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Nach Ekel-Fund in Heilbronner Restaurant: So sind die Hygiene-Zustände in der Gastro

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Nachdem bekannt wurde, dass in dem Heilbronner Sushi-Restaurant KEIO Gourmet erhebliche Hygiene-Mängel festgestellt wurden, kommt die Frage auf, ob auch in anderen Restaurants solche Zustände herrschen. echo24.de hat nachgefragt.

Schimmel, Kakerlaken und gefährliche Keime sind nur drei von sechs Mängel, die beim Heilbronner Sushi-Restaurant KEIO Gourmet bei einer Kontrolle festgestellt wurden. Das Lokal musste für eine Grundreinigung schließen. Auch ein Pizza-Lieferdienst aus Massenbachhausen weist erhebliche Hygienemängel vor.

Da stellt sich natürlich die Frage, ob das Sushi-Restaurant und der Pizza-Lieferdienst Einzelfälle sind oder ob auch andere Restaurants die Sache mit der Hygiene nicht ganz so ernst nehmen. Das Gesundheitsamt und der Verbraucherschutz äußern sich auf Nachfrage von echo24.de.

Gesundheitsamt stellt keine negative Tendenz fest

Pressesprecherin der Stadt Heilbronn, Suse Bucher-Pinnel, erklärt nach Rücksprache mit dem Veterinäramt Heilbronn, dass keine Tendenzen festzustellen sind, dass die Befolgung der Hygienevorschriften allgemein nachgelassen hätte. Ist das Sushi-Restaurant KEIO Gourmet also ein Einzelfall?

Verbraucherschutz Baden-Württemberg mit klaren Forderungen

Nur selten erreichen den Verbraucherschutz Beschwerden über Hygienemängel. Das liegt wohl schlicht und einfach daran, dass der Verbraucherschutz dafür auch nicht die richtige Anlaufstelle ist. Stattdessen sind Beschwerden beim örtlichen Gesundheitsamt einzureichen. Forderungen hat der Verbraucherschutz aber trotzdem: mehr Transparenz und mehr Kontrollen sollen Verbraucher besser schützen und dafür sorgen, dass niemand Kakerlaken auf dem Teller hat.

Lebensmittelkontrolle bei chinesischen Nudeln
Um die Ergebnisse von Lebensmittelkontrollen muss sich der Verbraucher derzeit noch aktiv kümmern. Dem Verbraucherschutz ist das zu intransparent. © Uwe Anspach/ dpa

Modelle nach skandinavischen Beispiel soll es auch in Deutschland geben

Sabine Holzäpfel von der Abteilung für Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg erklärt die Hürden, die für weniger Transparenz bei der Hygiene in Restaurants sorgen. So muss aktuell noch aktiv vom Verbraucher nach Veröffentlichungen des Gesundheitsamtes gesucht werden, ob ein Restaurant in letzter Zeit negativ bei Kontrollen der Lebensmittelüberwachung in Erscheinung getreten ist.

„Das ist nicht nur viel Aufwand für die Interessierten, sondern auch nicht transparent, da die Kontrollen erst ab einem bestimmten Level veröffentlicht und nach gewisser Zeit auch wieder gelöscht werden.“

88 Prozent der Deutschen für transparente Lebensmittelkontrollen

Eine vom Bundesverband der Verbraucherzentrale aufgegebene Forsa-Umfrage ergibt, dass sich 88 Prozent der Verbraucher eine Veröffentlichung der Ergebnisse von Lebensmittelkontrollen online oder an den Eingangstüren wünschen. 49 Prozent fühlen sich schlecht über die Hygiene und Sauberkeit von Restaurants und lebensmittelverarbeitenden Betrieben informiert.

Berlin-Pankow mit Smiley-System

Mit dem sogenannten Smiley-System schreitet Berlin-Pankow in Sache Transparenz mit positivem Beispiel voran: Im Stadtbezirk werden alle Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelüberwachung auf einer Internetseite veröffentlicht. Die Kontrollen der Lebensmittelbetriebe werden anhand von drei Smileys dargestellt.

Der Bundesverband der Verbraucherzentrale (vzbv) fordert die Bundesregierung dazu auf, eine bundeseinheitliche Veröffentlichung der Kontrollberichte zu ermöglichen. Das jüngst in Berlin eingeführte Hygiene-Barometer gehe zwar in die richtige Richtung, ist aus vzbv-Sicht aber unzureichend.

Online und offline sollen sich Verbraucher informieren können

„Wer ein Restaurant besucht, erhält meist keinen Einblick in die Küche. Verbraucher:innen sollen aber trotzdem vor dem Essen vor Ort über den Hygienezustand des Restaurants informiert werden.“ So Holzäpfel. Das soll beispielsweise geschehen, indem Internetportale einfach eingesehen werden können oder vor Ort an der Tür des Restaurants Informationen über die letzte behördliche Kontrolle informiert wird.

In Karlsruhe wurde ein Hygienesiegel bereits getestet, ist dann aber an rechtlichen Bedenken gescheitert, da es für Restaurants rufschädigend sein kann. „Deshalb, müssen bei Hygienesiegeln nicht nur negative, sondern auch positive Erfahrungen vermerkt werden. Das kann schließlich auch als gute Werbung für ein Restaurant dienen, das bei der letzten Kontrolle positiv abgeschnitten hat.“ Erklärt Holzäpfel.

Personell und finanziell muss die Lebensmittelüberwachung aufgestockt werden

Weiter sagt Holzäpfel: „Für bessere Kontrollen fordern wir ausreichend Personal und finanzielle Mittel für die Lebensmittelüberwachung, damit sie ihre Aufgaben flächendeckend erfüllen kann.“

Laut Angaben der vzbv ergeben Schätzungen, dass jährlich rund 130.000 Menschen in Deutschland an einer Salmonellen-Infektion erkranken. Ein Transparenzsystem könne für mehr Hygiene sorgen. Gut funktioniert das bereits in anderen Ländern, wie zum Beispiel Dänemark, wo der eingeführte Smiley für mehr Sauberkeit in Restaurants geführt hat.

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