchtmitteln fern zu halten und sowohl den illegalen Erwerb als auch den Konsum weitestgehend zu unterbinden.“

E-Zigaretten immer beliebter bei Jugendlichen – große Gefahr für die Gesundheit

Auch wenn sie zzunächst ungefährlich aussehen, sind Vapes dennoch gesundheitsschädlich. Sie enthalten Stoffe wie Propylenglykol, Nikotin und Glycerin, die laut einem „ZDF“-Bericht das Herz-Kreislauf-System schädigen und krebserzeugend wirken können. Durch das enthaltene Nikotin haben die Vapes außerdem, genau so wie normale Zigaretten, ein hohes Abhängigkeitspotential.

Außerdem sind laut dem „ZDF“ aber auch die Nikotin-freien Varianten der Vapes, anders als die meisten denken würden, Krebserregend. Da die Vapes erst seit einigen Jahren auf dem Markt sind, gibt es derzeit noch keine Langzeitstudien zu den eventuellen Spätfolgen. Man weiß nicht, wie sich das jahrelange Vape Rauchen auf Organe wie Lunge und Herz auswirken könnte.

E-Zigaretten nicht nur schlecht für die Gesundheit sondern auch für die Umwelt

Nicht nur für die Gesundheit sondern auch für die Umwelt sind Vapes eine Belastung. In Deutschland werden im Schnitt monatlich um die fünf Millionen Einweg-Vapes weggeworfen, so der Verband „Bündnis für Tabakfreien Genuss e.V.“. Das Problem: Die E-Zigaretten bestehen aus Plastik, Aluminium und einem Lithium-Ionen-Akku. Somit gelten sie eigentlich als Elektroschrott. Doch in den seltensten Fällen landen sie auch dort.

Meistens werden die Vapes ohne Bedenken im Hausabfall entsorgt. Dadurch können weder die Plastikteile noch die Akkus recycelt werden und Ressourcen wie seltene Erden können nicht weiter genutzt werden. Mit dem in den Akkus enthaltenen Lithium könnten laut „fein-raus.de“ pro Jahr rund 1200 Batterien für Elektroautos gefertigt werden.

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