- vonMarc Thorwartlschließen
In den Heilbronner Supermärkten auf Einkaufstour während des EM-Halbfinalspiels.
Donnerstagabend. Die Gretchenfrage: EM-Halbfinale oder Einkaufstour? Selbst als bekennendem Eishockey-Enthusiasten fällt mir die Entscheidung nicht leicht, Gewissenskonflikte bereitet sie aber auch nicht.
Erster Supermarkt, 20.45 Uhr. Vor dem Eingang? Gähnende Leere. Ich entscheide mich, mein Auto großzügig über zwei Plätze stellen. Niemanden interessiert's. Die Handvoll Kunden, die - bepackt mit Knabbereien - durch die Ausgangstür hastet, will nur nach Hause.
Leergutabgabe: Ich komme mir vor, wie einst in der Quizshow "Geh' aufs Ganze" und kann zwischen Automat eins, zwei oder drei wählen. Ohne Zonk. Und im Markt? Keine Hektik und gaaanz viel Platz in den Gängen.
Eine Angestellte befüllt Regale. Ich gehe volles Risiko: "Wissen Sie, wo ich Bio-Vanilleschoten finde?" War das ein Codewort? Denn aus den Nachbargängen eilen zwei weitere Mitarbeiterinnen herbei. Zu dritt eskortieren sie mich zum Wunschartikel. So viel Service gibt's selten!
21.50 Halbzeitpause. Tristesse auch beim zweiten Supermarkt. Der hat bis 24 Uhr geöffnet. Ich werde mutiger und parke leicht schräg über zwei Standplätze. Zwei Kunden sind im Innern. Erkan hat sich mit Energy-Drinks eingedeckt. Für die zweite Halbzeit? "Nee, Fußball interessiert mich nicht."
Bilder: große Emotionen beim Halbfinale
Dann entdecke ich eine junge Dame im Deutschland-Trikot. An der Frischobst-Theke steht Lusiana. "Ich habe plötzlich Hunger bekommen und suche nur einen kleinen Snack. Dann düse ich wieder nach Hause zum Spiel." Sie geht zur Kasse, zahlt, dann herrscht wieder Totenstille.
Mit zwei Erkenntnissen fahre ich nach Hause: Nie war Einkaufen entspannter - und beim nächsten Mal parke ich quer.
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