Flüchtlingsunterkunft in Greuthof: Gemeinderat Wüstenrot einstimmig dagegen

70 Flüchtlinge auf 114 Einwohner sollten im Wüstenroter Weiler Greuthof untergebracht werden. Trotz schlechter Infrastruktur und offener Fragen zur Integration. Vom Gemeinderat gab es eine deutliche Absage an das Projekt.
Dicht auf dicht drängen sich die rund 150 Zuhörer am Dienstag (24. Januar) bis in den Flur vor dem Sitzungssaal des Wüstenroter Rathauses. Grund dafür ist Tagesordnungspunkt zwei der Gemeinderatssitzung an diesem Abend: die Abstimmung über die geplante Flüchtlingsunterkunft im Wüstenroter Weiler Greuthof. Das Thema hält die Gemeinde schon seit Wochen auf Trab.
Deutliches Ergebnis: Gemeinderat stimmt einstimmig gegen die Asylunterkunft in Greuthof
Es wird hitzig diskutiert im Sitzungssaal. Bei der Bürgerfragestunde vor der Abstimmung wird vor allem Bürgermeister Timo Wolf nicht geschont. Immer wieder tragen Anwohner unter lautem Beifall Argumente gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft vor und stellen das Verwaltungsoberhaupt wegen „fehlender Transparenz“ und „mangelnder Kommunikation“ zur Rede.
Umso deutlicher das Aufatmen nach dem Abstimmungsergebnis: Einstimmig entscheiden die Wüstenroter Gemeinderäte gegen die Nutzungsänderung des ehemaligen Greuthofer Pflegeheims und damit gegen die geplante Erstunterbringung. Das Thema Flüchtlingsunterkunft ist in der Gemeinde damit nicht vom Tisch, gibt es doch eine nach dem Königsteiner Schlüssel festgelegte Zahl an Asylsuchenden, die auf die Bundesländer verteilt werden müssen.
Das aber, so die Hoffnung der jungen Frauen Valentina und Dajana Wulle, die sie mit Schildern kundtun, im Rahmen einer „menschenwürdigen Unterbringung“ und unter Umständen, die „Integration ermöglichen“.
Erleichterung bei Greuthofern: „Ich bin stolz auf unseren Gemeinderat“
„Nach dieser Abstimmung fühle ich mich unglaublich erleichtert“, sagt Susanne Helmer-Scholl, Sprecherin der Bürgerinitiative Greuthof Wüstenrot. Die dreifache Mutter habe „richtig viel Zeit“ in das Engagement für die Bürgerinitiative und die „Aufklärungsarbeit“ über das geplante Bauvorhaben investiert und resümiert: „Es waren harte vier Wochen.“
Am Ende dieses Kapitels findet die Heilpraktikerin und Beraterin Worte der Anerkennung für das Gremium: „Ich bin stolz auf unseren Gemeinderat, dass er so entschieden hat. Es ist Aufgabe dieses Gremiums, die Bürger zu vertreten und zum Wohle der Gemeinde zu entscheiden. Das haben sie heute getan.“
Mehr als nur ein Bauantrag – Gemeinderäte bemängeln fehlende Kommunikation
Trotz aller Erleichterung seitens der Bürgerinitiative und der engagierten Anwohner bleibt für viele Anwesende beim Gedanken an die letzten Wochen ein bitterer Nachgeschmack vorhanden. „Für mich und für die Bürger ist das hier nicht nur ein Bauantrag“, sagt Ortsvorsteher Heiko Dietterle.
Das Gemeinderatsmitglied findet dem Bürgermeister gegenüber klare Worte: „Im Endeffekt zeigt diese Geschichte, dass dieser ganze Aufriss vonnöten war, um zu dieser Ablehnung zu kommen.“ Auch Gemeinderatsmitglied Bernd Sinn sagt: „Für mich und die Kollegen, mit denen ich gesprochen habe, war von vornherein klar: Dieses Unterfangen funktioniert nicht.“
Umso tragischer sei es, dass die Gremien wie Ortschaftsrat und Gemeinderat im Vorfeld der Planung des Projektes übergangen worden seien. „Beim nächsten Mal würde ich vorschlagen, dass die Verwaltung einfach ein kleines Statement zu Angelegenheiten dieser Art abgibt, statt zuzulassen, dass Emotionen hochkochen und Ängste entstehen“, rät Gemeinderat Benjamin Bäuchle.