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Entscheidung gefallen: Drei Heilbronner bekommen 5.000 Euro – fürs Nicht(s)tun

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Von: Daniel Hagmann

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Neben Bahngleisen weißt ein gelbes Plakat auf das „Stipendium fürs Nicht(s)tun“ hin.
Heilbronn soll 2022 die bundesweite „Hauptstadt der Folgenlosigkeit“ werden. Dabei gibt‘s auch ein „Stipendium fürs Nicht(s)tun“. © Mario Berger

Können diese Ideen helfen, dem Klimawandel entgegenzuwirken und die sozialen Unterschiede auszugleichen?

Nichts Neues kaufen, kein Essen verschwenden, kein Fleisch, dafür kostenloses Mittagessen anbieten. Mit diesen Ideen haben drei Heilbronner überzeugt – und wurden mit dem “Stipendium für Nicht(s)tun“ ausgezeichnet. Sie erhalten je 5.000 Euro dafür, drei Monate auf Dinge zu verzichten – und so negative Folgen für sich und die Umwelt zu vermeiden.

Das Stipendium ist das Herzstück des Kunst- und Stadtentwicklungsprojekts „Hauptstadt der Folgenlosigkeit“, das bis Mai 2023 in Heilbronn der Frage nachgeht, wie ein Leben vor dem Hintergrund von Klimawandel und wachsender sozialer Ungleichheit - zum Wohl der Umwelt - zukünftig aussehen kann. Und auch vor Heilbronn macht die zunehmende Trockenheit nicht Halt: Denn Wasserentnahmen sind im Hitze-Sommer 2022 nur noch eingeschränkt möglich.

StadtHeilbronn
StadtteileBöckingen, Sontheim, Horkheim, Neckargartach, Frankenbach, Klingenberg, Biberach, Kirchhausen
Fläche99,88 Quadratkilometer
Einwohnerzahl126.458 (31. Dezember 2020)
OberbürgermeisterHarry Mergel

Heilbronn: Geld fürs Nichtstun - Stipendium zum Wohl der Umwelt

In einer interaktiven Gameshow in Heilbronn haben sich Angela Manetto, Larissa Sperrfechter und Jonas Kachel durchgesetzt. Die zehn Finalisten waren zuvor in einem demokratischen Prozess aus mehr als 200 Bewerbungen ausgewählt worden. Ideen wie „Ich möchte mich nie wieder verlieben “ oder „Ich werde ab sofort keine Drogen mehr nehmen“ zogen den Kürzeren. „Ich freue mich sehr“, sagte Sperrfechter. Die 31-jährige Betreiberin eines Vintage-Shops in Heilbronn will folgenlos und umweltschonender leben, indem sie drei Monate keine neuen Produkte kaufen und mit dem Stipendiumsgeld ihr Laden-Angebot erweitern wird, der zukünftig auch Raum für Upcycling-Workshops bieten soll.

Die weitere Gewinnerin beim „Stipendium fürs Nicht(s)tun“ in der „Hauptstadt der Folgenlosigkeit“, Angela Manetto, Leiterin der Jugendherberge in Heilbronn, will im dortigen Bistro drei Monate jeden Mittwoch auf Fleisch verzichten und regionale Demeter-Produkte anbieten. Darüber hinaus wird die Jugendherberge 44 Essensboxen verteilen, die in der Stadt kursieren und gegen ein Essen eingetauscht werden können, damit auch Bedürftige eine Mahlzeit erhalten. „5.000 Euro reichen für 572 gesunde Mittagessen“, sagt Manetto, die hofft, dass auch andere Restaurants ihre Ideen zum Wohl der Umwelt aufgreifen.

Heilbronn: Essen retten, Umwelt schonen

Jonas Kachel stellt 20 Haushalten in Heilbronn - der „Hauptstadt der Folgenlosigkeit“ seine Koch-Kenntnisse zur Verfügung: Aus den Zutaten in den jeweiligen Küchen wird er gutes und gesundes Essen kreieren – und damit Lebensmittel vor dem Wegwerfen bewahren und die Umwelt schonen. Da es ihn nichts koste, seine Fähigkeiten einzusetzen, gibt Kachel das Preisgeld an drei weitere Finalisten des „Stipendiums für Nicht(s)tun“ weiter. 

Bereits jetzt zeigt sich, dass die Ideen Strahlkraft besitzen.

Philipp Wolpert

Über je 1.666 Euro freuen sich die Heilbronner Gerit Kopietz-Sommer, die nichts Brauchbares wegwerfen und eine neue Schenk-Kultur etablieren möchte, Marina Murmann, die ein Recycling-System für Zigarettenkippen plant, und Benedikt Supper, der mithilfe von VR-Technologie den Blick für Kinderarbeit bei der Rohstoffgewinnung schärfen will. 

Heilbronn: „Stipendium fürs Nicht(s)tun“ zeigt schon Folgen

Philipp Wolpert, der zusammen mit Tobias Frühauf das Projekt „Hauptstadt der Folgenlosigkeit“ in Heilbronn in Zusammenhang mit dem „Stipendium fürs Nicht(s)tun“ organisiert, erklärt: „Mit der Vielfalt und der Anzahl der Ideen für das ‚Stipendium fürs Nicht(s)tun’ sind wir sehr zufrieden. Bereits jetzt zeigt sich, dass die Ideen Strahlkraft besitzen und sich sehr erfreulich auf die Umwelt auswirken: Andere Menschen greifen Verzichtsgedanken auf und setzen sie um. Zudem vernetzen sich einige Teilnehmer und verbinden ihre Gedanken zu gemeinsamen Projekten.“ Und alles im Sinne für eine lebenswerte Zukunft. Denn Verzicht muss keineswegs einen Mangel erzeugen. 

Die beiden Kulturschaffenden und Kulturmanager Philipp Wolpert (links) und Tobias Frühauf sitzen nebeneinander auf Stühlen vor einer Steinmauer.
Im Rahmen eines nie dagewesenen, einjährigen Projekts wollen Philipp Wolpert (links) und Tobias Frühauf Heilbronn in ein „urbanes Spektakel“ verwandeln. © Fabian Fox

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